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Eigentlich wollte ich hier an dieser Stelle heute über langweilige Dates sprechen. Nicht dass ich damit Erfahrungen hätte – mein Leben ist ein Sammelsurium an Menschen, die auf die eine oder andere Art nicht alle Gabeln im Schrank haben. Und ich lerne auch nur solche kennen, was mich manchmal traurig macht.


Meine Mutter äußerte kürzlich die Sorge, dass sich die falschen Menschen an mich heranwanzen könnten. Ich habe nicht genau nachgefragt, was sie unter „falsch“ versteht, aber ich kenne meine Mutter. Und insofern konnte ich ihr versichern, dass sich in neun von zehn Fällen immer solche Menschen an mich ranwanzen. Beruhigt hat sie das nicht, mich dafür zum Nachdenken gebracht. Denn was ist in Zusammenhang mit dem Treffen von Menschen falsch?
Mindestens zwei Frauen aus meinem „Inner Circle“ sind aktuell fleißig beim Daten. Manchmal bin ich dabei, wenn sie ausschwirren, manchmal lasse ich es mir erzählen. In Fall Eins sehe ich schon nach den ersten fünf Minuten, dass die Männer nichts für diese Frauen sind. Weil langweilig. Gut, das ist jetzt eine Bewertung, also lassen Sie es mich freundlich formulieren: inkompatibel. Die Kompatiblen sind schwer zu finden – geschenkt. Und man muss dabei schon einen gewissen Sportsgeist an den Tag legen. Hartgesottene würden das vielleicht als „auch mal einen Frosch küssen“ bezeichnen. Und meine Mutter ist in Anbetracht meiner Erfahrungen bestimmt davon überzeugt, dass ich zu viele Frösche küsse. Warum sie annimmt, dass ich überhaupt küsse, ist mir schleierhaft. Aber hey, ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert. Das dürfte auch meine Mutter inzwischen in ihr System integriert haben. Also, was mich angeht.
Warum ich keine Dates mit inkompatiblen Männern habe, ist einfach erklärt. Ich ziehe sie einfach nicht an. Das ist von Vorteil, weil man sich viel Zeit, Small Talk und Hoffnung spart. Die, die meiner Mutter gefallen würden, suchen etwas weniger wildes, weniger heiteres, weniger unabhängigeres. Mehr Annika und weniger Pippi. Schon früh habe ich mich geweigert, mehr Annika zu sein, was mich zur Projektionsfläche für allerlei Fehleinschätzungen gemacht hat. Inzwischen habe ich damit leben gelernt, weil ich dadurch mehr über mein Gegenüber erfahre als über mich. Doch das ist eine andere Geschichte.

Menschen
Es gibt in meinem Leben einen Menschen, der im Grunde vollkommen inkompatibel ist und der mich trotzdem seit Jahrzehnten mehr oder weniger begleitet. Nicht aktiv – er ist einfach da, und dann wieder weg, und dann wieder da. Lange habe ich versucht, das zu ändern, doch inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Woran ich mich allerdings nicht gewöhnen kann, ist: Er hält manches, wenn nicht vieles für undenkbar. Träfe ich jetzt einen Menschen wie ihn in der freien Wildbahn, würde ich mich mit einem Lächeln umdrehen und gehen. In angemessener Entfernung könnte ich mir auch ein Schütteln vorstellen, so eines, wie es meine Katze praktiziert, wenn sie aus dem Regen ins Warme kommt.
Doch bei diesem Menschen ist es anders. Es erfüllt mich mit tiefer Traurigkeit, dass sich jemand das Denken verbietet. Dass es jemand nicht zulässt, (Tag)Träumen nachzuhängen, die nachweislich die fluide Intelligenz fördern. Dass jemand sich weigert, über den Tellerrand hinauszuschauen. Wie gesagt, wenn es ein Fremder wäre, würde ich einen Schulterzucker investieren und es dabei belassen. Doch liegt einem jemand am Herzen, tut man sich schwer.
Ich denke viel, und ich denke gerne. Und ja, ich träume auch gerne und stelle mir Szenarien vor, die mich mit einem Lächeln durch einen trüben Tag wie heute begleiten. Das führt sogar oft dazu, dass ich im Bus sitze und vor mich hin grinse oder kichere, weil ich das Kopfkino gerade so lustig finde. Vor sich hin denken, kann einfach gute Laune machen. Außerdem: Was soll einem schon großartig passieren, wenn man denkt? Sieht keiner, hört keiner, merkt keiner. Und manchmal entstehen daraus richtig interessante Ideen für die Arbeit im Speziellen und das Leben im Allgemeinen. Doch vielleicht ist das genau der Grund, warum man sich das Denken verbietet. Weil man entweder nichts ändern will oder Angst davor hat, dass sich etwas bewegen könnte.
Momentan ist viel in Bewegung – spüren Sie das auch? Und deshalb kann ich fast verstehen, dass jemand die Zeit anhalten möchte, um nicht schwindlig zu werden. Religion oder politische Überzeugungen sind oft ein äußerer Ausdruck dieses Luftanhaltens ob der externen Vorkommnisse. Und trotzdem bin ich überzeugt davon, dass immer alles fließt. Dass nichts bleibt, wie es war. Dass der Mensch dazu geboren ist, sich zu entwickeln. Und nicht den Benjamin Button zu machen und das Leben vom Ende her zu sehen. Insofern ist jede Begegnung – egal ob kompatibel oder nicht – immer auch eine Herausforderung zum persönlichen Lernen. Nur: Das Lernen über sich und den Rest der Welt zu lassen, ist die falsche Strategie. Und das meine ich jetzt bewusst wertend.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Sansa 2018-12-07 08:46
Pippi hatten einen wundervollen Affen und ein Pferd dass sie auf alle Abenteuer begleitet hat :)
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# magclaudiadabringer 2018-12-14 14:18
jaaaaaaaaa
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