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Eingeschlossen in die Möglichkeiten und Grenzen unserer Wahrnehmung ist es so schwer, dem Mitmenschen eigene Wege und Zugänge zu lassen, dieses Leben auszuschöpfen.

Sogar edle Motive, den oder die andere vor schwierigen Konsequenzen zu bewahren, die wir vermeintlich sehen oder besser erkennen, erweisen sich als Rechthaberei, unerwünschte Belehrung, manchmal auch als Ratschlag, den wir uns besser selbst erteilen sollten. Sehen wir doch die Splitter im Auge der anderen immer noch viel eher als den Balken im eigenen Auge! Was mir hilft, die Kehrtwendung zu Bescheidenheit zu vollziehen, nicht immer erst, nachdem es in der Beziehung gekracht hat, ist, mich möglichst täglich mit einem guten Maß an Stille und Erbauung, Schreiben und ein paar Seiten Lektüre eines guten Buches, in meinem Fall der Zen-Übung, zu füttern. Ich glaube, wir Menschen brauchen das einfach, um seelisch und geistig gesund zu bleiben bzw. immer wieder zu werden.

Ich bin nicht so pessimistisch (aus meiner Sicht pessimistisch!) gegenüber dem Gespräch, dem Selbstgespräch, überhaupt Worten gegenüber, wie ich das von anderen hin und wieder höre oder wahrnehme. Die Möglichkeiten, den eigenen inneren Dialog zu heilen, damit immer geschickter und offener mit dem Gegenüber zu sprechen, sich selbst dabei zuzuhören, haben sich erweitert. Wir wissen auch bedeutend mehr darüber, wie Felder kreiert werden, zurückgehaltene Worte und Gedanken wirken, und können üben, uns selbst Einfühlung zu geben! Den unaufhörlichen Chor in unserem Inneren endlich einmal wahrzunehmen. Unsere ehrliche Neugier und Toleranz für uns selbst wächst, und mit diesem wachsenden Feingefühl sind wir in der Lage, geschickter zu kommunizieren, wozu auch das Schreiben gehört, selbst wenn es sich um ein Gebet oder ein Gedicht handelt, welche das Numinose anrufen. Zaubersprüche, Beschwörungen, Gebete, Lieder hat es immer gegeben, wie es Sänger*innen, Komponist*innen und so weiter gegeben hat. Wir geben Laut. Geschichten und Erzählungen aus dem eigenen Kulturkreis nähren unsere Wurzeln und unsere Hingabe. Mein ehemaliger Mann und ich lasen uns öfter regelmäßig vor, aus Büchern, die uns wichtig waren, ein Buch dauerte Jahre, bis wir es durchgelesen hatten. Auch das. Wir führten Zwiegespräche nach M. L. Moeller, beide sehr unterschiedlich in unserem Kommunikationsverhalten. Da Worte auch durch das nicht Ausgedrückte wirken, die Zwischenräume, die Assoziationsräume und Obertöne, werden Mitschwingungsfähigkeit, Empathie erhöht. Wir können mehr zulassen, lassen.

Wahrnehmung

Das gilt auch für unsere Kommunikation mit Alten und Sterbenden. Je mehr wir üben, beim Gespräch zwischen dem Fokus auf mich und dem auf meinem Gegenüber hin- und herwechseln zu können, ohne einen bestimmten Prozentsatz an Aufmerksamkeit für uns selbst je zu verlassen, desto offener und entspannter, freundlicher und gelassener können wir unsere Schwierigkeiten wahrnehmen, tiefes Verstehen aufzubringen. Tiefes Verstehen, sagt Thich Nhat Hanh, ist das, was heilt. Es hat und braucht keine Worte, kann aber manchmal in Worte umgesetzt werden. Ich glaube aufrichtig, dass wir alles, was zu unserer Ausstattung als Mensch gehört, auch zur Verfügung haben, wenn es darauf ankommt: ein kleines Kind zu versorgen, auch wenn wir keine eigenen Kinder haben, einen alten Menschen aufzuheitern, eine Sterbende zu begleiten. Das alles ist kein Hexenwerk, trauen wir uns daran! Die Menschen um uns herum brauchen es nötiger denn je.

Weitere Beiträge von Monika Winkelmann finden Sie hier.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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