Wann haben wir wohl angefangen, uns diese Frage zu stellen? ‚Früher’ waren die Rollen eindeutig verteilt, die Frauen hatten dumm, brav, fleißig und still zu sein, manche auch schön.
‚Früher’ waren die Rollen eindeutig verteilt, die Frauen hatten dumm, brav, fleißig und still zu sein, manche auch schön, über Jahrhunderte hinweg durften sie nicht einmal öffentlich Musik machen, unter einem der Clemens-Päpste war es ihnen sogar bei hoher Strafe verboten, Hausmusik zu machen (!). Da wird sich wohl keine gefragt haben, wer sie ist. Die Männer waren ebenso klar die Träger der Gesellschaft, Wissenschaft, Kunst und Politik und haben sich sicher nicht gefragt, wer sie sind, sie haben sich über ihre Stellung identifiziert (es wird gemunkelt, dass die meisten das auch heute noch tun). Die Frage „Wer bin ich?“ ist bei uns erst seit 30 bis max. 50 Jahren ein Thema. Auf einer rein gesellschaftlichen Ebene hängt sie mit der Emanzipationsbewegung zusammen. Frauen haben zum ersten Mal angefangen, darüber nachzudenken, und sie haben die Männer in dem Selbstfindungsprozess längst überholt. In den psychotherapeutischen, gesundheitsorientierten und bewusstseinsbildenden Veranstaltungen sind die Männer Ausnahmeerscheinungen. Aber was hat das alles mit Ayurveda zu tun? Viel sogar, denn Ayurveda ist die Wissenschaft vom Leben, vom Leben hier und jetzt. Heute wird es uns leicht gemacht herauszufinden, wer wir sind. In diversen Journalen erhalten wir in unendlichen Testvariationen auf die vielen – zugegeben gefinkelten – Fragen klare Antworten. Dann zählen wir die Punkte zusammen und was unterm Strich herauskommt, sagt uns, wer wir sind. Sind Sie reif für die Liebe? Ja, ein wenig oder gar nicht? Sind Sie ein/e gute/r LiebhaberIn oder eher nicht? Erfolgreich, führungskompetent, dominant oder doch ein Mäuschen? Mit dem Ayurveda ist ein weiteres unsinniges „Wer bin ich?“-Spiel dazugekommen. „Vata, Pitta, Kapha, was für ein Typ sind Sie? Sind Sie dünn, dick, rothaarig, feingliedrig oder schwerfällig, jähzornig oder langweilig, trocken, feucht oder beides? Aha, Sie sind ein Vata-, Pitta- oder Kapha-Typ oder eine gelungene Mischung. Ihr Typ ist klar, Sie wissen, wer Sie sind, ernähren Sie sich nun entsprechend!“
Doch Ayurveda sagt, dass das so nicht geht.
Um AyurvedIn, die/der Wissende des eigenen Lebens zu werden, muss mann/frau sich auf einen langen Selbstfindungsweg einlassen, auf einen lebenslangen Lernprozess. Wir müssen als Erstes herausfinden, mit welchem Lebensschiff wir unterwegs sind, das heißt, welche Grundkonstitution wir haben. Zur Übung zeichnen Sie Ihr Lebensschiff auf, ohne lange zu überlegen. Als Nächstes müssen Sie lernen, wie Sie mit diesem, Ihrem Schiff über den Ozean Ihres Lebens fahren können, sofern Sie gut drüben ankommen wollen. Sie müssen die besten SeefahrerInnen werden, um alle Klippen und Gefahren heil zu überstehen. Das sind Bilder, die sehr schön klarmachen, worum es geht. Ich kann mich auf meinem Boot, sofern es ein Segler ist, nur für kurze Zeit hinter das Segel in den Schatten legen, gleich wird wieder ein neuer Wind diese Ruhe ins Ungleichgewicht bringen und ich werde navigieren müssen. Der Ayurveda findet auf die Frage „Wer bin ich?“ mit der Lehre der 3 Dosha-s und dem ununterbrochenen Spiel der 5 Elemente immer die richtige Antwort, allerdings – und das ist die Kunst – muss mann/frau sich auf die Lehre einlassen, ein Test in der Zeitung wird stets falsch sein.
Die Wissenschaft vom langen, aber vor allem guten Leben ist aktueller und wichtiger denn je, suchen Sie sich die richtigen LehrerInnen!
Bild Teaser & Header © Unsplash