Prof. Dr. Dr. Harald Walach ist klinischer Psychologe, Wissenschaftshistoriker und Leiter des Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften an der Europa-Uni Viadrina. Das ist interessant, denn er tritt für eine undogmatische Spiritualität ein und das ist ungewöhnlich, kommt er doch nicht aus dem Eck der Religionen, sondern aus der Wissenschaft.
Er schreibt für die akademische Welt, die sich im Allgemeinen für Spiritualität wenig interessiert. Er tut das, weil er ohne eine undogmatische Spiritualität für unsere Kultur wenig Hoffnung sieht.
Sein Buch ist sehr lesenswert und hebt sich von den üblichen Werken zum Thema wohltuend ab. Er ist Wissenschaftler und für ihn zählt nur die Erfahrung jenseits des Glaubens. Trotzdem lehnt er das christliche Gottesbild eines ‚personalen Gottes‘ nicht ab und spricht auch von der ‚absoluten Wirklichkeit‘. Ersteres tut er möglicherweise aufgrund der eigenen katholischen Erziehung, Zweiteres kommt nicht nur im Christentum vor. Ich selbst kann mit beiden Begriffen wenig anfangen, ich konnte beide nicht erfahren. Aber wenn ich das Buch genau lese, merke ich, dass das doch nur semantische Probleme sind, denn in der Tiefe der Spiritualität, so wie sie Walach definiert, geht es immer um das Gleiche.
Walach gibt eine ausführliche Begriffsbestimmung zu den nicht ganz leichten Themen Spiritualität, spirituelle und religiöse Erfahrung, Religion, Glaube, Gott, spirituelle Praxis und vielen anderen. Er schreibt über die ‚Schwierigkeiten mit dem lieben Gott‘ und sieht Spiritualität sowohl als Tabu als auch als Chance für die Wissenschaft. Dem schließe ich mich enthusiastisch an und so empfehle ich dieses Buch sehr herzlich. Man kann es in einem Durchlauf lesen, darin schmökern und sich für das eigene Denken bereichern und anregen lassen.
Drachen Verlag, 2015
272 Seiten