Letzte Woche war die soziale Seite meines Daseins tarotmäßig durch die „Vier der Stäbe“ gekennzeichnet. Diese Karte steht für ein freudiges Ereignis, und an einem Tag hat sich das alles gebündelt.
Im Grunde ist es ja durch die C-Zeit so bei mir geworden, dass ich meine sozialen Kontakte sehr selektiv pflege. Nicht nur, weil ich offen und aufmerksam mit den Menschen zusammentreffen möchte, sondern auch, damit ich im Anschluss alles Gehörte zu einem wohlwollenden Abschluss bringen will. Sprich: entweder aus dem Erlebten eine Lehre ziehen, mich weiter freuen oder es loslassen. In der erwähnten C-Zeit vor einem Jahr ist mir bewusst geworden, dass ich bei mehr Socializing weder mir noch den anderen gerecht werden kann. Weil wenn zu viel, dann am Ende zu wenig: Aufmerksamkeit, Zugewandtheit, Mitgefühl.
Bislang ist mir das ganz gut geglückt, wenn es auch immer wieder einige Ausreißer gab und sich an dem einen oder anderen Tag doch mal zwei Treffen einrichten lassen mussten. Doch letzte Woche habe ich meinem Aufnahmefass eigenhändig den Boden ausgeschlagen. Zwei Termine standen ohnehin schon fest, wobei einer von ihnen relativ flexibel war, der andere von vormittags nach nachmittags und wieder zurück sprang. Und während dieser Kür kam die Anfrage für ein kurzes gemeinsames Frühstück, das eine Rarität darstellte und schon deshalb gewürdigt werden wollte. Als das alles an seinen Platz gefallen war, stellte sich heraus, dass ich im August vergessen hatte, Konzertkarten zu reservieren und die Freundin, mit der ich ins Festspielhaus gehen sollte, sich bereits seit Monaten darauf freut. Ich kümmerte mich und fand nur die Möglichkeit, entweder die Abendkasse anzusteuern oder stattdessen gemeinsam ein Abendessen einzunehmen. Ich gestehe es: Ich habe in dieser Nacht nicht sehr gut geschlafen.
In der Früh bei meinen Morgenseiten habe ich dann aufgegeben, vor allem den Widerstand in mir selbst gegen vier Verabredungen. Zum einen war ich ja selbst schuld, weil ich trotz aller Notwendigkeit noch immer keine Assistenz zur Seite habe, die mich in Termine zwängen könnte. Zum anderen gegen meine Bereitschaft, immer alles willkommen zu heißen, was gerade an meine Lebenstür klopft. Und dann sprang ich in den Bus und freute mich auf alle Begegnungen. Die erste war frisch wie der Morgen, die zweite überraschend wie meine morgendliche Entscheidung, die dritte warm wie der nachmittägliche Sonnenschein und die vierte aufregend.
Meine Freundin hatte nämlich in ihrer Verzweiflung über meine Vergesslichkeit und die damit drohenden Konsequenzen einen der Musiker auf Facebook ausgemacht und ihm die leidige Geschichte geschrieben. Was wiederum zur Folge hatte, dass der schneidige, italienische Saxophonspieler zwei Freikarten für uns organisiert hat. Und das Sahnehäubchen für meine Freundin: In der Pause konnte sie sich sogar noch mit ihm unterhalten und ich ihm danken, dass er mir aus der Patsche geholfen hatte. Da sage noch einer, Tarotkarten sind Hokuspokus. Obwohl: Magisch war das alles schon ein bisschen.
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