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Ein Begriff, der sich toll anhört, nach etwas Gewaltigem. Ganz früher fand ich ihn aufgesetzt und belächelte Angebote, die Transformation versprachen. Über Transformation.

Später – ich hatte inzwischen meine spirituelle Praxis vertieft und eine weitere erkleckliche Anzahl von Klienten auf ihren Lebenswegen begleiten können – schien ich die Idee dahinter verstanden zu haben. Doch erst seit Kurzem sollte mir ein Licht aufgehen: Es handelt sich um nichts weniger als um einen Sterbe- und Neugeburtsprozess des Menschen.
Mein frühes und später vertieftes Interesse an Geburts- und Sterbeprozessen passt doch wirklich gut zu meinem Lebensweg, zu meinem beruflichen Werdegang, der schließlich in Berufung mündete: Die vor allem symbolischen, aber konkret durchlebten krisenhaften Prozesse von Menschen zu begleiten.
Was ist damit gemeint?
Oft tragen wir Wunden mit uns herum, die uns weder in ihrem Vorhandensein, noch in ihrem Ausmaß und ihren Auswirkungen bewusst sind. Da war ein Verlust unwiderruflich gewesen, und wir hatten ihn kaum oder gar nicht betrauert. Dass es sich dabei nicht nur um verstorbene Freunde oder enge Verwandte handeln muss, sondern auch um verstorbene Tiere, um das Verlassen geliebter Wohnorte, Schulen, Kameraden. Um längere Krankheiten, nach denen wir irgendwie nicht mehr dieselbe waren. Um berufliche Veränderungen, die uns aufgezwungen wurden. Um starke Einschnitte in unser Leben mit Liebespartnern, die auch positiver Natur gewesen sein können. Immer musste oder konnte ein vertrautes Leben aufgegeben, hinter sich gelassen werden, immer hat sich die Vorstellung von uns selber oder einem/einer anderen wichtigen Person in unserem Leben stark geändert, ist vielleicht sogar zusammen gebrochen. Vielleicht waren wir innerlich zusammen gebrochen, ohne es zu merken, haben einfach weiter gemacht, immer weiter. Was eigentlich nicht schlecht ist, aber es ist für uns sehr ungünstig, wenn wir dabei bewusstlos sind. Kraft kann uns verloren gehen, Lebenskraft. Freude. 

Im besten Fall hat uns all dies dabei geholfen, Charakterstärke zu entwickeln. Dies hat uns reifer werden lassen. Erwachsen. Erwacht und erwachsen gehören nicht nur von der Wortwurzel her zusammen.
Doch Transformationsprozesse, Wege zum Ganzwerden, werden uns nicht geschenkt. Wir bezahlen mit Tränen, Angst, Wut, Verzweiflung, Sehnsucht, Trauer, Scham, Hoffnung, Anwandlungen von Freude, mit der ganzen Palette unserer menschlichen Gefühle. Vor allem also mit Gefühlen, die wir schlecht aushalten, weil sie so schmerzhaft sind. Typischerweise auftretende Gefühle und körperliche Empfindungen wie bei Tod, Verlust, schwerer Trauer.
Wir können also tatsächlich Sterben üben, wie viele Mystikerinnen und Weise sagen. Können vertraut werden mit den krisenhaften Übergängen unseres Lebens und diese wirklich und wahrhaftig erleben. Die Neugeburt nach schwerer Krankheit, sich wie neugeboren fühlen, wenn etwas wirklich Neues, Frisches, Nie-Gekanntes winkt. Solche Einblicke, Durchbrüche können auch in therapeutischen Sitzungen, Retreats, in der Liebe oder mitten in der Natur eintreten. Doch nur, wenn die Veränderung tiefgreifend und dauerhaft ist, spricht man von Transformation.
Ein Mensch hat endgültig ein vergangenes Leben, ein altes Selbst, eine vertraute Identität oder was er dafür hielt, hinter sich gelassen. Eine Tür ist ins Schloss gefallen und der Mensch auf seine eigenen, neue Füße.

Eben als Neugeborener.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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