Kürzlich erreichte mich die Anregung, es doch mit Richard zu versuchen – köstlich verpackt mit dem Vergleich, dass man Musik mit geschlossenen Augen schließlich auch viel intensiver genießen könne. Grundsätzlich freut es mich ja, dass Richard inzwischen eine Fanbase zu haben scheint.
Ich fand ihn ja auch gleich sympathisch, als ich ihn sinnierend auf den indischen Ozean blickend vorfand in jenen Tagen, wo sich meine Wahrnehmung durch Malaria-Prophylaxe zu trüben begann. Afrika macht eben mit einem Dinge, die man nicht vorhersehen kann. Richard machte diese Erfahrungung auch, halt anders. Und ich kann in diesem Zusammenhang ausschließen, dass ich ihn sympathisch fand wegen der getrübten Wahrnehmung. Er ist ziemlich gechillt, trotzdem fokussiert, g'scheit und geistreich.
Und das war er auch bei seinem Besuch letztens. Was wir gemeinsam hatten, war die Tatsache, dass wir einiges an afrikanische Erfahrungen zu verarbeiten hatten in den vergangenen Monaten – das ergibt durchaus Gesprächsstoff. Richard ist reflektiert, offen und zeigt Interesse, auch wenn man von ihm irgendwann einmal das Prädikat „komplex“ verpasst bekommt. So lange er einen beim Frühstück unter dem Apfelbaum mit Sturmfrisur und verquollenen Augen schön findet und unbedingt ein Foto machen will, kann sich Frau nicht beklagen. Und der Mann kann kochen! Diese Erfahrung war erfreulich, weil unbekannt – im Gegenteil. Die Kinder sprechen heute noch davon, dass sie gezwungen wurden, eine Mischkulanz aus drei verschiedenen Dosen-Fertiggerichten zu essen. Und nein, sie haben kein Trauma davon getragen. Und nochmals nein, ICH habe ihnen das nicht vorgesetzt.
Während ich das alles niederschreibe, wird mir klar, warum sich für Richard eine Fanbase entwickelt. Und objektiv gesehen gibt es wahrscheinlich ganz viele Frauen, die jetzt laut und deutlich „HIIIIIIIER!“ rufen würden. Doch wie Richard so schön sagte: Ich bin komplex. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich mir einen Mann vorstelle, den man mir erst backen und frei Haus liefern muss. Und auch nicht damit, dass ich darauf warte, dass Brad Pitt, Johnny Depp oder Ryan Gosling den Weg in meine Straße findet. Und da dann auch noch meine Klingel, die selbst mein Nachbar immer wieder aufs Neue suchen muss. Ja, mein Zweitname ist „Dornröschen“.
Meine Psychohygienikerin hat mir mal geraten, doch auch einmal Männer aus der zweiten Reihe „auszuprobieren“, und als experimentierfreudige Klientin bin ich ihrem Rat auch gefolgt. Ersparen Sie mir für den Moment die Details – bei manchen steht das Ende noch aus. Und es wird voraussichtlich kein gutes sein. Zumindest für die Männer. Ich bin einfach kein Typ (mehr) für Kompromisse. Warum? Weil ich weiß, wie sich Schmetterlinge im Bauch anfühlen. Wie mir Dinge entgleiten, weil ich in Gedanken bei meinem Herzen bin. Wie es ist, wenn ich mit einem Lächeln aufwache. Wie sich Selbstverständlichkeit anfühlt. Bei letzterem kann Richard ganz gut mit, und deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir richtig gute Freunde werden. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Sorry, Fanbase!