Buddhas Anregungen zum Umgang mit Geld, Besitz und Wohlstand. Der Buddha selbst sowie seine Mönche und Nonnen lebten nach alter asketischer Tradition ein Leben ohne Geld, ohne feste Wohnung, ohne Besitz. Die Regeln besagen, dass Ordinierte Geld nicht annehmen und verwenden dürfen.
Das gilt natürlich nicht für Laien, denn mit ihrem Verdienst sichern sie auch das Überleben der Ordinierten. So gab der Buddha auch Anweisungen, wie Laien mit Geld und Reichtum umgehen sollen. Die darin enthaltene Ethik wird als eine spirituelle Übung verstanden. Wichtig war dem Buddha, dass grundlegende Prinzipien begriffen wurden, wie etwa die Einsicht in den ‚Mittleren Weg', das heißt, sich weder nur dem ‚Sinneswohl' hinzugeben noch der ‚Selbstqual'. Auch der ‚sinnlich Genießende' sollte vier Grundsätze berücksichtigen:
"Daß er auf rechte Weise und gewaltlos Reichtum suchte, ... daß er sich selber glücklich und froh machte ... daß er teilte und Verdienst erwirkte ... daß er diesen Reichtum nicht verstrickt, betört, hingerissen genießt, sondern das Elend sieht, mit der Weisheit des Entrinnens, aus diesen vier Gründen ist er zu loben."
(Gruppierte Sammlung 42 / 12, übersetzt von H. Hecker)
Die vier Empfehlungen sind klar: Dein Reichtum sollte ehrlich erworben sein, dich selbst zufrieden machen, du sollst spenden und vor allem nicht anhaften, weil du weißt, dass du alles wieder hergeben musst. Manche fragen sich vielleicht, wie man auf ehrliche Weise Reichtum erwerben kann und ob man nicht arm wird, wenn man zu viel abgibt und spendet. Der Buddha gibt folgende Antwort:
„In 91 Weltzeitaltern, an die ich mich erinnere, weiß ich nicht, dass da irgendeine Familie einstmals durch Almosengeben auch nur im geringsten geschädigt wurde. Alle Familien, die reich, steinreich waren, die große Besitztümer, viel Gold und Silber, viele Schätze, viel Getreide hatten – alle diese sind es geworden durch Geben, durch Wahrhaftigkeit und durch Zügelung."
(Gruppierte Sammlung 42 / 09, übersetzt von H. Hecker)
Der gute Umgang mit Reichtum gründet auf ethischen Richtlinien. In Bezug auf Geld sind es drei Eigenschaften, die uns gerade dann schwerfallen könnten, wenn wir viel besitzen. Ehrlichkeit bedeutet, dass wir prüfen, womit wir unser Geld verdienen und ob wir damit nicht jemandem schaden. Zügelung bedeutet, dass wir den Reichtum nicht nur genießen, sondern bescheiden bleiben, und mit Großzügigkeit schulen wir die Fähigkeit loszulassen.
Allerdings sollte man auch beim Geben vernünftig bleiben und den Reichtum auf folgende Weise aufteilen:
„Der Kluge, tüchtig so bewährt,
Wie strahlend Feuer glänzt er hell;
Vermögen schafft er, sammelt an,
Der Biene gleich, die Honig saugt;
So wird er reicher Tag um Tag. ...
Wer also einzuernten weiß ...
Er teilt die Habe vierfach ab, ...
Ein Teil, der dien' ihm zum Genuß,
Mit zwein versorg' er sein Geschäft,
Den vierten spar' er zu Bedarf:
Er soll für später Hort ihm sein."
(Längere Sammlung 31, übersetzt von K. E. Neumann)
Dies ist aus einem Gedicht, das wir in einer bemerkenswerten Rede finden, die Buddha an einen Familienvater richtet. Dieser veranstaltet vor den Toren seiner Stadt ein Ritual zur Verehrung seiner Vorfahren. Der Buddha zeigt ihm nun, wie man solch ein Ritual mit tiefer Bedeutung für die eigene Entwicklung und zum Wohl der ganzen Familie ausführen kann. Er zeigt ihm, wie er mit Respekt und Anerkennung an die Eltern, die Lehrer, die Partner und Kinder, die Freunde, die Diener und die spirituellen Lehrer denken soll. Folgende Eigenschaften, besonders auch im Umgang mit Besitz, bringen ihm Segen und Anerkennung:
„Wer immer aufstrebt, nicht erschlafft,
Und auch im Unglück nicht verzagt, ...
Als milder, wohlbedachter Mann
Bescheiden wandelnd, nicht verstockt, ...
Wer Gabe spendet, freundlich spricht,
Sich heilsam hier zu schaffen müht, ...
Das ist der Anhalt für die Welt
Wie um die Achse rollt das Rad;"
(Längere Sammlung 31, übersetzt von K. E. Neumann)
Ein solches Verhalten führt nicht nur zu Wohlstand und Anerkennung, sondern gibt gewissermaßen der Gesellschaft den Zusammenhalt, den sie zu ihrer Entfaltung braucht. Der Buddha geht sogar so weit, den Familien zu zeigen, wie sie ihren Reichtum auf lange Zeit erhalten:
„Wenn Familien, die sich großen Reichtum erworben haben, von langem Bestand sind, so ist dies stets auf vier Ursachen zurückzuführen oder auf eine derselben. Auf welche vier?
Um das Verlorene kümmern sie sich; das Alte bessern sie aus; sie halten Maß beim Essen und Trinken; einen Mann oder eine Frau von gutem Wandel setzen sie an leitende Stelle."
(Angereihte Sammlung 4 / 255, übersetzt von Nyanatiloka)
Einmal fragte eine Gottheit den Buddha, was zum Verlust führt, zum Untergang eines Menschen. Der Buddha führt nun insgesamt zwölf Gründe an, dazu gehören z.B. schlechte Freunde, Faulheit, die Eltern nicht unterstützen, Lüge, Geiz, Stolz und Verschwendung. Das Wichtigste jedoch – und daher am Anfang stehend – ist die grundsätzlich rechte Einstellung:
„Leicht erkennen kann man den Gewinner, leicht erkennen auch den Untergang:
Das Rechte liebend, ist man ein Gewinner; das Rechte hassen führt zum Untergang."
(Sutta-Nipata 1 / 6, übersetzt von Nyanaponika)
Wir dürfen uns also gemäß der buddhistischen Lehre durchaus um Vermehrung und Bewahrung unseres Besitzes kümmern und Reichtum ist nicht schon grundsätzlich verwerflich oder von Nachteil. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir gut daran tun zu wissen, dass all das höchst unbeständig ist:
„Geldeswert und Geld, Silber und Gold,
Oder was es sonst noch am Besitztum gibt; ...
Nichts von alledem mitnehmend, alles von sich werfend,
Müssen die Scheidenden dahin gehen.
Was man körperlich tut und mit Worten oder Gedanken,
Das ist sein Eigentum, und das nimmt er mit beim Scheiden,
Und das folgt ihm nach wie ein Schatten, der ihn nie verlässt.
Darum soll man Gutes tun als Vorrat für ein künftiges Dasein,
Verdienstliche Werke werden in der anderen Welt zu einem
Festen Halt für die Lebewesen."
(Gruppierte Sammlung 3 / 20, übersetzt von W. Geiger)
So kommen wir zuletzt wieder zurück zum Prinzip des ‚Mittleren Weges'. Für den Laien heißt das, durchaus an den Besitz zu denken, ihn zu vermehren und auch zu genießen, jedoch nicht daran zu hängen, sich nicht daran zu klammern, innerlich loszulassen. Das Leiden oder die ‚Aufregung', wie es in der nächsten Rede heißt, kommt nicht vom Besitz und Verlust, sondern von der Einstellung dazu, vom Anhaften. Es geht um die Einsicht, dass jedes Anhaften sinnlos ist, weil es nichts Unvergängliches gibt. Der Buddha sagt:
„Da denkt jemand: ‚O weh, ich hatte es! O weh, ich habe es nicht mehr! O weh, möge ich es doch haben! O weh, ich bekomme es nicht!' Dann ist er bekümmert, trauert und klagt, er weint und schlägt sich an die Brust und wird zerrüttet. So kann es Aufregung geben..."
„Auch ich sehe keinerlei Besitz, der unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen ist, und der so lange wie die Ewigkeit überdauern könnte."
(Mittlere Sammlung 22, übersetzt von K. Zumwinkel)
Sich darauf einzustellen ist eine fundamentale spirituelle Übung und schafft die Grundlage für jene Freiheit, die auf alle Wechselfälle des Lebens gut vorbereitet ist.
Das scheint gar nicht so schwer zu sein. Wesentlich anspruchsvoller wird die Übung jedoch, wenn wir sie auch auf jenen ‚Reichtum' anwenden, den wir vom Leben bekommen haben, nämlich auf unser eigenes Selbst. Mit dem, woraus wir bestehen, sei es das Körperliche oder das Geistige, sind wir identifiziert und sehen es als unser Eigentum an. Das heißt, ein beständiges Selbst gibt es nicht, daher ist es sinnvoll, ‚mit angemessener Weisheit, der Wirklichkeit entsprechend', alles, was wir über uns erfahren, auf folgende Weise anzuschauen:
„Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst."
Auf diese Weise wird die innere Loslösung von jedem scheinbaren Besitz – und sei es unser eigenes Selbst – zum Schlüssel für die wahre Freiheit:
„Indem er so erkennt, wird ein wohlunterrichteter edler Schüler ernüchtert ... Wenn er ernüchtert wird, wird er begierdelos. Durch Begierdelosigkeit ist sein Geist befreit. Wenn er befreit ist, kommt das Wissen: ‚Er ist befreit.'"
(Mittlere Sammlung 22, übersetzt von K. Zumwinkel)
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