Wir alle sind gegenwärtig konfrontiert mit einem realen Krieg, Russlands Invasion in die Ukraine, mit all dem Leid und Elend, den schrecklichen Bildern von Tod und Zerstörung, Flucht und Vertreibung, mitten in Europa.
Der Begriff „Buddha-Krieger“ richtet sich auf jene traditionellen Kampfkünstler, deren vom Daoismus und Zen (-Buddhismus) geprägter „Weg“ (japanisch Do) der Weg des „Nichtkampfes“ (japanisch Bu), der Gewaltlosigkeit und achtsamen Wertschätzung aller Lebewesen ist. Bu-Do ist die spirituelle Theorie und Praxis der „Friedvollen Krieger“1, erst recht, wenn sie „Bukkyo-Budo“2, der Lehre des Buddha (japanisch Bukkyo) folgen und die physischen Bewegungsübungen als „Instrument der Erziehung des Selbst“3und vor allem geistige Schulung begreifen. Diese Budo-ka, die Ausübenden der „geistschulenden Kampfkunst“ als von außen (Körper) nach innen wirkender Weg, und besonders die „Buddha-Krieger“ (Bukkyo Budo-ka), die sich in der Tradition der Zen-Schulung der Shaolin-Mönche intensiv mit buddhistischer Philosophie und Psychologie befassen, lehren hohe ethisch-moralische Werte wie Freiheit, Frieden, Toleranz und Mitgefühl und (Nächsten-)Liebe.
Die exzessive Gewalt und Grausamkeit dringen in unsere Köpfe und Herzen, bestimmen unsere Gedanken und Gefühle, machen fassungs- und hilflos, wütend, ängstlich und traurig.
Nun, wo Solidarität der westlichen Welt mit den Opfern ebenso politisch wie menschlich wächst, man gemeinsam gegen den Krieg und seinen Wahnsinn protestiert und Hilfen organisiert, wo jeder „normale“ Mensch Mitleid empfindet, lastet auf uns Budo-ka und „Buddha-Kriegern“ eine zusätzliche besondere Verantwortung, Farbe zu bekennen. Immerhin führen wir den Begriff „Krieger“ im Namen und mögen – missverstanden – etwa als kriegerische „Soldaten“, als gewaltbereite Kämpfer und latente Kriegsbefürworter gehalten werden. Das Gegenteil ist ja der Fall, und nun müssen wir uns zu Wort melden und offensiv eintreten für die friedlichen Werte, für die wir „kämpfen“.
Unsere „Waffen“ sind guter Wille, Wohlwollen, Bewusstheit, Achtsamkeit und grenzenlose Gewaltlosigkeit und unser Ziel, Konflikte zu vermeiden, zu verhindern, zu lösen. Wir helfen den Schwachen, den Opfern, den ohnmächtigen Hilf- und Wehrlosen, den Verzweifelten. Wir wollen das Leid aller leidenden Mitgeschöpfe lindern, helfen und trösten. Unsere durch hartes und langes Üben erarbeitete Autorität als souveräne „Meister der Beendigung eines Kampfes“ setzen wir ein, Gewalt zu stoppen und Frieden zu stiften. Wer so Budo lernt und lebt, muss jetzt aufstehen, Widerstand und Hilfe leisten. Wir Budo-ka dürfen nicht tatenlos bleiben – haben wir doch (spätestens als fortgeschrittener Kampfkünstler) Gelübde abgelegt, unser kämpferisches und mentales Können, unsere „Samurai-Macht“4, ausschließlich zum Wohle der Menschheit und ihrer verletzlichen Welt einzusetzen – privat und auch professionell5.
In unseren Dojo (japanisch „Ort, an dem der Weg geübt wird“), also Budo-Lehrstätten, haben wir Lehrer alle Schüler aufgerufen6, ihren Teil beizutragen, Leid zu lindern, das sich nun im Krieg so vergrößert. Es reicht nicht, zu meditieren (schon, um sein Mitgefühl weiterzuentwickeln) und „gute geistige Botschaften“ in die Welt zu schicken – es muss gehandelt werden. So haben wir neben Geld- und Sachspenden vor allem Medikamente, Essen und warme Kleidung gesammelt und direkt an die ukrainische Grenze gefahren und öffentlich um Solidarität geworben. Gerade wir spirituellen Kampfkünstler haben die Pflicht und Verantwortung, etwas Gutes für die Verteidiger zu tun.
Aber auch DU!
Bilder Header & Teaser © Unsplash
Bild im Text © Jörg M. Wolters
1Wolters, J.-M.: Ereignis, Erlebnis, Erfahrung, Erkenntnis – Erwachen, Erleuchtung; hier auf Ursache/Wirkung (2020).
2Ders.: Buddhistische Kampfkunst & Psychologie als Lebensweg & Heilkunst; hier auf Ursache/Wirkung (2021).
3Ders.: Budopädagogik und -therapie: Wie Kampfkunst hilft und heilt; hier auf Ursache/Wirkung (2021).
4Ders.: Samurai-Tugenden und Psychotherapie heute; hier auf Ursache/Wirkung (2020).
5Ders.: Budotherapie: Von Kampfkunst zur Heilkunst; hier auf Ursache/Wirkung (2020).
6https://shoto-kempo-kai.de/.
Er bringt mich zum Nachdenken, wie ich als nächstes am Besten helfen kann.
Wir brauchen mehr von solchen Beiträgen.
Danke für die Erinnerung!
In meiner Ratlosigkeit als Budoka "Das Richtige" zu tun, hat mir der Artikel neue Perspektiven sowie Hoffnung aufgezeigt! Vielen lieben Dank!!
Ich freue mich schon heute auf den nächsten Artikel, in einer hoffentlich friedlicheren Welt!
Eine wichtige Ergänzung zu einem sehr inspirierenden und lehrreichen Artikel. Danke dafür!
dafür!
Ich danke Ihnen !
Gruß
JMW
Danke!
Gruß JMW
stattfindet. Nur dürfen wir nicht bei den Ukrainern und Ukrainerinnen sensibilisieren, sondern bei uns und unseren Zielgruppen. Ich werde bei unserer Stadtverwaltung nach Flüchtlingen anfragen um meinen Verein für sie zu öffnen, zu integrieren und auch die Möglichkeit zu geben schnell die
deutsche Sprache zu lernen. Wir müssen klar machen was Krieg bedeutet, dass er nur Leid, Verletzung, Verlust und Sterben bringt. Hier auch noch Putins Vorstellungen aus dem 19. Jahrhundert auf diese blutige Weise einem ganzen souveränen Land überstülpen zu wollen, ist ein schweres Kriegsverbrechen, praktisch ein Genozid.
Wir bilden die Basis und wir müssen unsere Zielgruppen im Sinne der Shitei dabei begleiten mit dieser Sensibilität, Respekt und Achtsamkeit wie Du dies in Deinem Artikel ausdrückst umzugehen und weiter zu leiten. Andernfalls geht der friedvolle Krieger in diesem blutigen Sumpf den Putin veranstaltet hat unter. Das wurde von Dir sehr mahnend und empathisch beschrieben.
Was ich persönlich beitragen kann werde ich beitragen.