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Leben

Keine Vergleiche, keine Bewertungen und schon gar keinen Stress sehen ein Arzt, ein Psychologe und eine Dharma-Lehrerin als ein Rezept für ein freudvolles Dasein.

Was ist Lebensfreude?

Tobias Conrad: Lebensfreude fühlt sich anregend an und ermöglicht eine Qualität der Begegnung mit anderen, in denen keiner verliert und alle gewinnen: Kooperation, Bindung, Vermehrung, Fürsorge, Verzeihen können, Lehren und Lernen, Solidarität und Sinn im Leben, indem wir uns einer Leidenschaft hingeben.

Matthias Ennenbach: Kurzfristig stellt sich (Lebens-)Freude ein, wenn wir bekommen, was wir wollen. Aber langfristige (Lebens-)Freude entsteht durch das Gegenteil: indem wir lernen, unsere Begehrlichkeiten loszulassen.

Uschi Stehmann: Lebensfreue ist die Freude, die entsteht, wenn wir offen und empfänglich mit dem Leben verbunden sind. Aus Offenheit und Empfänglichkeit erwächst die Freude des Nichtgetrenntseins.

Ist Lebensfreude eine Entscheidung?

Conrad: Natürlich gibt es Menschen, die sich von klein auf leichter für die Details im Leben begeistern und daraus mehr Freude gewinnen können. Manche kommen erst später im Leben drauf, dass es eine tagtägliche Entscheidung ist, ob ich das Leben, so wie es eben im Moment gerade ist, freudvoll bejahe – oder eben nicht.

Ennenbach: Ohne Bewusstheit jagen wir den kurzfristigen Freuden hinterher. Tatsächlich können wir aber die in uns allen veranlagte Lebensfreude gezielt trainieren.

Stehmann: Lebensfreude ist insofern eine Entscheidung, als dass ich meine Absicht und Motivation nähre, dem Leben, wie es sich in der Gegenwart entfaltet, mit Offenheit und Interesse zu begegnen. Ich stärke die Absicht, frei von Leid und Anhaftung zu sein.

Dharma

Wie kann man Freude in sein Leben bringen?

Conrad: Indem wir uns Ziele setzen und erreichen. Wir sollten uns bewusst machen, dass wir oft die Freiheit haben, uns für die Freude zu entscheiden. Das geht über Bewegung und Sexualität, durch Liebe und Freundschaft, einen wachen Geist und wenn man mit der Vergangenheit ausgesöhnt ist und optimistisch in die Zukunft blickt.

Ennenbach: Ein erster zentraler Aspekt ist das Erkennen, dass reine Bedürfnisbefriedigung nur sehr kurzfristig Freude macht. Der nächste Schritt besteht darin, zu lernen, die inneren Aufregungen zu lindern, so verlieren wir Ballast, fühlen uns leichter, und die Freude bleibt nachhaltiger.

Stehmann: Freude kann man nicht in sein Leben bringen, aber man kann sein Leben der Freude öffnen. Innerlich wie äußerlich. Freude ist größer als das kleine Ich und erwächst auch aus heilsamen Handlungen.

Gibt es Lebensfreude-Killer? Was macht unglücklich?

Conrad: Der Vergleich mit anderen, die es vorgeblich besser haben und die mehr haben im Leben – davor warnte uns schon der dänische Philosoph Søren Kierkegaard:

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“

Ennenbach: Oberflächlich gibt es zahllose Ursachen. Aber im Grunde gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen den verschiedenen Ursachen, die Unglück erzeugen: eine zu hohe innere Anspannung. Sie ist ein Energiefresser und fühlt sich zu Recht wie Ballast an.

Stehmann: Ein Lebensfreude-Killer ist, sich mit seiner eigenen Ich-Vorstellung zu identifizieren. Sich mit anderen zu vergleichen und zu bewerten, was besser oder schlechter, mehr oder weniger wert ist. Stress, Druck und Angst.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 116: „Leben, lieben, lachen"

uw116 Cover


Haben Sie einen Tipp für ein tägliches Ritual, das Lebensfreude mit sich bringt?

Conrad: Ja, Dankbarkeit üben. Ich halte es da mit Francis Bacon: „Nicht die Glücklichen sind dankbar, sondern die Dankbaren sind glücklich.“

Ennenbach: Suchen Sie sich einen täglichen Erinnerungsgeber: Haargummi am Handgelenk oder etwa ein Stein in der Hosentasche. Mit dieser Erinnerungshilfe lockern sie mehrmals pro Stunde ihre Schultern, atmen durch, lächeln und sagen sich: „Es ist okay!“

Stehmann: Jeden Tag einen bewussten Akt der Freundlichkeit, Großzügigkeit und Warmherzigkeit in Worten oder Taten anderen gegenüber vollziehen. Besonders auch in schwierigen Situationen. Mein Mann sagt, es bringt ihm Lebensfreude, wenn er mir jeden Morgen eine Tasse Kaffee ans Bett bringt.

 

Dr. Tobias Conrad, ist Arzt, Meditationstrainer und Sachverständiger für Flugmedizin. Conrad hat sich vor allem der Prävention verschrieben. www.tobiasconrad.com

Dr. Matthias Ennenbach ist Dipl.-Psychologe/appr. Psychotherapeut, Leiter des Zentrums für Buddhistische Psychotherapie, Ausbilder Buddhistische Psychotherapie BPT® und Ausbilder für Achtsamkeitstrainer ASST ® www.Info-BPT.de

Uschi Stehmann ist Diplompädagogin. Sie lehrt und praktiziert, ausgebildet von Christopher Titmuss, seit über dreißig Jahren den Buddha-Dharma. Am liebsten ist die leidenschaftliche Paddlerin auf Natur- und Wildnisretreats.

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Redaktion Ursache\Wirkung

Redaktion Ursache\Wirkung

Hier finden Sie Beiträge, die das Ergebniss einer gemeinsamen Arbeit sind. Die Redaktion von Ursache\Wirkung hat hier zusammengearbeitet und diese Texte gemeinsam realisiert. 
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