Der tibetische Buddhismus ist in eine Krise geraten. Immer mehr Missbrauchsfälle werden bekannt. Der ermächtigte Meister.
Werner Vogd, Professor für Soziologie, setzt sich anhand des Falles von Sogyal Rinpoche profund mit den Mechanismen und Strukturen auseinander, die dafür verantwortlich sind. Er beleuchtet nicht nur die Persönlichkeitsstruktur des sogenannten Täters, sondern vor allem das System des tibetischen Buddhismus in seiner tantrischen Ausprägung, das diese Fälle erst ermöglicht hat. Das liegt nicht nur an der übergroßen Machtfülle, die manchen Lamas zugeordnet wird, sondern auch daran, wie Menschen mit dieser Machtbefugnis und ihrer Hingabe an den Lehrer umgehen, wie Opfer zu Tätern und Täter zu Opfern werden und beides oft gleichzeitig und nebeneinander sind.
Das Buch hat nicht nur für den speziellen Fall große Bedeutung. Vogd zeigt die grundlegenden Mechanismen auf, die vielen Straftaten in religiösen und politischen Bewegungen zugrunde liegen. Ein faszinierendes Buch für jeden, nicht nur für jene, die sich im tibetischen Buddhismus üben. Wirklich lesenswert.
Rezensiert von Peter Riedl.
Werner Vogd
Der ermächtigte Meister
Eine systemische Rekonstruktion am Beispiel des Skandals um Sogyal Rinpoche
Carl Auer 2019
137 Seiten
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