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Die Generation, die nach der Generation Z kommt, wird vielleicht E oder Alpha genannt werden. Wie auch immer: Ihr Alltag wird sich vielfach digital abspielen. Und da braucht es Achtsamkeit, wie ich finde.

Bei Recherchen kommen einem ja viele Themen unter, die mit dem eigentlichen Informationsziel nur am Rande zu tun haben. In diesem Kontext durfte ich also jüngst erfahren, dass das analoge Leben für junge Menschen auf dem Rückzug ist. Schon die jetzige Generation Z, also jene, die frühestens 1995 und spätestens 1999 geboren wurde, erfährt ein eingeschränktes reales Leben. Die nachfolgende, über deren Namen noch diskutiert wird, rastet ohne WLAN aus, weil sie nichts anderes kennt und gewohnt ist, alles gleich und sofort tun, suchen und organisieren zu können.

Meine erste Reaktion: Gott, wie schrecklich! Meine zweite: Vorsicht! Denk noch einmal nach. Denn zum einen muss man sich als Mensch meines Alters immer auch fragen, was man selbst dazu beigetragen hat. Mein Jüngster gehört der Generation Z an, ebenso seine Freundin. Und wenn ich mir erzählen lasse, was ihren Alltag ausmacht, ist da natürlich viel Virtuelles dabei. Schon alleine deshalb, weil beide noch studieren, und das in Zeiten wie diesen eben häufig „auf die Ferne“ passiert. Und natürlich bedienen beide die sozialen Netzwerke und teilen ihr Leben mit anderen. Und da kommen wir zum Punkt: Sie teilen eben auch ihr analoges Leben mit anderen. Sie gehen an die frische Luft, treffen sich mit Freunden, belegen hoffentlich bald einen Samba-Tanzkurs – Letzteres liegt allerdings nicht ganz in ihrer Hand. Vermutlich bin ich selbst häufiger auf Instagram und Facebook unterwegs als die beiden. Insofern haben die vielen Ausflüge, die intensiven Gespräche und das Spielen doch dazu beigetragen, dass die Kids sich noch an den Spaß erinnern können.

Ich erinnere mich gut daran, wie ich in Urlaubszeiten meine Eltern von einer Telefonzelle über die aktuellen Erlebnisse informiert habe. Keine ständige Erreichbarkeit, ein Gefühl von Freisein, das sich heutzutage kaum mehr jemand leisten kann oder will. Bei mir ging diese Zeit zu Ende, als ich mein erstes dickes Motorola-Handy bekam. Meine Handtasche wurde schwerer und damit auch der Rechtfertigungsdruck, warum ich einen Anruf nicht entgegengenommen hatte. Und dann kam dieser eine Moment, wo ich aus emotionalen Gründen begann, Apps zu nutzen, die die Kommunikation mit anderen Teilen der Welt ermöglichten. Das war das wahre Ende meiner analogen Welt.

Denn was damit grundsätzlich passierte, war: Mein Kopf drehte sich verstärkt um „hätte – wäre – könnte“-Themen. Weil die reale Welt eben nicht stattfand aufgrund von Entfernungen, musste die 3-D-Welt in die eindimensionale Welt der Textnachrichten oder Postings gepresst werden. Was jetzt selbst einem physikalischen Laien wie mir klar ist: Das kann nicht funktionieren. Und dennoch habe ich es jahrelang probiert. Am Ende stand die Erkenntnis, dass das alles nichts mit meiner Realität zu tun hat.

Seitdem fällt mir verstärkt auf, wie viele Menschen Stammgäste in ihrem Kopfkino sind. Kürzlich hörte ich die Aussage: „Die Vergangenheit ist vorbei, die Gegenwart trist, bleibt nur die Zukunft, über die es sich nachzudenken lohnt.“ Das erklärt vieles, wenn nicht alles. Verstehen Sie mich richtig: Ich plane auch gerne – siehe Reisethematik. Siehe „Voll fünfzig“. Siehe meinen Terminkalender. Doch dabei unterscheide ich sehr klar, wofür sich der Energieeinsatz lohnt und wie weit meine Selbstwirksamkeit geht. Natürlich könnte ich auch einen Engel anrufen, der mir den Weg freischaufelt nach Südafrika und dabei auch gleich das C-Scheißerchen wegfegt. Habe ich getan, Herr Engel war auf diesem Ohr taub. Und genau das ist der Punkt. Wenn etwas nicht klappt, wird einem das ziemlich deutlich vor Augen geführt. Meine Faustregel: Nach dem dritten Versuch lasse ich es einfach. Egal was.

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Kopfkino entsteht oft auch aus Angst. Wenn ich nicht um Punkt zwölf Uhr mittags ein „Ich liebe dich“ höre, kann da natürlich die Welt untergegangen sein. Wenn ich ein sehr persönliches Interview gebe, kann das natürlich eine Einladung für einen Stalker sein. Wenn ich eine Zigarette anzünde, kann ich natürlich Krebs bekommen. Doch es KANN auch ganz anders kommen. Man hat eben immer die Wahl, wohin man seine Aufmerksamkeit lenken will. Wenn ich um fünf vor zwölf eine Liebeserklärung bekomme, reicht das doch mindestens für zwei Stunden. Wenn ich ein Interview gebe, kann ich andere bestärken. Wenn ich rauche, kann ich meine Verdauung anregen.

Und auch hier folge ich dreimal dem Impuls, die Sicht auf die Dinge zu ändern, wenn sie an mich herangetragen werden. Gelingt es dann immer noch nicht, lege ich den Schalter um. Und dann befinde ich mich in einem Modus, der zwar den Ausführungen des Gegenübers folgt, doch gleichzeitig auch um spirituelle Unterstützung dafür bittet, dass dem oder der anderen die Angst genommen werden möge. Und der Fokus sich wieder auf das richte, was vor den Füßen passiert. Nämlich auf das 3-D-Leben.

Vor meinem Fenster ist gerade die Sonne durch die Wolken gebrochen. Neben mir schnurrt die Katze auf einem weißen Handtuch. Ein blaues liegt um meinen Hals, weil ich vor dem Schreiben dieser Zeilen aus der Dusche gestiegen bin. Und mein Bauch meldet, dass er endlich die Nudeln mit roten Rüben und Garnelen essen möchte, die von gestern noch übrig geblieben sind. Das ist für mich analoges Leben: zu achten, welches Potenzial ein Tag haben kann, wenn ich ihn mit der richtigen Intention gestalte. Und diese Intention sollte immer eine freudvolle, heitere und aufmerksame sein. Nur so können wir alle durch diese ungewissen Zeiten kommen, ohne schwereren Schaden zu nehmen.

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Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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