Das liebe ‚Aber‘ ist die Schwester des ‚Eigentlich‘. Beide haben es faustdick hinter den Ohren. Sie kommen so unscheinbar daher, man möchte meinen, sie seien ganz harmlos. ABER EIGENTLICH ist dem nicht so!
Wir hören sie ständig, diese Sätze, die einen unangenehmen Beigeschmack haben: „Er ist toll, aber ...“, „Ich bin kein Rassist, aber ...“, „Eigentlich wollte ich gerne vorbeikommen, aber ...“.
Wir aber-isieren und eigentlich-isieren unser Leben aus Feigheit, Trägheit oder einem falschen Verständnis von Höflichkeit. Dabei schwingt immer eine Spur Unehrlichkeit mit. Die gefühlte Wahrheit sieht oft ganz anders aus. Wie wäre es zur Abwechslung mal, wenn wir für einige Zeit unsere ‚Abers‘ und ‚Eigentlichs‘ beiseitelegen würden? Wir sollten anderen und uns selbst kein aufrichtiges Feedback vorenthalten und stattdessen offen aussprechen, was Sache ist. Wenn wir sagen, was wir tatsächlich meinen, können obige Sätze vielleicht folgendermaßen klingen: „Er ist nicht toll genug, denn er entspricht nicht meinen gewünschten Vorstellungen.“ – „Ich habe teilweise ungerechtfertigte Vorurteile und Angst vor dem Unbekannten.“ – „Ich hatte heute einfach keine Lust mehr vorbeizukommen.“
Also, verabschiedet euch für eine Weile vom ‚Aber‘ und ‚Eigentlich‘ und sprecht Klartext! Ich werde das Experiment ebenfalls wagen.
Diese und weitere amüsante Abbildungen findet ihr in ‚Gefühlte Wahrheit – Unser Leben in unterhaltsamen Diagrammen‘. Süddeutsche Zeitung Magazin. Prestel Verlag, München 2016.
ertappe mich noch viel zu oft beim Aber, das Eigentlich hab ich schon entfernt
Neusprech nach Orwell wohl schwerlich, oder???