Mein Kopf ist absolut leer. Nicht dass ich mich jetzt damit brüsten möchte, endlich erleuchtet zu sein. Mitnichten. Ich habe nur unglaublich viel zu tun.
Jetzt können Sie natürlich sagen, dass man mit leerem Kopf gerade mal gar nichts tun sollte. Und in vernünftigem Rahmen geben ich Ihnen natürlich Recht. Ich kann unmöglich 23 Texte in einer Woche schreiben, ohne über ein Mindestmaß an Gehirnschmalz verfügen zu können. Das ist unmöglich. Was ich wirklich meinte: Ich bin so fokussiert auf meine Arbeit, dass ich darüber hinaus keinen einzigen Gedanken an irgendwas verschwende. Und das finde ich so wohltuend.
Wenn ich dann nach einem geleisteten Tagespensum auf meiner Ofencouch sitze und endlich dazu komme, der Katze die Streicheleinheiten zu geben, um die sie schon den ganzen Tag bettelt, stelle ich fest, dass ich ganz beim Streicheln bin. Dass ich zwar immer noch vor mich hin starre, aber das eher einer Müdigkeit geschuldet ist als irgendeiner Verzweiflung ob einer Person oder Situation. Ich rieche meine Räucherstübchen intensiver, ich höre auf den Rhythmus der Musik und lasse mich mitreißen. Ohne etwas zu denken. Vor einigen Wochen konnte es sein, dass mich bestimmte Lieder in die Vergangenheit und damit auch meine Stimmung in den Keller gezogen haben. Jetzt bin ich weit davon entfernt – weil mein Kopf eben total leer gefegt ist.
Ein Kreativitätsforscher mit unaussprechlichem Namen nennt das den „Flow“. Und tatsächlich habe ich das Gefühl, dass ich – ähnlich wie meine Großmutter, die auch nur drei Themen in ihrem Leben hatte – zwischen Arbeit, gesundem Essen (ohne das kann ich nämlich nicht arbeiten) und schlafen fließe. Hätte man mich vor einigen Monaten gefragt, was ich von solchen Existenzen halte, hätte ich vermutlich die Augen gerollt und „Nein danke!“ gerufen. Doch nun finde ich die Reduktion meiner Existenz sehr entspannend. Bei all dem restlichen Stress, den ein Arbeitspensum dieser Art mit sich bringt, wenn man es auch noch an EINEM bestimmten Tag abliefern muss. Es macht einfach notwendig, dass man sich fokussiert.
Und ich frage mich in den zwei Minuten täglich, die dann doch zum Nachdenken einladen, ob mir in weniger arbeitsreichen Wochen dieser Fokus fehlt. Ein wahrer Kern mag darin schon stecken, denn ich genieße das Treiben durch die Tage schon auch sehr. Wenn man darauf warten kann, was das Leben so bringt. Und dann am Abend einschläft, weil man spürt, dass es das Schicksal gut mit einem gemeint hat.
Jetzt schlafe ich ein, weil ich unendlich ausgelaugt bin. Vor allem geistig. Weil in meinen Kopf einfach nichts mehr reinpasst, obwohl er leer ist. Eine etwas skurrile Gemengelage, aber deshalb nicht weniger wahr. Das einzige, was noch möglich ist: zwei Absätze aus einem Buch zu lesen, das ein sehr faszinierender Mann geschrieben hat, den ich während des Jahreswechsels in Kapstadt getroffen habe. Er hat einige Jahre bei den Buschmännern verbracht und seine Erlebnisse zu Papier gebracht. Seine Zeilen verbinden mich nicht nur mit ihm, sondern auch mit einer Lebensweise, die so „down to earth“ ist, dass sie meinen Blutdruck senkt und ich gedankenlos einschlafe.
Ich liebe das, was ich tue. Das merke ich gerade jetzt, wo ich mich vollkommen darauf konzentriere. Schreiben gibt mir Struktur und Ausrichtung, Sinnhaftigkeit und Orientierung. Von ganzem Herzen wünsche ich mir, dass Sie auch so etwas haben, was Ihr Leben in den „Flow“ bringt. Falls ja, teilen Sie es mit mir – ich freue mich.