Der Inhalt der ersten Zuflucht ist:
„Der Ehrwürdige ist so: vollkommen zur Erlösung gelangt, vollkommen richtig von selbst zur Wahrheit erwacht, in Wissen und Wandel vollendet, hat den Weg durch die Wiedergeburten gut beendet, ist ein Kenner der Welten, ein unübertrefflicher Lenker der bezähmbaren Menschen, Lehrer der Götter und Menschen, ein Buddha, ein Ehrwürdiger."
Die folgenden Überlegungen sind ‚in Wissen und Wandel vollendet, hat den Weg durch die Wiedergeburten gut beendet' gewidmet.
Die früheren Leben eines Buddha als Bestandteil seiner ‚Persönlichkeit'
Im Westen gilt es meist als selbstverständlich, dass die Persönlichkeit einer Person aus dem gegenwärtigen Leben zu erschließen ist. Im Gegensatz dazu gehören für die meisten Menschen, die dort in Asien aufgewachsen sind, wo Wiedergeburtsglaube zur kulturellen Grundlage zählt, die früheren Geburten ebenso zur Persönlichkeit wie die gegenwärtige und etwaige zukünftige. Deswegen sind für einen gläubigen Buddhisten die früheren Geburten eines zukünftigen Buddha ebenso Bestandteil seiner ‚Persönlichkeit' wie seine letzte – ‚historische' – Geburt, in der er die erlösende Einsicht aus eigener Kraft verwirklicht. Dies gilt auch für frühere Geburten als Tier oder Gottheit.
Die für Buddhisten wichtigste frühere Geburt des Buddha Gautama ist die, in der er als Brahmane Sumedha das Gelübde auf sich nahm, ein Buddha zu werden. Damit wurde er ein Bodhisattva. Diese Geburt wird nur in relativ späten Werken berichtet.
Wichtig für traditionelle Buddhisten sind auch die verschiedenen Geburten des Bodhisattva, in denen er die Vollkommenheiten, welche Bedingung zur Buddhaschaft sind, entwickelte, nämlich Freigebigkeit, Sittlichkeit, Entsagung, Weisheit, Willenskraft und Energie, Nachsicht und Duldsamkeit, Wahrhaftigkeit, Standfestigkeit und Entschlossenheit, Güte, Gleichmut.
Unter diesen Geburten ist für die Buddhisten von besonderer Bedeutung Gautamas vorletzte menschliche Geburt als Prinz Vessantara. Vessantara, der große Barmherzige, ist der Inbegriff der Freigebigkeit: Vessantara schlägt niemandem eine Bitte aus, nach allem übrigen Besitz verschenkt er selbst Frau und Kinder. Gerade diese frühere Geburt Buddhas zeigt, welch große Bedeutung tätiges Mitgefühl hat. Damit erledigt sich auch die Frage, die von Christen regelmäßig gestellt wird: Wie verhält es sich mit den karitativen Tätigkeiten des Buddha? Karitative Tätigkeit ist eine unerlässliche Voraussetzung, ein unabdingbares Wesensmerkmal eines Buddha. Allerdings ist das Wesen eines Buddha nicht auf sein letztes Leben, das als Buddha, beschränkt, sondern schließt seine ganze Vorgeschichte ein.
In traditionell buddhistischen Ländern werden die Geschichten über frühere Geburten Gautamas, die Jātaka, von den meisten Gläubigen als Berichte geschichtlicher Wirklichkeit betrachtet. Für uns durch die Aufklärung geformte Menschen sind die Geschichten ganz gewiss keine historischen Berichte. Es fehlt jegliche historische Differenzierung, jegliches Wissen über die Geschichte des Universums, der Welt und des Menschen. Für uns sind es fromme Erfindungen. Trotzdem sollten wir diese Geschichten ernst nehmen als Ausdruck dafür, welch große Voraussetzungen es hat, ein Buddha zu sein.
Wir sollten darum vorsichtig sein, wenn wir von der ‚Buddha-Natur' in uns sprechen. Wir könnten zu große Erwartungen wecken, auf die notwendig die Enttäuschung folgt. Erlösung vom Leiden ist hoffentlich eine Option für uns alle, ein Buddha zu werden ist sicherlich keine solche Option. Es sei denn, wir trivialisieren und verniedlichen den Buddha. Man kann ja auch Freude am Klavierspielen haben, wenn man nicht an eine ‚Mozart-Natur' in sich glaubt.
Auch sollten wir sehr zurückhaltend sein mit Bodhisattva-Gelübden. Es ist leicht zu geloben, auf die Erlösung zugunsten der Mitwelt zu verzichten, solange die Realisierung dieser Erlösung noch nicht einmal am fernsten Horizont aufgetaucht ist. Ich habe Bekannte, die großzügig ein Bodhisattva-Gelübde ablegten, obwohl sie noch nicht einmal die einfachsten Regeln guten mitmenschlichen Verhaltens verinnerlicht hatten. Der Glaubwürdigkeit der Buddhisten dient so etwas gewiss nicht.
Die Allwissenheit des Buddha
Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen der Betrachtung Buddhas durch einen Historiker und durch gläubige Buddhisten ist der, dass die meisten Buddhisten Buddha als virtuell allwissend ansehen. Das heißt, dass ein Buddha zwar nicht aktuell jederzeit alles Wissbare in seinem Bewusstsein hat, dass er aber alles, worauf er seine Aufmerksamkeit richtet, unfehlbar weiß. Das bedeutet, dass alles, was als Buddhas Wort gilt, als absolute Wahrheit betrachtet wird, zumindest soweit Buddha sich nicht dem Fassungsvermögen der Hörer angepasst hat. Diese Allwissenheit gilt auch für Buddhas kosmografische Aussagen über übermenschliche Welten oder für Buddhas Erklärung der Ursachen von Erdbeben. In Myanmar gab es schon staatliche Ketzerprozesse gegen Buddhisten, die Buddhas Weltbild als überholt angesehen haben. Den meisten buddhistischen Richtungen steht die Entmythologisierung noch bevor. Je schneller diese geschieht, umso besser für die Akzeptanz der Grundlehren Buddhas bei der gebildeten Jugend traditionell buddhistischer Länder. Diese schüttet schon jetzt oft das Kind – die Grundgedanken – mit dem Bade – dem überholten Drumherum – aus.
Die Überzeugung von der virtuellen Allwissenheit des Buddha ist schon in manchen frühen Texten angelegt und wird ziemlich bald zum festen Glaubenssatz. Es gehört von früh an zum festen Glaubensbestand, dass sich ein Buddha an frühere Geburten so weit erinnern kann, wie er will. Damit erhalten die Erzählungen über seine früheren Geburten festen Wirklichkeitscharakter. Obwohl ein Buddha virtuell allwissend ist, erzählt er nach Überzeugung der Buddhisten nur das, was ihm für seine Zuhörer nützlich erscheint.
Fassen wir zusammen: Ein Buddha zu sein erfordert außerordentliche menschliche Qualitäten. Ein Buddha ist aber weder unfehlbar noch allwissend. Darum kann er uns unser eigenes Urteil nicht abnehmen. Blinder Glaube ist eines Verehrers Buddhas unwürdig.
als aufgeklärter Buddhist der Gegenwart kann und will ich nicht unkritisch, buddhistische Überlieferungen, die Dogmen, Regeln, und Aberglaubensvorstellungen haben, übernehmen , die absulut nicht mehr in unsere heutige Zeit passen.
Buddhas Worte, treffen hier sehr gut zu. Die Rede an die Kala-
mer. Auzug aus der Lehrrede und sprachliche Formulierung von
Peter Riedl.
Geht nicht nach Hörensagen,
nicht nach Überlieferungen,
nicht nach der Autorität heiligerSchriften,
nicht nach der Autorität eines Meisters.
Geht nach der eigenen Erkenntnis.
Buddhas Pfad der Weisheit, „mache das Heilsame, lasse das Unheilsame
und entwickle deinen Geist, ist eine gut zu praktizierende Anleitung.
Mit freundlichen, aberglaubensfreien, buddhistischen Grüßen.
Uwe Meisenbacher
mer. Auzug aus der Lehrrede und sprachliche Formulierung von
Peter Riedl.
Geht nicht nach der Autorität eines Meisters.
Damit gab Buddha uns den Hinweis, auch er ist weder unfehlbar noch allwissend. Darum kann er uns unser eigenes Urteil nicht abnehmen.
Geht nach der eigenen Erkenntnis.
Schon der Buddha betonte, dass auch seine eigene Lehre (wie alle Dinge) dem Wandel unterliegt und stets in der Darstellungsform der jeweiligen Zuhörerschaft und ihrem spezifischen historisch-sozialen Kontext angepasst werden muss.
Mit freundlichen, aberglaubensbefreiten, buddhistischen Grüßen
Uwe Meisenbacher