Absichtslos im Hier und Jetzt verweilen: Byung-Chul Han, der koreanisch-deutsche Philosoph, versucht mit seinem neuen Buch, der kranken Leistungsgesellschaft ein Rezept gegen den Effizienzwahn und den Zwang zur Leistung auszustellen. Auf diesem Rezept steht: „Untätigkeit“.
Unter dieser Untätigkeit, der „Vita Contemplativa“, versteht er die Kunst des Geschehenlassens, die dem „Vita Activa“ gegenübersteht. Es ist allerdings nicht das banale Nichtstun gemeint, sondern ein bewusster Zustand des Seins. Der tätige Mensch soll angeregt werden, seine Fähigkeit zu Kontemplation und Stille wiederzubeleben.
Im Hauptteil diskutiert Han Gedanken von Heidegger, Nietzsche, Arendt, Platon und einer Fülle anderer, um das Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Vor allem polemisiert er gegen Hannah Arendt und ihre Idee des „Vita activa“. Einordnen muss der Lesende diese Zitate jedoch für sich selbst.
Schlussendlich schließt Han mit der Erkenntnis, dass das Ziel nicht das „Vita Contemplativa“ sei, sondern das „Vita Composita“, also das Zusammenwirken des Tätigen und des Untätigen. Dieses Buch ist eine Empfehlung für Leserinnen und Leser, die sich aus der Sicht der westlichen Philosophie den Begriffen Kontemplation, Sein und Gelassenheit zuwenden möchten.
Rezensentin: Astrid Eder
Byung-Chul Han
Vita Contemplativa oder von der Untätigkeit
Buch: Ullstein 2022
128 Seiten
Print: 23,07 €, E-Book: 18,99 €
Weitere Rezensionen finden Sie hier.