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Ich könnte aktuell über tausend Sachen schreiben, was leider zur Folge hat, dass ich mich für eine davon entscheiden muss. Mit einer vollen Nase fehlt der Riecher für das richtige Thema, weshalb ich schon jetzt für thematische Verfehlungen auf Ihre Großzügigkeit hoffe.

Diese Woche bei einem Vortrag über Daoismus. Es war mühsam, zugegebenermaßen, und ich weiß nicht, ob es daran lag, dass meine Konzentrationsfähigkeit abgenommen hat oder dass ich auf etwas gewartet habe, was nicht kam. Irgendwann einmal habe ich begonnen, meine Unterarme und Beine einzucremen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich meine Zeit verschwende. Und weil Tätigkeiten dieser Art die Gedanken aus meinem Kopf bringen, der nach fast anderthalb Stunden ohne Punkt und Ziel immer schwerer wurde. Da wundert es, dass ich mir tatsächlich einen Satz von Laotse gemerkt habe: „Tue nichts, und alles ist getan.“

So kommt mir mein Leben gerade vor. Eigentlich tue ich nichts, doch rund herum tut sich alles. Besuche, Reinigungsarbeiten, Arbeitsaufträge – kurz: Die Tage füllen sich ohne mein bewusstes Zutun. Und bis zu einem gewissen Punkt finde ich das ganz wunderbar, doch irgendwann kommt dieser eine Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. In meinem Fall sind das meine Nase und die darin verborgenen Schleimhäute.

Ich weiß, dass ich auch hier nichts tun kann, weil ein Schnupfen eben mit oder ohne Medikation vierzehn Tage dauert. Und jetzt könnte ich mich ja auf Laotse verlassen und verinnerlichen, dass kein Handlungsbedarf besteht. Das könnte ich vermutlich auch ganz gut, wenn nicht zwei Besucherschichten, Arbeit und sonstige Aufträge anstünden. Da will ich fit sein, da will ich stehen wie eine Eins, da will ich funktionieren.

Also krame ich in meiner Hausapotheke und der ayurvedischen Literatur, um irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, der es mir ermöglicht, die Froschaugen zu minimieren und die Schleimhäute zu schmälern. Auch die damit zusammenhängende Flüssigkeitsproduktion sollte tunlichst eingeschränkt werden, weil mir das Geschleime auch ohne Schnupfen ein Gräuel ist. Ich finde eine Nasendusche, China- und Nasenöl sowie mehrere Meersalzsprays. Und das alles in der richtigen Reihenfolge zu konsumieren, bringt mich in die Aktion. Aktueller Anlass: ein Corona-Test. Bekanntlich muss man da ja zumindest ein Nasenloch frei haben, weil sonst kein Ergebnis zu erwarten ist.

Normalerweise funktioniert die Nasendusche sehr schnell – vorausgesetzt, ich erwische einen Zeitpunkt, an dem beide Löcher frei sind. Übersehe ich diesen, muss ich wieder warten – zwei bis drei Stunden laut Nasenzyklus. Dieser besagt, dass die Luft eben nicht immer durch beide Löcher gleichzeitig eingesogen und ausgeatmet wird, sondern wechselseitig. Und die kleine Zeitspanne zu erwischen, in der sich dieser Wechsel vollzieht, ist einen Challenge. Etwas schneller funktioniert die Behandlung mit Chinaöl, das einem sehr schnell den Kanal bis ins Hirn durchputzt. Und einem auch die Möglichkeit bietet, die Nasendusche gleich nachzuschieben. Widerspricht allerdings dem natürlichen Rhythmus, doch man muss Prioritäten setzen.

Nase

Das Nasenöl ist weniger hilfreich, schmiert allerdings jene Stelle unter dem Nasensteg, der durch das viele Schnäuzen arg in Mitleidenschaft gezogen wird. Ich empfehle dieses Öl allerdings nur für zu Hause, denn wenn es in Gesellschaft fettig aus der Nase rinnt, schaut man vermutlich in angewiderte Gesichter. Wenn es welche gibt, die sich mit einem treffen wollen, der schnupfig ist. Heutzutage weiß man ja nie, ob sich dahinter nicht doch Corona verbirgt.

In meinem Fall nicht, was mich beruhigt, vor allem auch angesichts der angekündigten Besuche. Das Rudelkuscheln wird vermutlich auf ein Minimum eingeschränkt, ich möchte schließlich niemanden verschnupft abfahren sehen. Und wer weiß? Vielleicht nimmt der Schnupfen wundersamerweise gegen Ende der Woche ab, weil die Anforderungen ebendieser Woche auch alle abgehakt sind. Da ich ja meistens der Meinung bin, dass meine gesundheitlichen Verwerfungen psychosomatischer Natur sind, halte ich das für möglich.

Das Tanzen habe ich deshalb heute abgesagt. So gerne ich meine Hüften schwinge – ich habe das Gefühl, dass mir das Schwingen auf der Hollywood-Schaukel besser tut. Weil ich dort tatsächlich nichts tue, außer vielleicht die Katze zu streicheln. Und wenn ich diese Zeilen vollendet habe, gibt es auch abgesehen von der Stimmaufnahme dieses Beitrags nichts mehr, was es zu tun gibt. Und dann schaue ich mal, was sich von selbst erledigt. Auf die Reaktionen zu meinen stimmlichen Kapazitäten freue ich mich schon jetzt.

 

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Bilder  ©  Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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