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Manchmal braucht man für Selbstfürsorge eine Anleitung. Manchmal liegt aber auch alles vor der eigenen Nase, was man dafür braucht. Und einen kleinen flauschigen Lotsen.

Vor einiger Zeit habe ich festgestellt, dass ich ein Faible für Illustrationen jeglicher Art habe. Auf Instagram folge ich den jeweiligen Künstlern und Künstlerinnen, sammle ihre Werke auf Stickern und in Schreibbüchern und drucke mir alles aus, was Lebenshilfe UND Illustration verbindet. So letztens auch einige Blätter über Selbstfürsorge im Frühling. Hübsch gezeichnet und überaus sinnvoll, dachte ich mir in den ersten Tagen der beginnenden Jahreszeit, die endlich da ist – Sommerzeit inklusive. Und ich weiß ja nicht, ob es daran lag, aber dieser eine Sonntag, an dem die Uhren vorgedreht wurden, war nicht der meine. Trotz der bunten Illustrationen.

Was mich noch am meisten freute an meinem Claudia-Tag, waren die Morgenseiten über das Chuck-Spezzano-Buch. Ich habe keine Ahnung, warum ich daran so viel Spaß habe, denn einige Anregungen sind mir durchaus schon vertraut. Und doch genieße ich diese gelenkte Aufmerksamkeit, speziell an einem so blank vor mir liegenden Tag. Danach kam Sand ins Getriebe. Die Podcasts waren so gestaltet, dass ich innerhalb von zwei Minuten merkte, dass mein Kopf sonst wohin abhaute. Also setzte ich Wasser für mein Wochenendfrühstücksei auf und backte – wahlweise buk - mir eine Kamutsemmel auf, die ich mir am Samstag auf dem Biobauernmarkt gekauft hatte. Ich fühle mich gerade wie der Prototyp einer Bobo-Frau, fehlt nur noch die Hafermilch im Matcha Latte. Und vielleicht BIN ich eine Bobo-Frau, doch darüber denke ich ein anderes Mal nach.

Wie auch immer: Ich kochte das Ei zu lange, weil mir irgendwas die Aufmerksamkeit raubte, an das ich mich gerade nicht mehr erinnern kann. Also legte ich ein zweites Ei ins kochende Wasser und stellte den Handywecker, um mein Frühstück sicherzustellen. Alles ging gut, das Frühstück, das Anziehen, der Spaziergang danach im strahlenden Frühlingssonnenschein. Wieder daheim, rastete ich in der Sonne auf der Terrasse und schlief ein. Und dann ging es los. Was im Grunde nicht wirklich neu ist: Nach einem Mittagsschlaf bin ich grundsätzlich müder als vorher, und das ist selbst dann der Fall, wenn ich mich punktgenau an die Richtlinien eines Powernaps halte, nämlich die zwanzig Minuten nicht überschreite. Ich bin einfach keine Tagesschläferin. Den halben Tag verschlafen kann ich theoretisch schon, aber nur, wenn ich im Dunkeln ins Bett gegangen bin. Was an diesem Sonntag nicht sein musste, weil ich um halb neun ausgeschlafen war.

Selbstfürsorge

In der frühen Nachmittagssonne richtete ich mich also von meinem orangefarbenen Handtuch auf und wusste: Mir ist heiß, ich habe Hunger und keine Lust, weder unter die Dusche zu steigen noch den Herd anzuwerfen. Ich versuchte es noch einmal mit dem Buch, bei dem mir tagtäglich die Augen zufallen, doch das erschien mir in diesem Moment sinnlos, weil ich ja eh schon zu lange geschlafen hatte. Auf dem Weg zu einem Glas kühlen Kurkuma-Tee (damit steht fest: Ich bin eine Bobo-Frau!) fiel mein Blick auf den Ausdruck der frühlingshaften Selbstfürsorge.

Den ersten Punkt mit dem Bauernmarkt hatte ich schon erledigt, für den Campingausflug war nicht mehr genug Zeit übrig. Und abgesehen davon hatte ich das EINE Mal in einem Zelt alles andere als genossen. Kann also weg. Der dritte Punkt lud dazu ein, den Vögeln beim Zwitschern zuzuhören. Eine Türkentaube saß auf meinem Dach und erinnerte mich an eine nicht rückerstattete Flugreise nach Bodrum am Anfang der Pandemiezeit. Hat meine Stimmung nicht gerade gehoben, dieses Gurren im Innen und Außen. „Mach Dinge, die dich glücklich machen“, lautete der nächste Rat, und ich grummelte vor mich hin, dass ich diese Liste nicht bräuchte, wenn ich wüsste, was mich glücklich macht. In dieselbe Kerbe fiel „Gieße deine Träume und Ziele“. Die waren so weit weg, dass kein Wasserstrahl dieser Welt auch nur annähernd den Topf treffen hätte können. Mich auf mein Wachstum zu fokussieren, war ebenfalls ziemlich sinnlos, denn in meiner Welt war ich gerade wieder in die Kindheit zurückgefallen, wo mir vielleicht das eine oder andere überhaupt keinen Spaß gemacht hatte. Für das Sternderlschauen war es noch zu früh, eine nährende Morgenroutine hatte ich bereits und in der frischen Luft hatte ich den Großteil des Tages bereits verbracht. An letzter Stelle fand ich „Beginne mit dem Frühlingsputz!“ Gaaanz sicher niiicht.

Zur Sonnenüberhitzung kam noch der innere Unmut über meine Unlust, was mich schlussendlich doch unter die Dusche und in die Küche trieb. Gemessen am Unmut war es sogar sehr gut. Und er war dann nach dem Meeresfrüchte-Gratin (ich bin ganz sicher Bobo!) auch ein bisschen besänftigt. Doch Perfektionistin, die ich bin, hatte ich den Ehrgeiz, noch ein bisschen zu optimieren. Bei indifferenter Stimmungslage kann es gar nicht gut genug werden. Ich hörte die Katze miauen, die im Fernsehzimmer lag und sich langweilte. Und während ich ihr den Winterpelz abkraulte, fiel mein Blick auf eine DVD-Box, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie sang „I‘ll be there for you“, öffnete sich praktisch von alleine und schob sich in Form einer einzelnen DVD mühelos in das Abspielgerät. Und es dauerte keine zwanzig Minuten, bis sich meine indifferente Stimmungslage entschieden hatte: Dieser Sonntag war doch noch ein guter Tag geworden. Und nach zehn Folgen „Friends“ habe ich mir sogar noch die Sterne angeschaut. Geht doch!

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Bilder © Pixabay 

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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