Kürzlich las ich eine Meldung, dass der deutsche buddhistische Mönch Bhante Nyanabodhi nach 27 Jahren seine Robe abgelegt habe. Das bedeutet, dass er sein Leben als Mönch hinter sich lässt und Laie sein wird.
Er heißt jetzt wieder Roland. In einem Brief und in einem YouTube-Video legte er detailliert die Gründe für seine Entscheidung dar. Nyanabodhi berichtete von zarten Banden zu einer Frau und dass dem Kloster Metta Vihara, dem er vorsteht, der ordinierte Nachwuchs fehle. Weshalb er zukünftig nicht nur kein Mönch mehr sein werde, sondern das Kloster auch kein Kloster mehr. Metta Vihara wird zu einem buddhistischen Seminarhaus.
Nyanabodhi ist der Nachfolger der 1997 verstorbenen buddhistischen Nonne Ayya Khema, die das Theravada-Kloster Metta Vihara Ende der 1980er-Jahre im Allgäu gründete. Ich nahm diese Nachricht kurz zur Kenntnis und freute mich über das junge Liebesglück. Andere Buddhisten sandten Nyanabodhi freundliche und ermutigende Grüße. Aber es gab auch die, die Probleme mit seiner Entwicklung hatten. In der Kommentarspalte unter dem Video – und nicht nur dort – finden sich irritierende Statements.
Den moralischen Stinkefinger zeigt dieser InternetBuddhist: „Wenn man direkt vom Mönchsstand in eine Beziehung wechselt, dann hat man doch als Mönch bereits die Beziehung aufgebaut?“ Ja, das will ich doch hoffen, denke ich schulterzuckend. Alles andere wäre leichtsinnig. Mein echtes Interesse weckten dann aber folgende Beiträge: „Wie will man ernsthaft spiritueller Leiter sein, wenn man die edle Suche aufgegeben hat?“, heißt es da. Oder: „Kein Laie in einer Beziehung kann die gleiche spirituelle Führung geben wie ein Mönch.“
Ich spitze jetzt zu: Ein Mensch ist seit Jahrzehnten Buddhist. Davon verbringt er 27 Jahre als Mönch. Er lehrt und verfasst Bücher. Viele beschreiben eine emotional gereifte Persönlichkeit und einen wirkungsmächtigen, gewandten Lehrer. Aber in dem Augenblick, in dem er seine Mönchsrobe abstreift, soll das alles Makulatur sein, unter anderem deshalb, weil er jetzt in einer Partnerschaft lebt. Die Vorstellung, dass ein ordinierter Mensch automatisch qualifizierter ist als ein Nichtordinierter, ist natürlich Unsinn. Niemand erwirbt sich allein durch seinen Status spirituelle Kompetenz. Hinter dieser Vorstellung steht unter anderem eine alte Doktrin, die behauptet, dass die Existenz als männlicher Mönch die Vorstufe zur Erleuchtung sei. Laien sind in dieser Betrachtung zu Versorgern der Ordinierten degradiert.
Dieser Blog erschien in der Ursache\Wirkung №. 113: „Grenzen überschreiten"
Sie können nur hoffen, in einer nächsten Wiedergeburt Mönch zu werden, um dann Nirvana zu erreichen. Als Laie geht das nicht und als Frau übrigens schon gar nicht. Man wundert sich, dass es im dritten Jahrtausend Menschen gibt, die so oder so ähnlich denken und es auch öffentlich im Internet kundtun.Ich jedenfalls wünsche Roland Nyanabodhi, seiner Partnerin und dem Metta Vihara eine gute Zeit und weiterhin erfolgreiches Wirken.
Ihr Hendrik Hortz
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ja es ist seine Entscheidung,warum auch immer,aber er dürfte das Vihara "nicht mitnehmen dürfen".
Die Nörgler und Meckerer sind oft die einzigen, welche einen sodann negativen Kommentar abgeben (das ist das Gegenteil von rechter Rede, und kann eigentlich von keinem Buddhisten stammen, weil er sollte wissen, dass er als Buddhist kein anderes Wesen durch seine Rede verletzen darf) und dann sieht es so aus, als währe das gesamte Internet der Meinung der Nörgler und Meckerer.
Warum sollte ein buddhistischer Mönch keine Beziehung zu einer Frau haben? Damit würde er sich zwar der Gefahr aussetzen an etwas/jemandem anzuhaften und Dukka zu bekommen, aber das ist seine eigene Entscheidung.