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Was ist das überhaupt – systemische Gewalt? Nehmen wir die sich verschärfende Armut, die Herstellung von und den Handel mit Waffen als Gewalt bzw. als zwangsläufig Gewalt produzierend wahr?

Können wir sehen, dass ein eigenmächtiger und achtloser Umgang mit Ressourcen wie Überbeanspruchung menschlicher Arbeitskraft, Manipulationen an Saatgut und Erde, Lagerung und Entsorgung von radioaktivem oder anderem Müll gewalttätige Eingriffe darstellen, deren Folgen nicht anders als mittel- oder langfristig zerstörerisch sein werden?

Ich lasse hier mal wichtige Themen aus wie Massentierhaltung, Bodenspekulation und kriminelle Aktivitäten wie Organhandel und Prostitution, die Abrichtung zu Kindersoldaten und Drogenhandel. Wichtig ist meines Erachtens zu erkennen, dass in angstgesättigten Zeiten wie den jetzigen, aufgepeitscht durch Massenmedien, ein Rückfall in Sucht, Kriegshandlungen, Kriminalität und wachsende Gier nach „schnellem Geld“ vorprogrammiert ist.

Wie antwortet der Buddhismus darauf, der sicherlich ein ausgeklügeltes Lehr- und Übungssystem der heilsamen Begegnung mit Not, Angst und Sucht bereithält? Wir können und sollten (!) uns natürlich verstärkt nach innen wenden und üben, den Gefahren, selbst in Strudeln von Verwirrung und Angst, oft, ohne es zu merken, entgegenzuwirken. So richtig es also auf der einen Seite ist, unseren Geist zu kultivieren, so egoistisch und wenig durchdacht scheint es mir, hier nur an uns und an die Samen zu denken, die später gute Früchte tragen werden.
Ich möchte alle Leserinnen und Leser, alle Übenden ermutigen, AUCH nach draußen zu gehen. Wenn wir gerne schreiben oder sprechen, könnten wir Foren suchen, in denen wir aufklären, deeskalierend wirken, unsere Kenntnisse von kontemplativen Übungen zur Verfügung stellen. Ich denke hierbei an Fernsehen und Radio. Warum sehen oder hören wir nicht regelmäßig Sendungen mit Anleitung zur Meditation/Kontemplation, auch und vor allem für Kinder und deren Erzieher*innen? Kurzvorträge möchte ich anregen und hören, die darauf aufmerksam machen, wie wir uns einem kleinen Feld zuwenden könnten, um Verelendung und damit Gewalt entgegenzuwirken: einmal die Woche in ein Flüchtlings- oder Obdachlosenheim gehen und unsere Hilfe anbieten und wenn wir einfach „nur“ zuhören. Bei der Tafel (Ausgabe kostenfreier Mahlzeiten) mithelfen oder eine neue anregen, vielleicht mit ein paar Nachbarn gemeinsam. Eine Abgeordnete aufsuchen oder ihr einen Brief schreiben, zur Ermutigung, sich für entsprechende Angebote der Entspannung einzusetzen. In Kindergärten, Schulen, an Arbeitsplätzen Meditation anbieten, einfache Übungen, die Lehrer*innen leicht selbst und mit den Kindern und Jugendlichen üben können.

Gewalt

Nach den drei für die meisten von uns harten Jahren, mit der Seuche zu leben oder dies zu lernen, sind viele in isolierende Spiralen nach unten geraten. Dann brach der Krieg aus, und jetzt wird auf allen Sendern nicht mehr über COVID, Masken und Zahlen, sondern über Panzer und Kriegshandlungen gesprochen. Ist es das, was wir für unsere Kinder und Enkel wollen? Sie bekommen das alles mit! Ich meine mit meinem Plädoyer nicht, dass wir die Augen schließen vor der Dauerpräsenz von Kriegspropaganda, sodass ich manchmal denke: Wir werden ihn noch herbeireden, den Krieg. Was ich als Mensch und Buddhistin vielmehr möchte, ist, dass wir uns unsere Gewaltbereitschaft und unsere Bequemlichkeit anschauen. Dass wir lernen, zu warnen und Grenzen zu ziehen. Allein also für unsere Kinder sollten wir mit dem Kriegsgetöse aufhören, damit meine ich auch aufhören mit dem Krieg gegen die natürlichen Gesetze der Erde. Sie versorgt uns mit Nahrung, Wasser, Mineralien, Luft und noch viel mehr, sofern die Gesetze des Ökosystems, auch unseres inneren, geachtet werden. Das mag vielleicht kitschig klingen, aber es ist eine Tatsache, und auf die Wahrheit dieser Tatsache, auf die Heilung des Ökosystems, sollten wir unsere Energien richten.

Wir haben gelernt, mit tödlichen Krankheiten wie Aids und Krebs umzugehen, und wissen, welche große Rolle der Abbau von Stress, pflanzliche Ernährung, sich geliebt fühlen und lieben lernen für den Heilungsprozess spielen. Das trifft aber auf Systeme – Familien, Gruppen, Teams, Organisationen, Ökosysteme, Netzwerke – genauso zu! Das heißt, wir begreifen langsam, dass uns das Schicksal von Tieren, Pflanzen und menschlichen Wesen, die uns weit weg und wie stehen geblieben erscheinen (wie indigene Völker), interessieren MÜSSEN, auch wenn es uns nicht gefällt oder es uns anstrengt. Solche Dinge kann man friedlich sagen, verständnisvoll und geduldig – aber MAN MUSS SIE SAGEN.

Wer meint, etwas Wichtiges beitragen zu können, soll es tun. Buddhismus hat in diesem Bereich vieles anzubieten. Das Wort FRIEDEN sollte einen praktischen, anwendbaren Geschmack bekommen. Freundliche, warmherzige Information, stetiges Anbieten niedrigschwelliger Meditation/Kontemplation und Freude stiften an gemeinschaftlichen, bereichernden Erfahrungen (als Events in Nachbarschaften zum Beispiel) könnten eine verbindende, stärkende Medizin für alle darstellen. Glücklicherweise findet auf diesem Gebiet auch jetzt schon viel Gutes statt. Buddhistinnen und Buddhisten: Bitte gebt einen Teil eurer Zeit, eurer Achtsamkeit, eurer Liebe für die Heilung der kranken Systeme. Danke.

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Bilder © unsplash 

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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