Alles in unserer Welt scheint auf Beschleunigung ausgerichtet zu sein. Selbst die Stürme haben sich in diesem Herbst in extreme Geschwindigkeiten gesteigert. Doch gerade dadurch blockieren umgestürzte Bäume auf einmal unsere altbekannten Wege und zwingen uns, zur Ruhe zu kommen, am besten zu Hause zu bleiben. Auch hier eine paradoxe Situation.
Wir diskutieren über Klimawandel, fragen uns, wodurch die Stürme ausgelöst werden. Kann es wirklich sein, dass durch unser Verhalten die Natur aus dem Gleichgewicht gerät? Auf jeden Fall erleben wir einen Zeitenwandel, einen Übergang von einem Jahrtausend ins nächste, den Beginn einer neuen Epoche.
„In meiner Kindheit gab es keine Uhren und alle hatten Zeit“, sagt Amma im Dokumentarfilm ‚Compassion‘, den ich kürzlich auf YouTube gesehen habe.
„Heute gibt es Mengen von Uhren, aber keiner hat mehr Zeit.“
Wir greifen nach allen technischen Möglichkeiten, die uns Beschleunigung bieten (der computergesteuerte PKW wird von der Automobilindustrie schon in aller Eile entwickelt, um in Kürze auf den Markt geworfen zu werden, habe ich erfahren, als wäre es das, was wir am meisten brauchen), und gleichzeitig sehnen wir uns nach immer mehr Ruhe, nach Entschleunigung im seelisch-geistigen Bereich. Denn Geschwindigkeit ist anstrengend, kann bis zur Erschöpfung führen. Und dann, wenn wir keine Kraft mehr haben, was machen wir dann?
Ein bunter Markt an Meditationsangeboten steht uns zur Verfügung. Angefangen von Stille-Einkehr-Tagen in katholischen Klöstern über ‚Om Namah Shivaya‘-Meditationen im Yoga-Ashram bis hin zu Ritualen zur Erlangung von Ganzkörper-Orgasmen habe ich schon so manches probiert vom reichhaltigen Buffet der Entspannungstechniken, die das Universum für uns bereithält. Doch oftmals ist mir das alles zu ehrgeizig, zu anstrengend, zu viel.
Oftmals möchte ich einfach gar nichts machen, um zur Ruhe zu kommen und wieder Kraft aufzutanken. Nichts leisten, nichts lernen, nichts erreichen müssen, einfach nur da sein, wie eine Katze, die sich in die Sonne legt und schnurrt. Doch so einfach wie die Tiere haben wir Menschen es nicht: Müßige, destruktive Gedanken drängen sich uns gerne auf, gerade in Momenten, in denen im Außen alles ruhig und friedlich ist. Und genau da fängt das Ringen um positive Gedanken an, bei mir jedenfalls. Stets ruhige und friedliche Gedanken zu hegen, das will geübt werden.
So greife ich an freien Tagen, an denen ich Zeit für mich selbst habe, dann doch immer wieder nach dem Klassiker, den ich schon aus meiner Kindheit kenne: ein gutes Buch mit einer leichten, fröhlichen Geschichte. Meine Mutter hat meiner Schwester und mir, als wir Kinder waren, jeden Abend eine Gutenachtgeschichte vorgelesen. Seit ich selbst lesen kann, habe ich so manches Buch verschlungen, das meine Fantasie angeregt hat, eigene Geschichten auszudenken und aufzuschreiben.
Doch um das Verschlingen von Büchern kann es im neuen Jahrtausend natürlich nicht mehr gehen. Jetzt wird unsere Welt feinstofflicher, jetzt geht es darum, wahrzunehmen, dass Gedanken Kräfte sind, die wir steuern können. So achte ich bei der Auswahl meiner Lektüre neuerdings darauf, dass sie meinen Gedankenfluss zur Ruhe bringt und in positive Bahnen lenkt. Mit einem heiteren Roman gelingt mir das leichter und für einen längeren Zeitraum, als wenn ich einfach nur „Om Namah Shivaya“ in meinem Inneren rezitiere. Wobei ich diese beiden Dinge nicht gegeneinander ausspielen möchte. Alles hat seine Berechtigung im richtigen Moment.
Bücher schicken die Gedanken auf Reisen, während man es sich als Leser zu Hause auf dem Sofa gemütlich einrichtet. Versunken in einen Roman erscheint uns der Rest der Welt bedeutungslos. Wenn es draußen winterlich kühl und regnerisch ist, kann man es sich drinnen mit einem guten Roman umso kuscheliger machen, eingehüllt in eine warme Decke, verwöhnt mit einer Tasse heißem Tee. Die Helden steigen aus den Seiten empor, gedruckte Buchstaben fügen sich zu Sätzen, zu Szenen über Liebe und Leidenschaft, zu Familiendramen, bereichernden Begegnungen. Nirgends sonst ist der Luxus der Zeitlosigkeit so zu spüren wie im Lesesessel, wenn Minuten zu Stunden werden.
Wassermannzeitalter hin oder her – mein bevorzugtes Genre ist nach wie vor der Liebesroman. Deswegen schreibe ich mittlerweile auch selbst welche. In der Fantasie ist so manche Begegnung romantischer als in der Realität – das ist das Erholsame. Ein wichtiger Aspekt ist natürlich auch, dass unsere Fantasien unsere Realität formen, denn Fantasien sind Visualisierungen. Das Drehbuch zum Film des Lebens sozusagen. Ein Drehbuch sollte immer gut durchdacht sein, finde ich – und natürlich ein Happy End haben. Aus Büchern kann man sich da gute Anregungen holen.
Auch wer für seine Mitmenschen stets eine Quelle der Freude sein möchte, kann diese Quelle mit Ideen aus guten Büchern speisen, denn auf Bücher ist immer Verlass. Sie bleiben ganz beharrlich bei ihren positiven Botschaften, egal, welch heftige Stürme gerade in unserer Welt toben oder wie quengelig und anstrengend die eigenen Gedanken manchmal sein mögen. Bücher muntern uns immer wieder auf, egal, in welcher Stimmung wir uns gerade befinden, lassen Licht und Liebe in unsere Gedankenwelt fließen, hüllen uns ein in ihre Herzensklänge, lassen uns spüren, dass sie für uns da sind.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gesegnete Festtage mit einer wundervollen Lektüre.