Lesen ist Abenteuer im Kopf. Das gilt besonders, wenn man sich ein Buch des ausgezeichneten Reiseschriftstellers Andreas Altmann zu Gemüte führt. Die wichtigsten Stätten des Buddhismus hat er erkundet. Eine Reportage, die auch Hiergebliebenen die Augen öffnet.
Und per Zufall landet er im Meditationszentrum von S.N. Goenka, der seit vierzig Jahren Vipassana-Meditation unterrichtet. Jede Form der Ablenkung ist dort untersagt: kein Radio, keine Drogen, kein Sex, kein Strom, keine Gespräche. Altmann befolgt alles, nur eines nicht: das Verbot zu schreiben. Das Ergebnis dieses Regelbruchs ist nun in Buchform erschienen, leider mit einem wenig originellen Titel. Dank seiner dynamischen Schreibkunst gelingt es Altmann immer wieder scheinbar mühelos, den Leser mitten ins Geschehen zu ziehen. Und seine freiheitsliebende, antidogmatische Lebenshaltung vermag durchaus anzustecken. So groß Altmanns Sehnsucht nach Spiritualität ist, so wenig hält er von den etablierten Religionen. Denn seiner Ansicht nach behindern sie zu sehr darin, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Am Ende zitiert unser Abenteurer den römischen Kaiser und Philosophen Marc Aurel mit ‚Die Lebenskunst ist der Kunst des Ringens ähnlicher als der Tanzkunst' und antwortet darauf: „Ich will den Schweiß und den Swing. Und zwischen den beiden will ich still stehen, still sitzen, will mich versenken. Ins Innerste. Damit mir die Kräfte nicht schwinden, und nicht die Neugier, nicht diese fiebrige Lebensfreude." Altmanns ‚Selbstversuch' demonstriert eindrucksvoll, wie sehr ihm das alles gelungen ist!
Reportage
Dumont 2010
256 Seiten
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