Im vierten Teil dieser Artikelserie widmen wir uns dem Element Metall und damit der Herbstzeit. Außerdem stellen wir uns die Frage, was es im Yoga/Ayurveda und in der TCM bedeutet, „auf den Körper zu hören“.
„Auf den Körper hören“
Im Ayurveda/Yoga gibt es das Konzept der drei Doshas, also der Konstitutionstypen, die sich in jedem Menschen wiederfinden. Diese sind Vata (Wind, Luft und Äther), Pitta (Feuer und Wasser) und Kapha (Erde und Wasser). Die meisten Menschen sind Mischtypen, und auf den Körper zu hören, also gesund zu sein, bedeutet im Ayurveda, im Gleichgewicht mit der eigenen Konstitution zu sein. Je nach Konstitution bevorzugen wir eine bestimmte Lebensweise, klimatische Verhältnisse und sehen uns anderen mentalen Herausforderungen gegenüber. Somit gilt es, hier sowohl auf physische als auch psychische Komponenten der Lebenskraft zu achten. Zur Diagnose werden folgende Mittel eingesetzt: ayurvedische Pulsdiagnose und Zungendiagnose, Untersuchung von Urin und Stuhlgang, Betrachtung der Augen und der Haut, Beurteilung der Stimme und der äußeren Erscheinung.
In der Hatha-Yoga-Praxis schulen wir auch das Hören auf den eigenen Körper und das Erforschen der eigenen physischen Grenzen durch Innehalten und Nachspüren. Der Bereich des Hatha Yoga ist allerdings vielfach in der westlichen Welt eine Bewegungslehre, die sich auf die körperlichen Aspekte beschränkt. Deshalb ist es sinnvoll, das Bewusstsein auch im Hatha Yoga sowohl auf die Integration der geistigen Komponente in der physischen Bewegung als auch umgekehrt zu lenken.
„… Ihr solltet Euch mit dem Sonnenuntergang zurückziehen und in der Morgendämmerung aufstehen. So wie das Wetter im Herbst unwirtlicher wird, verändert sich auch das emotionale Klima. Deswegen ist es wichtig, Ruhe und Frieden zu bewahren und nicht in Depression zu verfallen, denn nur so kann der Übergang zum Winter reibungslos verlaufen. Es ist die Zeit, Geist und Energie zu sammeln, sich auf weniges zu konzentrieren und die Begierden im Zaum zu halten …“
(Aus der Gelbe Kaiser)
Die Diagnose in der TCM beruht nicht auf bildgebenden Verfahren oder Laboruntersuchungen. Der TCM-Arzt erkundet den Menschen mit all seinen Sinnen, was viel Erfahrung voraussetzt. Es werden folgende Mittel eingesetzt: Anamnesegespräch, Geruch und Gehör, äußere Erscheinung (Antlitz), Zungen- und Pulsdiagnostik. Hier sehen wir einige Übereinstimmungen mit den Mitteln der Ayurvedadiagnostik.
Wo sich Ayurveda auf die Konstitutionstypen als Ausgangspunkt stützt, ist es in der TCM jedoch die Jahreszeit oder ein der Jahreszeit zugeordnetes Element (Wasser, Luft, Erde, Feuer, Metall), weshalb im Yin Yoga auch immer wieder ein Üben nach den Elementen stattfindet und damit ein Stärken und Ausgleichen der Qi-Energie in den dazugehörigen Meridianen. Die Verbindung Mensch und Natur steht hier deutlich im Fokus, und gesund zu sein und auf den Körper zu hören bedeutet, für ein ausgeglichenes Qi in den jeweiligen Funktionskreisen zu sorgen. Ein Qi, das nicht stagniert oder überschießt und das in Einklang mit den Kräften in und um uns steht.
In der TCM wird dem Herbst das Element Metall zugeordnet, der klimatische Faktor ist Trockenheit, das zugehörige Sinnesorgan ist die Nase, das Gewebe die Haut. Im Yoga würde man das Kehlkopf- und Wurzelchakra zuordnen. Metall kann geformt werden und erhärten, die Bewegung ist nach innen gerichtet, kontrahierend. Dieses Element steht für die unterstützende und erhaltende Energie, die das Universum zusammenhält. Ein Element, das Form und Struktur gibt. Im Herbst sind wir emotional mit dem Abschiednehmen in Kontakt, das zeigt sich auch in der Natur, wo die Pflanzen ihre Blätter verlieren/loslassen. Andererseits lässt das Wesen des Herbsts auch Verbundenheit mit unserer Umgebung und Lebenskraft erkennen. Das Metall-Chi schenkt uns Stärke, um unsere innere Wahrheit zu erkennen und nach ihr zu leben. Wenn das Chi stagniert, kann sich das durch Traurigkeit ausdrücken, oder wir haben Schwierigkeiten, uns abzugrenzen beziehungsweise unsere Grenzen wahrzunehmen. Das zugehörige Meridianpaar ist das der Lunge und des Dickdarms. Beide Meridiane stehen in Verbindung mit Austausch und Ausscheidung und somit für eine Interaktion mit der Umgebung. Die Lunge nimmt die feine Essenz der Luft auf und verteilt sie. Der Dickdarm verarbeitet gröbere Stoffe und scheidet unverdauliche Reste aus. Störungen im Lungenmeridian drücken sich in mühsamem Atem, Melancholie bis hin zu Depressionen aus. Atemwegserkrankungen und Benommenheit sind kennzeichnend, somit hat die Lunge auch großen Einfluss auf die Hirnfunktion und die geistige Verfassung des Menschen. Störungen im Dickdarm-Meridian zeigen sich durch Antriebslosigkeit und wenig Lust auf körperliche Betätigung. Dies schränkt die Aufnahme und Abgabe von Qi weiter ein.
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Fotos © Astrid Eder