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Mein Männerschnupfen dauert noch an, was aber nichts an meinem Workload ändert. Und weil das alles erledigt werden will, zweifle ich inzwischen an meiner Durchsetzungskraft.

Es ist ja der Klassiker, dass ein Schnupfen mit Medikamenten 14 Tage und ohne Medikamente zwei Wochen dauert. In diesem Sinne bin ich in der Halbzeit. Und auch wenn ich mir letzte Woche vorgenommen habe, den blockierten Gesichtserker zum Anlass zu nehmen, kürzerzutreten, muss ich gestehen: Mission nicht erfüllt. Im Gegenteil.

Was diese Woche alles in mein Leben gestrebt ist, geht auf keine Kuhhaut. Und dabei dachte ich, dass das Universum nicht nur Lernaufgaben für mich hat, sondern mir vielleicht auch einmal die eine oder andere Durchschnaufphase schenkt. Einfach, weil es mir wohlgesinnt ist. Dachte ich mir. Doch das Universum hat sich für die Abteilung Lernaufgaben entschieden, und lernen kann man ja auch mit einer blockierten Nase. Wird es sich so gedacht haben. Denke ich mir.

Der Punkt ist: Wenn man das Gefühl hat, dass sich mitten im Gesicht etwas staut, ist es schwer, im Fluss zu bleiben. Oder in den Fluss zu kommen. Weil man ja grundsätzlich das Gefühl hat, dass da etwas bremst. Ein mittelgroßer Kieselstein, der im Getriebe reibt. Die Balance zwischen Input und Output stört. Und das hat vor allem eines zur Folge: Ich schaffe es kaum noch, den Input in einen Output zu verwandeln.

Dabei ist es gerade in dieser Woche wichtig, dass ich Dinge geregelt bekomme. Artikel schreiben, einen Workshop konzipieren, Podcast aufnehmen, Kapitel für mein neues Buch verfassen. Und das alles möglichst mit Hirn. Doch genau das läuft aktuell im Klebemodus. Das bedeutet, dass ich das Gefühl habe, dass alle Informationen aus dem Input irgendwie aneinanderhängen und sich nur unter größter Kraftanstrengung auseinanderdividieren lassen. Wenn überhaupt. An einem dieser Tage, als ich das Gefühl hatte, dass ich noch nicht einmal die kleinste Entscheidung treffen kann, bin ich spazieren gegangen.

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Ich wollte eine Minimalrunde drehen, weil sich die Sonne nur sehr verschämt blicken ließ und ich die kühlen Temperaturen scheute. Doch dann wurde mir warm, die Sonne überlegte es sich anders, und ich fand mich auf meiner großen Runde wieder, entlang eines Baches, in einem Auwald, am Ufer eines kleinen gestauten Sees. Schön war das, auch wenn der Druck im Hirn nach wie vor vorhanden war. Manches ließ sich terminlich einfach nicht so verschieben, dass ich durchatmen konnte. Also innerlich, denn äußerlich bin ich – wie gesagt – ja erst in der Halbzeit und brauche auf keine Wunderheilung zu hoffen.

Just in dem Moment, wo ich mein perfektionistisches Ich von der Leine lassen und mich überwunden hatte, um Hilfe zu bitten, kam die Eingebung. Ich konnte Aufgaben einfach um zwei Tage verschieben. Weil es nicht in Stein gemeißelt ist, dass ich genau an einem bestimmten Tag eine bestimmte Aufgabe zu machen habe. Fast wollte ich mir auf die Stirn schlagen und mich selbst rügen, dass ich nicht früher draufgekommen war. Doch der Stirnschlag hätte bei meinem Männerschnupfen auch nichts geholfen. Wie auch immer: Der Spaziergang hatte wieder einmal gefruchtet, wie Bewegung ja immer beim Nachdenken hilft.

In diesem Sinne bin ich nun wesentlich entspannter, beobachte meinen Kieselstein mit einem hämischen Grinsen und flüstere ihm zu: „Dich krieg' ich auch noch los.“ Und weil es mir leichter fällt, das am Meer zu tun, werde ich das in der kommenden Woche auch tun. In der zweiten Oktoberwoche treffen wir uns wieder an dieser Stelle, weniger stoned, dafür aber im Flow.

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Bilder © Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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