Buddhas edler achtfacher Pfad wird in drei Gruppen unterteilt: Wissen, Ethik und Geistestraining. Wissen im Sinne von Weisheit wird aus buddhistischer Sicht durch die rechte (richtige beziehungsweise vollkommene, keineswegs politisch ‚rechte‘) Erkenntnis und Gesinnung erlangt. Welche Rolle Wissen und Weisheit in Zeiten des Umbruchs spielen, möchte ich am Beispiel der Präsidentschaftswahlen in Österreich schildern.
Buddhistisch gesprochen geht es nicht um ein intellektuelles, elitäres Wissen, sondern um eine förderliche Geisteshaltung und die Einsicht in das Entstehen und Auflösen von Leiden. Laut Berichten österreichischer Tageszeitungen schwindet die Zustimmung zu Norbert Hofer mit zunehmender Bildung. Doch jeder, ob Lehrling oder Universitätsprofessor, trägt ein erfahrungsbezogenes, intuitives Wissen in sich – davon bin ich überzeugt. Nicht bloß Geschichtsbücher sind notwendig, auch unsere ERFAHRUNG hat uns gezeigt, dass wir mit einem Rechtspopulisten wohl keine förderliche Geisteshaltung für Österreich schaffen werden. Auch können wir uns die Frage stellen, wie Leid für jeden Einzelnen von uns und für eine Gesellschaft entsteht und wie es aufgelöst werden kann. Ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher pokert in dieser Frage hoch – sind sie orientierungslos oder schlicht fehlinformiert? Auf Facebook wird inzwischen von der ‚braunen Masse‘ und den Österreichern, die aus Erfahrung nur dümmer werden, geschrieben. Achtung – das löst keine Probleme und polarisiert nur!
Buddhas Weg ist ein Weg der Mitte, der alle Extreme vermeidet.
Nun befinden wir uns in Österreich wenige Wochen vor der Stichwahl zwischen Dr. Alexander van der Bellen und Norbert Hofer. Ein Weg der (politischen) Mitte schien undenkbar. Zu groß die Frustration über die regierenden Parteien. Handelt es sich nun um einen Kampf zwischen den Extremen – Grün gegen Blau, Links gegen Rechts? Ich möchte meinen, dass dem nicht so ist und wir mit Dr. Alexander van der Bellen sehr wohl einen Weg der Mitte einschlagen, der die Wahrung von Menschenrechten betont, verbindend agiert und in der Lage ist, eine repräsentative Rolle auf internationalem Parkett als Bundespräsident zu erfüllen – und das ist in unser aller Sinne.
Im Buddhismus wird der Weg von Avidya (Unwissenheit) zum Erwachen angestrebt.
Eine weise Gesinnung meint im Buddhismus, ohne Groll, Hass und Gier zu handeln und niemanden zu schädigen. Sie ist außerdem eine Aufforderung, die eigene Gedankenwelt zu prüfen: Handelt es sich um einen heilsamen Gedanken, also einen Gedanken, der mir und den anderen Wohl beschert, oder um einen unheilsamen Gedanken, der mir und anderen Übel oder Leiden beschert? Wir sollten uns darauf besinnen, was für ein zwischenmenschliches Miteinander erstrebenswert ist. Es ist kein ‚linker Gutmensch‘, wer Gutes will.
Heilsame Handlungen sind zunächst Handlungen.
Wenn im Buddhismus von heilsamen Willenshandlungen die Rede ist, so ist allem voran zunächst ein HANDELN vorausgesetzt. Bleiben wir bei unserem Beispiel: Nur wer vom Wahlrecht Gebrauch macht und keine politische Resignation oder Passivität an den Tag legt, kann zu einer friedlichen, konstruktiven Entwicklung beitragen. Also am 22. Mai 2016 wählen gehen!
Fotos: David Gabriel Fischer und Pixabay