Die 9 Aspekte der Achtsamkeit sind so etwas wie eine Sammlung der Grundwerte, mit denen die Achtsamkeit aufs Leben schaut. Der heutige Beitrag ist zum Thema Geduld.
In einem Gedicht von Rainer Maria Rilke geht es um die Idee, die Fragen zu lieben. Wenn man die Fragen liebt - lebt man vielleicht eines Tages - ohne es zu merken - in die Antworten hinein
Viele tiefere Einsichten und Zusammenhänge erschließen sich erst, wenn man mit den Fragen lebt, in dem Wissen, daß die Antworten erst in der Tiefe auftauchen. Oft in der Stille. Dort, wo ich nicht mit ihnen rechne, öffnet sich eine Einsicht. Diese Einsicht nennt man auch gerne Intuition.
Die Intuition ist nicht laut und nicht schnell. Sie kommt, wenn man sie einlädt. Wenn man langsam wird - und still.
Je geduldiger ich mich mit etwas auseinandersetze, desto mehr Fülle taucht auf, desto mehr Kreativität wird frei.
Mache ich Dinge immer nur ganz schnell, mache ich meist das, was ich schon kenne - und zwar so wie ich es immer mache.
Wachstum und Reife
Jeder Lernprozess in unserem Leben ist mit Wachstum verbunden. Schaut man sich Wachstum in der Natur an, so sieht man, daß ein Baum erst gut wurzeln muss, bevor der Stamm sich entwickelt und er Früchte tragen kann.
Wir sind oft ungeduldig und wollen die Früchte dessen, was wir machen schon zu einem Zeitpunkt ernten, wo unser Baum noch gar nicht richtig gewurzelt hat.
Jedes Lernen ist Wachstum und braucht die Wiederholung, damit wir Dinge intuitiv erfassen können.
Ohne Geduld ist kein nachhaltiges Wachstum möglich. Den Dingen die Zeit zu geben, die sie zum Wachsen und Reifen brauchen - in ihrem eigenen Tempo - statt voreilig zu handeln - das ist die Qualität von Geduld.
Egal ob es sich um ein Projekt, um eine Tätigkeit, um eine Entscheidung, um eine Beziehung handelt. Die Dinge brauchen ihre Zeit zu reifen und ein Teil von uns zu werden.
Oft brauchen äußere Prozesse Zeit. Oft sind es auch innere Prozesse, die Zeit brauchen, bis ich zu einer guten Entscheidung kommen kann.
Die Achtsamkeit bleibt mit so einem Prozess und handelt nicht sofort. Sie wartet, bis Gefühle, Körper und Verstand genug Zeit gehabt haben, um zusammen zu einer reflektierten Entscheidung zu kommen, die sich auch gut anfühlt.
Verlangsamen, so daß meine Intuition sich zeigen kann ist ganz wesentlich in der Achtsamkeit. Die Geduld für den richtigen Zeitpunkt finden.
Berufung
Das Buch des amerikanischen Autors Stephen Cope trägt den Titel: "Das große Werk deines Lebens." Es befasst sich damit, was Menschen mit einer Berufung von denen unterscheidet, die einfach eine Arbeit haben.
Die, die eine Berufung haben, kommen immer wieder zu einer Sache zurück. Sie haben eine größere Geduld diese eine Sache in ihrer Tiefe zu erforschen, mit allen Feinheiten in Beziehung zu gehen und es so bis zur Meisterschaft zu bringen. Dabei brauchen sie keine äußere Motivation. Die Motivation, die aus der Tätigkeit selber kommt, führt zu einer immer größeren Vertiefung.
Meisterschaft
Ich mochte schon immer die Vorstellung in etwas wahre Meisterschaft zu erlangen.
Bei allem was wir lernen haben wir am Anfang eine steile Lernkurve. Dann flacht sie ab. Und danach kommen wir auf ein Plateau. Es gibt keine Veränderung. Kein dazu lernen. Kein besser werden.
Wer hier geduldig bei der Sache bleibt, macht nach einiger Zeit wieder einen kleinen Sprung - zum nächsten Plateau.
Je mehr Geduld ich aufbringe mich in Bezug auf eine Frage zu vertiefen, desto mehr Antworten werde ich finden. Das ist die Qualität von Geduld.
Ich denke 99 mal über etwas nach, sagt Albert Einstein. Dan gehe ich schwimmen - und die Antworten kommen.
Den Dingen die Zeit geben, die sie brauchen
Wird man ungeduldig, wahrt man oft seine eigenen Grenzen nicht, wird angespannt und gestresst. So geben wir uns selbst nicht die Chance zu lernen. Denn im Stress verlieren wir uns und finden keinen Fokus.
Wir wollen dann oft etwas, ohne schon reif dafür zu sein und ärgern uns über uns und andere.
Den Dingen die Zeit geben, die sie brauchen, führt zu Ruhe und Klarheit.
Darum ist die Geduld so wichtig.
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