„Ich versuche, achtsam im Alltag zu sein, indem ich mir stets bewusst mache, was ich gerade tue. In vielen Lebensbereichen klappt das sehr gut, etwa beim Kochen, beim Putzen, in der Begegnung mit Menschen. Aber am Computer scheitere ich.
Ich muss viel am Computer arbeiten. Dabei aber bewusst und achtsam zu bleiben, ist für mich extrem schwierig. Wenn ich zum Beispiel schnell tippe, verliere ich die Aufmerksamkeit für das, was ich gerade tue. Ich funktioniere wie automatisch. Wenn ich aber bewusst die Computermaus benutze und die Buchstaben langsam eintippe, werde ich mit meiner Arbeit nicht fertig. Wie integriere ich Achtsamkeit in meine Computerarbeit?
Theresa Leitner
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung № 124: „Frei Sein!"
Liebe Theresa,
Dein Gehirn ist bereits auf dem richtigen Trainingsweg: Es holt Dich aus dem Autopilotmodus in den gegenwärtigen Moment. Vielen geht es so, dass sie in die Computerarbeit abtauchen und dann körperliche Signale wie ein Zwicken im Rücken, ein Ziehen im Nacken oder Druck an der Schläfe übersehen und übergehen. Langsames Arbeiten ist keine Lösung, denn wir müssen für einen guten Workflow produktiv sein und brauchen eine gesunde Portion Stress. Wichtig ist, genau zu differenzieren, wo wir den positiven Eustress-Bereich verlassen und in einen negativen Distress kommen. Glücklicherweise zeigt der Körper relativ genau, wann dies passiert. Je besser wir diese individuellen Signale kennen, desto zielgerichteter können wir reagieren und eine Pause einlegen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, setzt sich nach 45 Minuten einen Timer. Je mehr Qualität dann die kurze, aber bewusste Auszeit hat, desto effektiver sind die Regeneration und der Nutzen. Das bedeutet als erstes Gebot: kein Handy am Schreibtisch. Stattdessen zwischendurch aufstehen und kurz den Körper dehnen, zehn bewusste Atemzüge oder achtsam eine kurze Atemmeditation machen, motivierende Sätze oder Affirmationen an sich selbst richten. Sich selbst ein Lächeln schenken und fragen: Wie geht es mir? Habe ich gerade alles, was ich brauche?
©Andrea Mittermeier
Die Pausen können auch dafür genutzt werden, sich ein Glas klares Leitungswasser oder ein aromatisches Getränk zu gönnen und es mit allen Sinnen zu genießen. Oder das Fenster zu öffnen und frische Luft einzuatmen. Gut ist, dabei die Augen zu schließen und sie für einen Moment ruhen zu lassen. Auch ein kurzer Bodyscan ist hilfreich: Man geht aufmerksam den Körper von den Füßen bis zu den Haarwurzeln durch, während man steht oder sitzt. All diese Übungen können sogar im Büro gelingen. Im Homeoffice haben wir nicht nur mehr Möglichkeiten, die Pausen zu gestalten, sondern eigentlich die noch stärkere Verpflichtung, diese Auszeiten zu nehmen. Bildschirmarbeit ist schwereArbeit. Mit diesen gut gestalteten Pausen gelingt es, mit mehr Leichtigkeit und Bewusstheit durch den Joballtag zu gehen.
Herzlichst, Esther Narbeshuber
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