Ein guter Freund lebt in Griechenland und wir diskutierten – wieder einmal – die gegenwärtige Opferhaltung viele Griechen.
Er schrieb mir dazu:
„Die Griechen“ – also der griechische Staat mit seiner politischen und wirtschaftlichen Verfassung – sind natürlich nicht bloß Opfer, sondern Täter: Niemand hat Griechenland gezwungen, seine nationale Währung aufzugeben und seine nationale Ökonomie schutzlos der mächtigen europäischen Konkurrenz auszuliefern, die hier in Griechenland fast alles, was es an mittelständischem Gewerbe gab, plattgemacht oder aufgesogen hat. GR ist der Euro-Verlierer – und bringt den Widerspruch des Euro zur Anschauung, dass gemeinsames Geld und nationalstaatliche Interessensgegensätze einfach nicht zusammenpassen. Die Folge für Euro-Griechenland ist, dass es nicht nur keine eigene Währung, sondern überhaupt kein Geld mehr hat und sich deshalb den Diktaten aus Berlin und Brüssel beugen muss, wenn es noch weiter Staat machen will.“
Meine Antwort:
„Machen nationalstaatliche Interessen in einer Welt wie dieser überhaupt noch Sinn? Hat der augenblickliche Niedergang Griechenlands nicht auch etwas Gutes? War dort nicht schon ganz lange ohnehin ganz viel zu ändern? Soll man das große Friedensprojekt Europa am Geld scheitern lassen? War der 1., 2. und was sonst für ein Krieg besser als das, was sich jetzt abspielt?
Fragen über Fragen und wenige Antworten, die Gültigkeit haben könnten.
Das Einzige, was mir dazu einfällt, ist: Diejenigen, die noch halbwegs denken und fühlen können, sollten sich aufmachen und die Dinge dort versuchen zu lösen, wo sie gerade stehen. Wo sonst?“
Peter Riedl
Bilder © Unsplash

Wir können „diese Dinge“, im Vertrauen gesagt, wo immer wie auch stehen, nicht ändern. Wir können sie aber gründlich untersuchen und die Konsequenz daraus ziehen.
Norbert
Du hast schon recht, Europa ist kein reines Friedensprojekt, aber das heutige Europa ist durch seine Strukturen friedlicher als jenes, in dem ich 1943 geboren würde. Also fände ich gescheiter, wir würden versuchen, dieses zu erhalten, als jenes nationalstaatliche wiederherzustellen. Politische Systeme sind selten Friedensprojekte und wir Menschen sind, wie wir sind: Gelegentlich friedlich und gelegentlich nicht.
Also was können wir tun? Zu der Frage gefällt mir Dein Schlusssatz: Wir können uns und unsere Umgebung gründlich untersuchen und die Konsequenzen daraus ziehen. Sie werden friedensbringend sein, wenn wir in Herzen friedlich sind. Das zu werden, ist nicht leicht und benötigt auch ein entsprechendes Bewusstsein.
Liebe Grüße, Peter