Die letzten beiden Jahre waren sehr herausfordernd für mich. Es gab Höhen und Tiefen, die mich geprägt haben. Bei der Selbstreflexion bzw. der Reise zu mir selbst komme ich immer wieder zu der Frage: Wie schaffe ich es, das Glück in mir selbst zu finden, um den Stürmen von außen trotzen zu können?
In dieser Rubrik beantwortet MoonHee Fragen des alltäglichen Lebens oder Fragen, die ihr schon immer einmal stellen wolltet.
In ihrem allerersten Beitrag „Wie geht es dir heute? Danke, gut!“ findet ihr mehr Informationen dazu.
Antwort MoonHee:
Die Frage nach dem Glück ist die Frage aller Fragen. Gesundheit, Liebe und ein finanziell sorgloses Leben stehen auf der Wunschliste ganz oben. Doch um all das genießen zu können, müssen wir für das Glücklichsein empfänglich sein.
Alle guten Gefühle hängen an der Fähigkeit, glücklich sein zu können.
Woher kommt also das Glück? Ist es immer da oder müssen wir dafür etwas leisten? Und ist Glück für jeden Menschen das Gleiche oder ist es eher unterschiedlich?
Glück ist keine äußere Sache, sonst könnten wir es kaufen oder besitzen. Äußerliche Faktoren helfen, aber sie sind nicht das Fundament für das Glücklichsein.
Wir wissen, dass man vieles haben kann: Geld, Haus, Auto, Familie, Beziehung(en), einen guten Job etc., und trotzdem können wir unglücklich sein oder uns hin und wieder unglücklich fühlen.
Manchmal sind wir auch grundlos unglücklich. Das kennt jeder. Im Außen hat sich nichts verändert, dennoch schleicht sich ein Gefühl der Unzufriedenheit und Schwere ein.
Wir alle wünschen uns ein langes Leben voller Glück. Doch das Glück ist unbeständig. Es kommt und geht. Dauerhaftes Glück gibt es nicht. Wahrscheinlich würde irgendwann eine Sicherung bei uns durchbrennen.
So sehr wir uns danach sehnen – immer glücklich sein, würde uns in den Wahnsinn treiben. Räusche und Exzesse mögen mal okay sein, aber auf Dauer ist davon abzuraten. Wer hoch fliegt, braucht auch wieder eine Landung.
Wir kennen unterschiedliche Arten des Glücklichseins, oder nicht?
Die eine Sache macht uns scheinbar glücklicher als die andere. Jedoch ist unserem Gehirn der Grund des Glücklichseins vollkommen egal. Ein gutes Essen oder ein schönes Date oder ein neues Auto oder ein Kompliment machen für ihn keinen Unterschied. Es wird immer das gleiche Arial befeuert. Wenn es sich freut, dann freut es sich.
Bei Glück und Unglück ist das anders.
Das Gegenteil von Glück ist nicht Unglück. Beide haben ihre eigenen Hirnschaltungen und ihre eigene Chemie1. Seltsamerweise können wir zugleich glücklich und unglücklich sein bzw. können wir Schmerz und Lust gleichzeitig empfinden.
Wir sehen: Glück hängt nicht an Dingen oder Menschen. Vielmehr ist das Glücklichsein abhängig von unserer Einstellung.
Das Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“ stimmt insofern, als wir selbst bestimmen, wie wir die Welt und uns selbst sehen oder wie wir eine Situation bewerten. Es ist unsere Haltung, nicht die Dinge, die glücklich machen oder auch nicht.
Das heißt, wenn wir uns niedergeschlagen fühlen, müssen wir unsere Haltung hinterfragen. Ist alles wirklich so schlecht oder sehen wir zu schwarz? Haben wir uns an unser Glück gewöhnt und schätzen es nicht mehr? Laufen wir vielleicht einem falschen Glück hinterher?
Unglücklicherweise gewöhnen wir uns sehr schnell an gute Dinge und nehmen sie als selbstverständlich hin. Gestern waren wir noch mit etwas glücklich, heute reicht es nicht mehr. Hinzu kommt, dass wir ständig vergleichen. In Nachbars Garten sind die Kirschen immer süßer. Gewöhnung, Undankbarkeit, Gier und ständiges Vergleichen machen alles andere als glücklich.
Ein dritter Punkt, der das Glücklichsein noch erschwert: Wir legen aus evolutionären Gründen unsere Aufmerksamkeit mehr auf das Schlechte als auf das Gute. Wer die Gefahr nicht sieht, überlebt nicht.
Wir können aber lernen – auch das Glücklichsein. Am glückförderndsten ist es, nicht auf das Glück zu warten, sondern glücklich sein zu wollen.
Sicherlich können wir nicht auf Kommando glücklich sein. Doch wir können es wertschätzen und dafür offenbleiben. Denn das Glück zeigt sich manchmal anders als erwartet, und manchmal braucht es Zeit, um sich zu entfalten. Die Frage ist nicht, ob wir glücklich sein wollen, sondern wie wir es sein wollen.
Der brasilianische Erzbischof Dom Hélder Câmara sagte einmal: „Die Menschen belasten dich? Trage sie nicht auf den Schultern. Schließe sie in dein Herz.“
Das gilt für alle Dinge, die einen belasten. Das können wir selbst sein oder das Leben mit seinen Herausforderungen und Schwierigkeiten.
Weitere Fragen & Antworten von MoonHee Fischer finden Sie hier.
Sie haben selbst eine Frage? Dann schreiben Sie gerne an m.fischer@ursachewirkung.com
1vgl. Stefan Klein Die Glücksformel, 2004, S. 56.
Bilder Teaser und Text© Pexel
Bild Header © Sigurd Döppel




