Vor dem Eintreten ziehen wie unsere Schuhe aus, denn wir betreten Zendo-Boden. Beim Eintreten verneigen wir uns vor dem Raum der Leere und Stille.
Vor der Matte, dem Platz unseres Zazen, verneigen wir uns.
Vor dem Beginn des Zazen – Gassho.
Eintritt in die Stille, Stille tritt ein – erfüllt den ganzen Raum, ergreift den ganzen Menschen.
1. Shu jo mu hen sei gan do
Die Stille des Herzens den ganzen Menschen ergreifen lassen und sich in dieser Stille ohne Verlangen dem Menschen, der vor mir steht, tätig zuwenden.
Darin verwirklicht sich das erste Bodhisattva-Gelübde.
Schon das innere Zuwenden ist ein tätiges Zuwenden. Inneres Zuwenden, auch wenn mein Gegenüber vielleicht das Gegenteil, mein spontanes Abwenden, in mir hervorruft.
Aus dem inneren Zuwenden folgen - je nach Gegebenheit - Wort und Tat.
2. Bon no mu jin sei gan dan
Endlos, endlos entstehen und vergehen Erscheinungen.
Ohne Verlangen – kommen und gehen lassen.
Darin verwirklicht sich das zweite Bodhisattva Gelübde.
Erscheinungen in Form von Gefühlen und Regungen, von Haben-Wollen und Nichthaben-Wollen, von Gedankenströmen, von Ärger, von Kränkung, von Nachtragen.
Erscheinungen des Festhaltens und Ergreifens.
3. Ho mon mu ryo sei gan gaku
Vielfältig zeigt sich die eine Lehre.
Ohne Verlangen, sich den mir gegebenen Umständen stellen – sei mit ganzem Herzen dabei.
Darin verwirklicht sich das dritte Bodhisattva-Gelübde.
In den mir gegebenen Situationen und Umständen zeigt sich die jeweilige Lehre des Augenblicks, der es sich zu stellen gilt.
4. Butsu do mu jo sei gan jo
So unüberschreitbar der Weg des Erwachten auch sei, ich gelobe ihn, ganz zu gehen.
Ohne Verlangen – Schritt.
Darin verwirklicht sich das vierte Bodhisattva-Gelübde.
Ohne tiefsinnige Gedanken den Schritt setzen, der notwendig ist. Daraus ergibt sich die lebendige Bewegung meines Lebens. In diesem Unterwegssein entsteht mein Weg.
Menschsein ist der Weg. Der Mensch ist der Weg. Aus Lebenspraxis wird Zen-Lebenspraxis.
Das bedeutet Zen im Alltag. Von Tag zu Tag in einem praktischen Tun. Zazen-Praxis ist eingebettet in diese Alltagspraxis. Sitzen, Stehen, Liegen, Gehen als Zen-Lebenspraxis. Nichts ist ausgenommen.
Die vier Gelübde sind Handlungsanleitungen, Praxis für 24 Stunden ein Leben lang.