Gedichte aus dem alten China erfreuen seit Jahren immer mehr Menschen des Westens.
Was uns angesichts dieser großartigen Werke jedoch häufig nicht hinreichend deutlich wird, ist, dass all dies Schöne oft aus unendlichem Leiden des chinesischen Volkes geboren wurde: ständige Kriege mit den Nomadenvölkern im Norden, Bürgerkriege durch rebellierende Militärs, regelmäßige Hungeraufstände, Ausplünderung der verarmten Landbevölkerung, Korruption und obszönes Luxusleben einer kleinen Adelsschicht, strenge staatliche Zensur und Überwachung. Umso mehr dürfen wir daher dem Sinologen Thomas O. Höllmann danken, dass er uns mit seinem kleinen Büchlein „Abscheu – Politische Gedichte aus dem alten China“ einen Blick auf diesen Hintergrund der chinesischen Kultur eröffnet. Ein kleines Beispiel: „Glanz und Elend von Cao Song“: „Krieg überzieht – das ganze Land. – Kein Holz, kein Halm, – nur noch Kümmernis – unter den Menschen. – Vergiss das ganze – Aristokratengeschwätz! – Der Ruhm eines Feldherrn – gründet ohnehin nur auf Berge – modernden Gebeins.“
Diese bewegenden Gedichte werden dem Leser zweisprachig präsentiert. Sie sind grafisch schön gesetzt, links mit den chinesischen Schriftzeichen und rechts in der deutschen Übersetzung.
Rezensent: Munish B. Schiekel
Abscheu – Politische Literatur aus dem alten China
Thomas O. Höllmann,
Buch: roughbooks 051, 2020.
164 Seiten
Print: 15,00 €
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