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Am Wochenende halte ich einen Workshop zum Thema „Kreativitätstechniken“ und darf hier gleich einmal demonstrieren, wie es ist, wenn man nichts schreiben kann.

In einer Vorab-E-Mail an meine Teilnehmerinnen habe ich darum gebeten, sich darüber Gedanken zu machen, wo ihnen die Kreativität fehlt und für welchen Bereich ihres Lebens sie sich mehr Schöpferkraft wünschen. Und was mir erzählt wurde, deckt sich sehr damit, womit ich viele Jahre meines Lebens laboriert habe. Nicht zu wissen, ob das, was man schreibt, von irgendwelchem Wert ist. Nicht zu wissen, wie man ins Schreiben kommt. Nicht zu wissen, wie man mit Gewohnheiten brechen soll. Gestern habe ich in der Vorbereitung auf diesen Workshop die Onlineklasse einer vietnamesischen Schriftstellerin angeschaut, die erzählte, wie sie sich aufs Schreiben vorbereitet hat, nämlich indem sie zum einen Zusammenfassungen von anderen Büchern geschrieben hat und zum anderen dem Vorsatz, in zwei Wochen 10.000 Wörter zu schreiben, treu geblieben ist.

Es hat lange gedauert, bis ich mir selbst klar gemacht habe, dass es einfach ums Schreiben selbst geht. Zumindest in erster Linie. Den Hintern auf einer möglichst weichen Unterlage platzieren, alles wegräumen, was die Umstände beeinflussen könnte, und einfach drauflos schreiben. Oder kritzeln, je nachdem, ob man der digitale oder analoge Typ ist. Das Überraschende für mich war irgendwann einmal: Es passiert gar nichts, wenn man das tut. Also im Außen. Es muss niemand wissen, dass man schreibt. Es muss definitiv niemand lesen, was man schreibt. Und es muss aus diesen beiden Gründen niemand seinen Senf dazu abgeben. Gut, in Anbetracht der ökologischen Verwerfungen könnte man sagen, dass man Papier verschwendet hat. Doch bei allem Respekt vor diesem Aspekt unserer aktuellen Problemlage scheint mir das verkraftbar zu sein. Vor allem, weil das Schreiben vielfach Dinge zum Besseren wendet.

Jetzt ist es in meinem Fall am heutigen Tag vermutlich nicht so, dass es niemanden geben wird, der sich meine Gedanken antut. Zumindest hoffe ich das. Und auch die eine oder andere Meinungsbildung wird dadurch passieren. Kleiner Side Step: Ich freue mich immer darüber, wenn Sie mich daran teilhaben lassen. Dadurch kann ich eine Verbindung zu Ihnen herstellen, die für beide Seiten erfreulich sein kann. Im Idealfall.

schreiben

Von einem schreiberischen Idealfall kann heute für mich keine Rede sein. Klar hätte ich ein paar Themen auf dem Zettel, die mich seit letzter Woche beschäftigt haben. Und die ich auch schon ausreichend behirnt habe, um sie Ihnen aus der inneren Klarheit heraus mitteilen zu können. Fakt ist allerdings auch, dass es in dieser Woche einen Vorfall gegeben hat, der mir genau diese innere Klarheit genommen hat. Und das bringt mich in eine Zwickmühle.

Normalerweise schreibe ich in die Öffentlichkeit nur aus dieser inneren Geklärtheit heraus. Denn – und geht es ans Eingemachte – alles andere macht mich verletzlicher, als ich es mir leisten will. Auch wenn ich der Meinung bin, dass der Mensch grundsätzlich gut ist, musste ich beobachten, dass es zu viele Social-Media-Nutzer gibt, die sich lieber auf die dunkle Seite schlagen, sobald sie sich anonymisiert äußern können. Insofern erscheint mir ein gewisser Selbstschutz angebracht, bei allem Glauben an die Menschheit.

Ich habe auch schon überlegt, meinen Beitrag diese Woche zu pausieren, weil ich mich weder intellektuell noch emotional dazu imstande gesehen habe. Doch andererseits ist es vielleicht auch an der Zeit, wieder ins Gleis zurückzukommen, sich der lieb gewonnenen Verpflichtungen bewusst zu werden und sein Bestes zu geben. Und das Beste, was ich in dieser Woche mit Ihnen teilen kann, ist: Das Leben haut uns immer wieder Brocken vor die Füße, die wir wahrnehmen sollten, bevor wir über sie hinwegsteigen oder um sie herumgehen. Indem wir die Zusammensetzung des Brockens, seine Farbe und Beschaffenheit wahrnehmen, schüren wir unsere Kreativität. Nämlich insofern, dass wir dadurch auf die beste Möglichkeit kommen, mit dem Hindernis umzugehen. Es zählt in diesem Moment weder das, was war, noch das, was sein wird. Es zählt nur der Augenblick, in dem wir mit einem Ereignis konfrontiert sind. Darauf bewusst zu reagieren, nach bestem Wissen und Gewissen, ist alles, was wir tun können.

Nach besten Wissen und Gewissen habe ich Sie also an meiner aktuellen Befindlichkeit teilhaben lassen, sichergestellt, dass es Stabilität gibt, aber sie inhaltlich durchaus flexibel gestaltet werden kann. Als ich mich vor das leere Bildschirmblatt gesetzt habe, wusste ich noch nicht, was mich erwartet – und Sie. Jetzt wissen wir es beide. Schreiben ist etwas Wunderbares – versuchen Sie es bitte!

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Bilder  ©  Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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