Serendipitäten zu erleben, macht das Leben spannend. Und weil sie ja immer ungebeten erscheinen, liegt es auf der Hand, darin einen Wink des Schicksals zu sehen. Und zu entdecken.
Ich gebe es zu: An manchen Tagen verbringe ich ganz schön viel Zeit an meinem Tablet, um irgendein Arcade-Spiel zu spielen. Und hin und wieder höre ich dann, dass ich meine Zeit doch wirklich sinnvoller verbringen könnte. Das habe ich dann insofern aufgegriffen, indem ich spiele, während ich mir frühmorgens nach dem Aufstehen ausgewählte Podcasts anhöre. Denn allzu viel Hirn brauche ich für das Spielen dann doch nicht, da geht Information zu tanken auch nebenbei. Ja, ich informiere mich wieder, allerdings versuche ich, mich aus den zwei Themen, die aktuell vorherrschend sind, herauszuhalten. Panikmache kann ich gerade gar nicht gebrauchen. Doch das ist eine andere Geschichte.
Die Anmerkung, dass ich manchmal viel Zeit mit dem Spielen verbringe, hat mich zum Nachdenken gebracht. Denn tatsächlich kann es an einem Claudia-Tag mit schlechtem Wetter schon einmal ausarten. Doch wenn ich mir dann die vorangegangene Zeit genauer anschaue, stellt sich meist heraus, dass ich sehr in der Pflicht stand. Funktioniert habe, anderen beistand, geliefert habe. Das sind lauter Dinge, die das innere Kind beobachtet, mit dem es allerdings nicht viel anfangen kann. Seine Pflicht ist es, spielen zu dürfen, ohne daran zu denken, welche Auswirkungen das hat. Sein Funktionieren besteht darin, maximal dem nachzukommen, was ihm gesagt wird. Und beistehen tut ein Kind vielleicht einem Tier, doch mehr nicht. Wir als Erwachsene tun gut daran, dieses innere Kind zu beschäftigen – zumindest hin und wieder. Und das muss jetzt nicht unbedingt ein Computerspiel sein. Wir Frauen können uns da an den Spielzeugen der Männer ein Beispiel nehmen – die machen sich meist keine großen Gedanken, ob sie es sich nun anschaffen oder nicht. Zumindest nicht in einem gewissen Alter. Wenn sie es können, tun sie es einfach. Da steht dann ein Motorrad in der Garage, vielleicht auch ein spezielles Fitnessgerät, manchmal wird auch ein Pilgergang nach Santiago de Compostela unternommen. Sie tun es einfach.
Wir Frauen tun uns erfahrungsgemäß etwas schwerer. Weil wir ja darauf gepolt sind, dass wir zuerst anderen das Spielen ermöglichen möchten. Ihnen alles freiräumen wollen, damit sie den Weg zum Spielplatz möglichst barrierefrei gehen können. Das ist Arbeit, oftmals auch gepaart mit Entbehrungen. Die schauen dann oft so aus, dass wir am Abend zu müde sind, um noch spielen zu wollen. Auf welchem Spielplatz auch immer. Und feststellen, dass andere spielen und uns vielleicht nicht mitspielen lassen, weil sie gar nicht auf die Idee kommen. Frei nach dem Motto: Man lädt ja auch nicht den Architekten ein, mitzuwohnen, wenn man in ein neues Haus zieht. Und das kann schon einmal schmerzen.
Meine Erfahrung dazu: Das Mauerblümchen darf sich entpuppen. Es hat lange zugeschaut, wie andere ihren Spaß haben. Es darf aus seiner Rolle hinausschlüpfen, den Glitzer-Jumpsuit anziehen und seine eigene Party veranstalten. Seine eigene Musik auflegen. Seine eigenen Leute einladen. Und davon gibt es genug, nämlich vor allem jene, die sich selbst das Spielen und Tanzen im Dienste anderer versagt haben. Mit jeder Mauerblümchenparty kommt die Lust auf die nächste Gelegenheit, seinen eigenen Glitzer zu verstreuen. Und irgendwann wird daraus Glamour. Weil man nämlich begriffen hat, dass man selbst für die Party seines Lebens verantwortlich ist. Und dass es ganz und gar unattraktiv ist, darauf zu warten, dass man eingeladen wird.
Es hat viel damit zu tun, wie interessant man sich selbst findet. Ich behaupte ja jetzt nicht, dass ich mich mit meiner Glitzerhose interessanter finde als ohne. Den Prozess dahinter, der mich zum Kauf und zum Tragen einer Glitzerhose führt, allerdings sehr. Denn dahinter steht eine Attitüde, die man sich erarbeiten kann. Am besten spielerisch. Man fängt klein an und kauft sich funkelnde Socken oder bestreicht seine Nägel mit „To the moon and back“ oder „Up to the sky“. Irgendwann funkelt es vielleicht an den Ohren, an den Fingern oder auf einem Oberteil. Und irgendwann einmal hängt da diese Glitzerhose, und man weiß: Jetzt bin ich bereit. Bereit, mit dem Funkeln Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und diese auch zu rechtfertigen. Eine Abkürzung gibt es nicht, da leidet die Authentizität.
Eine Glitzerhose alleine macht noch keine Party. Eine Glitzerhose ist auch noch lange keine Einladung zum Spielen. Doch sie ist immer ein Signal, dass man mutig, entschlossen ist, Lust aufs Leben hat. Sollen die anderen ihre Parties ruhig hinter verschlossenen Türen feiern – Die Glitzerhose feiert das Leben. Und das an jedem Tag, an dem sie aus dem Schrank geholt wird, Luft holen darf und Einladungen ausatmet, gemeinsam mit ihr die Party des Lebens zu feiern. Das ist ansteckend, Sie werden es erleben. Und wenn das Tanzen, Lachen und Verbinden wider Erwarten zu anstrengend werden sollte, bleibt immer noch das Tablet mit der Spiele-App. Zum Durchatmen, Pause machen und neu los starten.
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Was glaubst du, was es ein Fest war, fest zu stellen, dass die ganzen Survival-Spiele, die ich so gerne gezockt habe, einen Nutzen "im richtigen Leben" haben! Meine kleine Tasche am Gürtel beinhaltet alles Wichtige! :D ...und im Krankenhaus hat mir das den Popo gerettet. z.B. Taschenmesser. Die metallenen Gurken da kannste ja net benutzen, wenn du ´ne Polyneuropathie hast.
Beste Grüße, und bleib gesund
Mala