Hier finden Sie einen Auszug von "Pilgern: die Schönheit Japans" von Markus Buthe, aus Ursache\Wirkung № 124: „Frei Sein".
Der Shikokou-Pilgerweg in Japan verläuft auf über 1.000 Kilometern, vorbei an 88 Tempeln. Der Autor sah die Wanderung zunächst als sportliche Herausforderung. Doch schon bald kam er in Kontakt mit der Schönheit Japans und der Freundlichkeit seiner Bewohner.
Wie es beim Pilgern normalerweise ist, macht man sich alleine auf den Weg.
Eingangstor des 63. Tempels auf dem Pilgerweg: Kichijō-ji in Saijō in der Präfektur Ehime auf der Insel Shikoku.
Doch manchmal geschieht etwas Überraschendes, und man trifft andere Menschen – und das bedeutet Glück. In Japan ging ich den zweitlängsten Pilgerweg der Welt: 1.208,7 Kilometer in 22,5 Tagen. Was mich antrieb? Ein Brennen für das, was mich glücklich macht. Ich wollte ein Abenteuer erleben.
2022 pilgerten einige Bekannte auf dem Jakobsweg. Als Long Trail Runner, einer, der gerne viele Kilometer querfeldein laufend hinter sich bringt, weckte das mein Interesse. Im Zuge meiner Recherche entdeckte ich einen Weg, der im Netz „Der japanische Jakobsweg“ genannt wird. Es ist ein Rundweg auf der Insel Shikoku, der an 88 buddhistischen Tempeln vorbeiführt.
Dieser Weg ließ mich, gepaart mit dem Wissen um die faszinierenden Werte Japans wie Respekt, Wertschätzung, Hilfsbereitschaft, nicht mehr los. Die Begeisterung war groß, und meine innere Stimme sagte unaufhaltsam: „Markus, du musst diesen Weg gehen!“
Zu sich selbst finden
Was ich anfangs als rein sportliche Herausforderung anging, entpuppte sich als eine Erfahrung von Schönheit. Schon beim ersten Schritt auf japanischem Boden beeindruckten mich die Menschen und die Vegetation. Vor allem berührte mich die respektvolle Freundlichkeit und Aufmerksamkeit der Japaner. Auf der 19.000 Quadratkilometer großen Insel Shikoku angekommen, begann eine intensive Zeit in subtropischem Klima und mit tollen Begegnungen.
Auf langen Strecken findet gerade ein Pilger schnell zu sich selbst. Dies gelang mir sogar auf meinen Märschen mit 100 Kilometern innerhalb von 24 Stunden. Doch in Japan war es noch einmal etwas anders. Wo auch immer ich unterwegs war, verbeugten sich die Menschen, wünschten mir viel Kraft und riefen mir zu, dass ich durchhalten solle. Denn Anstiege von 21 bis 30 Prozent und unzählige Treppenstufen zu den Tempelanlagen brachten viele Herausforderungen mit sich.
Rückenwind gaben mir Gespräche mit Einheimischen, das Innehalten am Meer oder das Verweilen in der Sonne. Auf Shikoku sagt man sich, dass der Begründer des Pilgerweges, der buddhistische Mönch Kūkai, postum „Kōbō Daishi“, an der Seite eines jeden Pilgers geht. Die Japaner glauben, am Segen Kūkais teilhaben zu können, wenn sie die Wanderer unterstützen und ihnen Respekt bekunden. Diese Gastfreundschaft nennt sich auf Japanisch „osettai“.
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Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung № 124: „Frei Sein!"
Bilder Text © Markus Buthe