Buddha verkündete vier edle Wahrheiten. Bis heute haben sie nicht an Aktualität verloren. Ich möchte sie am Beispiel von Liebesbeziehungen in Erinnerung rufen.
Die erste edle Wahrheit: ‚Leiden‘
Es tut weh, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren. Es enttäuscht, wenn wir nicht so attraktiv, klug, begabt oder beliebt sind, wie wir es gerne wären, oder unser Partner derartigen Vorstellungen nicht entspricht. Es ist schmerzvoll, wenn die erste Verliebtheit nicht andauert, ein Partner eine andere Lebensausrichtung einschlägt, ein Kind erkrankt, eine schöne Zeit vorübergeht oder Eifersucht uns kontrolliert.
„Das Leben ist leidvoll und unbefriedigend“, heißt es in der ersten edlen Wahrheit.
Mal mag es die Schmutzwäsche sein, die der Partner nach dem Sport liegen lässt und die uns fürchterlich aufregt, mal ein schwerer Verlust, der tief erschüttert. Von banalen Kleinigkeiten bis tragischen Schicksalsschlägen – in der einen oder anderen Form begegnen wir immer wieder Leid. Denn buddhistisch gesagt: Es ist leidvoll, von Liebem getrennt zu sein, und leidvoll, durch Unangenehmes belastet zu sein.
Die zweite edle Wahrheit: ‚Die Ursache des Leidens‘
Wir wollen Liebe und Harmonie, bekommen aber nur das Gefühl des Mangels. Unsere Erwartungen an eine Beziehung werden nicht erfüllt. Wir können Menschen und Geschehenes nicht ändern. Die Macken des Partners nerven, die Kinder pubertieren oder das Liebesleben kommt zu kurz. Hand aufs Herz: So sehr wir es auch versuchen, es klappt einfach nicht mit dem großen Glück – zumindest solange wir es im Außen suchen.
Buddha spricht von Gier (Habenwollen), Hass (Ablehnung) und Verblendung (Unwissenheit) als wesentliche Ursachen des Leidens.
Die schönen Momente, in denen wir das Glück in Händen halten, werden mitunter intensiv erlebt und als Folge tendieren wir dazu, es einsperren und für immer ‚konservieren‘ zu wollen. Wir wollen unter allen Umständen glücklich bleiben und geraten so in ein leidvolles Habenwollen. Oder wir entwickeln eine Abneigung gegen bestimmte Eigenheiten und Verhaltensweisen jener Menschen, die wir einst in den Himmel hoben. Entsprechen äußere Umstände nicht mehr unseren Vorstellungen, leiden wir immens. Wir möchten nicht hergeben, was so wunderbar war, und dringend loswerden, was wir als unangenehm empfinden.
Die dritte edle Wahrheit: ‚Das Ende des Leidens‘
Wie können wir nun das Leid überwinden? Üben wir uns darin, unsere sexuellen, emotionalen und materiellen Erwartungen aufzugeben, öffnen wir uns für neue Erfahrungen und erkennen, wie wenig unser (innerer) Glück(szustand) von äußeren Gegebenheiten abhängt.
Buddha betonte in der dritten edlen Wahrheit ein Ende des Leidens durch das Loslassen seiner Ursachen.
Haften wir nicht mehr an der Idee vom idealen Partner, vom großartigen Kind, vom perfekten Liebesleben an, tut sich durch die wachsende Akzeptanz ein völlig neuer Erlebenshorizont auf. Darin besteht die eigentliche Herausforderung. Es ist ein tief sitzender Irrglaube, diese Idee von einer Welt oder einer Beziehung, die wir unabhängig von unserem inneren Geisteszustand zurechtrücken können, um ein ewig währendes Glück herbeizuführen. Diesen Irrglauben gilt es fallen zu lassen.
Die vierte edle Wahrheit: ‚Der Weg zum Ende des Leidens‘
Rechte Einsicht, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit und rechte Versenkung bilden den ‚edlen achtfachen Pfad‘. Er gilt im Buddhismus als Weg zum Ende des Leidens.