Tanzend das Leben zelebrieren und dabei tief in die Meditation versunken sein. Mein persönlicher spiritueller Weg mit meinem Guru namens Osho.
Osho! Der Name eines Menschen, der Klang einer Vibration, die Erinnerung, dass Nichts und Alles eins sind. Wenn ich das Wort Osho höre, dringt durch den Schleier des Wissens um eine Person, die der Welt spirituelle Lehren und unzählige Meditationstechniken vermittelt hat, eine tiefere Bedeutung dieses Wortes. Es landet auf meiner Zunge wie ein Tropfen jenes Elixiers, das Freiheit jenseits der Polarität kennt, das in tiefer Ekstase mit dem Leben verbunden ist und eine direkte Verbindung zur Quelle des Seins in sich trägt.
Ich erinnere mich, als ich das erste Mal Oshos Ashram im indischen Pune betrat. Angezogen von Neugierde, die Erzählungen von Freunden in mir entfacht hatten, jedoch gewappnet mit meinem kritischen Geist und einer Portion Skeptizismus gegenüber Gurus und deren Lehren, fand ich mich plötzlich umgeben von Menschen, die morgens unter einem Banyanbaum tanzend das Leben zelebrierten. Die Umarmungen mit den rot gekleideten Wesen waren wortlose Begegnungen, in denen ich das Gefühl hatte, keine Transaktion von Erwartung und Erfüllung einzugehen, sondern dass ein beidseitig bewusstes Wahrnehmen Nähe und Raum gleichzeitig eröffnete. Ich beobachtete, wie ohne viel Zutun mein Herz sich dieser Welt zuneigte und das Geheimnis jener Gelassenheit erfahren wollte. Der Schlüssel dazu war allgegenwärtig – Meditation.
Ich hatte in der Vergangenheit zwar gelegentlich versucht, mich der vermeintlich geheimnisvollen Kunst des Zazen zu nähern, doch war mein Kopf zu voll, mein Körper zu nervös, mein Verständnis der Leere zu beschränkt gewesen, um still im Schneidersitz zu verharren und einen Tropfen dieser Medizin in mich aufzunehmen. Doch etwas in mir war der Fährte gefolgt und als nun an meinem ersten Tag in Pune ein Strom von Menschen zu einer Kundalini-Meditation Richtung Pyramide zog, folgte ich, um schließlich festzustellen, dass die Übung im Schütteln des Körpers bestand oder besser gesagt darin, das Schütteln des Körpers zu erlauben.
Ein leichter Zweifel ob der Ernsthaftigkeit dieses Unterfangens überkam mich, doch ich trotzte meinem Widerstand und begann die Energie durch mich fließen zu lassen. Angenehm war das Gefühl, doch mein Kopf hinterfragte noch, wodurch diese scheinbare Gymnastik den Titel Meditation verdiente. Nach Minuten des Schüttelns begann etwas in mir zu erweichen und Gefühle, die sicher in den Gewölben meiner Schattenwelt verstaut waren, begannen an die Oberfläche zu schweben. Ich war überrascht, plötzlich zu weinen, gleichzeitig zu lachen, und zu meinem Erstaunen fühlte ich, als wäre etwas Hartes in mir weicher geworden. So gab ich mich dem Tanz hin und als ein Gong ertönte und ich mich in Stille hinsetzte, war mein Kopf frei von gehetzten Gedankenströmen, mein Körper friedlich und entspannt, und zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich ungehindert von den Blockaden meiner Persönlichkeit in die Stille des Seins eindringen und mit der Tiefe der Existenz in Verbindung treten.
Von dieser Erfahrung berührt, saß ich anschließend für einige Stunden alleine im herrlichen Garten des Ashrams und wunderte mich. Was war das Geheimnis dieser Öffnung, die mir erlaubt hatte, einen Ort zu entdecken, der jenseits meines Ich lag und von dem aus ich mein Wesen unbefangen betrachten konnte, ohne darin verstrickt zu sein? Die Antwort darauf bekam ich in den darauffolgenden Tagen in den Diskursen Oshos.
Zu diesen abendlichen Versammlungen kamen Hunderte Menschen in Weiß gekleidet, um erst wild zu tanzen und dann den Worten des Meisters zu lauschen. Seine Stimme erklang weich, seine Ausführungen glitten durch das Meer des Verstandes und berührten das Wissen der Buddhisten, der Sufis, der Philosophie und der Wissenschaft, um gleichzeitig festzuhalten, dass der Intellekt nicht in der Lage ist, diese Methode zu begreifen, sondern nur durch Erfahrung Transformation ermöglicht wird. Ich fühlte mein Ja zu dieser Verwandlung, eine Bereitschaft zur Totalität meiner Ganzheit und ein Aufflammen von Energie, die im Tun Erkenntnis erlangen wollte. Ich verstand, dass ich mich anfangs in kathartischen Übungen reinigen musste, um so geklärt in den Zustand der Meditation treten zu können – ein Zustand, der den Geist Buddhas in mir selbst erwecken würde.
Ich erinnere mich gut, dass ich tief aufatmete, als ich begriff, dass der Weg, den Osho vorzeichnete, mich nicht zu einer blinden Anhängerin eines Glaubens oder einer Doktrin machte, sondern dass seine Lehren dazu dienten, mich in meiner eigenen Meisterschaft zu bilden. Umso mehr verblüffte es mich, als am Ende des Diskurses alle Anwesenden aufsprangen, um ekstatisch Oshos Namen zu rufen. Keinesfalls wollte ich zu jenen gehören, die einen Guru verehrten. So erduldete ich in den nächsten Tagen verkrampft diesen Moment der Euphorie in den abendlichen Versammlungen, bis nach einigen Wochen ein freieres Ich nicht mehr gegen etwas ankämpfen musste, sondern dieses Wort zum Ausdruck von Liebe und Dankbarkeit für die Quelle wurde. Osho!
In dieser Zeit kostete ich von unzähligen Meditationstechniken und fand jene, die es mir ermöglichten, mich tief zu öffnen, und die daher für eine Weile zu meinen Begleitern wurden. Die Dynamische Meditation am Morgen war eine geliebt-gehasste Übung im Überwinden meiner eigenen Widerstände. Die Mahamudra-Meditation diente als ekstatische Brücke ins All-Eins.
Ich reiste schließlich zurück nach Wien, wo ich die tägliche Praxis beibehielt und die Lektüre des ‚Book of Secrets‘ mein Anker im Alltag wurde. Ich las darin von Tantra und der Blüte, die aus dem Schlamm erwächst, und fühlte mich hingezogen, dieses Wort mit Erfahrung zu füllen.
Also folgte ich dem Ruf des Vigyan Bhairav Tantra nach Dharamsala, wo diese Sutren von einer Schülerin Oshos gelehrt wurden. Die Schönheit und Stille des Himalaya spiegelte sich in der Stille der Menschengruppe, die Worte nur im Kontext einer Übung verwendete und die frühen Stunden des Tages mit Sitz- und Geh-Meditationen an einem klaren Gebirgsfluss verbrachte. Erst nach diesen Übungen begann die Vertiefung der Sutren, in denen Devi existenzielle Fragen an Shiva stellt. Die Antworten darauf waren ausschließlich Techniken, denn in Oshos Verständnis gibt Tantra keine Antworten, sondern nur Methoden, um selbst die Antwort zu finden.
Meine Erfahrungen dieser Zeit waren auf die Überwindung der Dualität gerichtet und führten mich in den meditativen Akt des Sterbens, um meinem Anhaften an das Sein den Zustand des Nicht-Seins gegenüberzustellen. Ich lernte die Energien aus meinem sexuellen Zentrum zu nutzen und mit den höheren Chakren zu verbinden, also Wurzel und Blüte gleichermaßen zu kultivieren. Ich erfuhr die tiefe Bedeutung des Wortes Ekstase im Ausdruck tiefer Stille als auch wilder Lebensfreude.
Dieses Ja zu allen Aspekten des Lebens und meiner Existenz war ein großes Geschenk, denn frei von Wertung, Unterdrückung oder Ausgrenzung begann eine intensive Lebenskraft in bisher ungeahnter Fülle durch mich zu strömen. Ich fühlte mich wie elektrifiziert durch meine direkte Verbindung mit dieser ursprünglichen Quelle des Seins. Und selbst wenn ich diese für kurze Zeit verlor, kannte ich nun Techniken, die mir den Weg zurück in diesen Zustand der Gnade ermöglichten.
Die Rückkehr in den Alltag des Lebens zeigte mir jedoch, dass ich weit entfernt von Meisterschaft war. Allzu oft verlor ich mich in alten Gewohnheiten meiner Persönlichkeit. Also übte ich weiter, reiste zu Seminaren und Retreats, in denen ich nicht nur lernen, sondern auch Zeit mit anderen Sannyasins verbringen konnte.
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 106: „Handbuch Achtsamkeit"
Ich erinnere mich an einen Sommer in einem Osho-Zentrum in Griechenland, in dem die ständig wiederkehrende Frage „Who is in?“ nicht nur Kern einer spiralartigen Vertiefung jenseits von Identität im Rahmen eines Seminars war, sondern später auch die Abende mit den Freunden am Meer prägte, indem wir uns lachend, aber doch ernsthaft gegenseitig zur Essenz mahnten. Oder eine Zeit in Israel, als nach einer Woche intensiver Tanzmeditation innerer Ballast im Feuer der Liebe verbrannt schien und ich mit ehemaligen Soldaten, die an diesem Workshop teilgenommen hatten, im Sonnenuntergang betete, den Krieg in der Außenwelt zu beenden, indem wir Frieden in uns selbst finden und erhalten.
Ich bin in den letzten Jahren viel gereist und habe die Weisheit zahlreicher Meister, Gurus und Lehrer aus verschiedensten Traditionen erfahren dürfen. Dadurch hat sich mein Verständnis dessen vertieft, welche spezielle Note Osho im Chor jener Wesen singt, die einen Pfad zu meiner eigenen direkten Verbindung mit dem Ursprung weisen. Seine Meisterschaft, widersprüchlich zu sein, hat mich immer wieder zurück auf mich selbst geworfen, Projektionen auf Osho konnte ich entweder mit Ablehnung begegnen oder den Blick auf meinen eigenen inneren Guru wenden.
Die Freiheit, die sich dadurch für mich aufgetan hat, stillt eine lebenslange Sehnsucht, denn sie berührt die tiefste Essenz meiner Seele, ihre eigene Meisterschaft zu entfalten. Osho ist für mich eine Schwingung, die diese Weite und freie Entfaltung ermöglicht hat. Osho ist ein Klang, der zu Meditation und Feier ruft. Osho ist ein ekstatisches Ja zum Leben.
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