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Wie schaffe ich es, Frieden mit Dingen oder Situationen zu finden, die ich nicht ändern kann?

MoonHee beantwortet hier Fragen des alltäglichen Lebens oder Fragen, die ihr schon immer einmal stellen wolltet. In ihrem ersten Beitrag „Wie geht es dir heute? Danke, gut!“  findet ihr mehr Informationen dazu.

Antwort MoonHee:

Da das Leben nicht immer so will, wie wir es gerne hätten, und Dinge geschehen, die weder kontrollierbar noch vorhersehbar sind, stellt das Leben im Allgemeinen eine große Herausforderung dar. Manche sind sich dessen bewusst, andere nicht. Der eine nimmt das Leben leicht und scheint es mit Bravour zu meistern, ein anderer wiederum hat das Gefühl, sich stets abmühen zu müssen und doch zu versagen.

Sind Menschen unterschiedlich mit Glück und innerem Frieden gesegnet? Oder kommen Menschen von Geburt aus mit mehr bzw. mit unterschiedlichem Können und Fähigkeiten ins Leben? Vielleicht, vielleicht. Doch vielleicht sind die Dinge auch nicht immer so, wie sie scheinen. Vielleicht steckt hinter dieser Leichtigkeit oder Zufriedenheit Gleichgültigkeit, Desinteresse oder Selbsttäuschung. Wir wissen es nicht. Die meisten Menschen kennen sich selbst kaum. Wie können wir es dann? Schauen wir deshalb auf uns selbst und bleiben wir dabei auch ganz bei uns selbst: Berauben wir uns unseres inneren Friedens nicht selbst durch Spekulationen, Vergleichen und das Beurteilen anderer.

Frieden ist immer gegeben – wenn wir in das Natürliche nicht eingreifen.

Der Naturzustand entspricht dem Zustand jenseits von Müssen und Habenwollen. Frieden ist unser innerstes Wesen und bedarf nichts Äußerliches. Im Gegenteil, es schadet. Wo ein Zuviel ist, kann es keine Ausgewogenheit geben. Unfrieden und Unzufriedenheit sind dort, wo der Mensch nicht in seiner Mitte ist, genauer gesagt, wo er seinem inneren Wesen entfremdet ist. Wenn er denkt, zu müssen, hat er sich selbst schon verloren. Sicherlich können wir nicht alles tun, was uns beliebt, und so scheint es, dass wir sehr viel müssen. Jedoch gibt es nur dort ein Müssen, wo wir unserem natürlichen Zustand entfremdet sind. Wir müssen heutzutage so viel, weil aus Wollen ein Kämpfen geworden ist – gegen andere, gegen dieses und jenes, aber vor allem gegen uns selbst. Ablehnung zieht weitere Ablehnung nach sich, und wo Ablehnung ist, da ist weder Frieden noch Einheit noch Harmonie noch Liebe. Alle vier Begriffe bedingen einander. Wir können Aristoteles nur beipflichten: „Wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich.“ Der Sinn der Aussage bleibt vollkommen gleich, wenn wir die Liebe mit Frieden, Einheit oder Harmonie und alle Gesetze mit alles Müssen ersetzen. Wenn also Frieden/Einheit/Harmonie auf der Erde herrschte, wäre alles Müssen entbehrlich. Verstehen wir: Müssen ist immer schon ein Zeichen von Missstand.

Frieden

Wie kommen wir in Frieden mit den Dingen, die wir nicht ändern können?

Die einzig nachhaltige Antwort darauf: Indem WIR UNS verändern. Die Veränderung liegt bei uns und nicht an der Welt, und zwar, indem wir uns von einem gedanklichen Müssen befreien. Die ersehnte Freiheit liegt im Wollen. Der Weg zu Einheit, Frieden, Liebe oder Harmonie liegt in der Versöhnung. Sehe ich oder fühle ich die Dinge getrennt von mir, dann bin ich – Zwei und nicht Eins. Solange ich nicht eins mit dem bin, was mich umgibt, leide ich: Ich fühle den Schmerz der Spaltung, der Zerrissenheit und der Trennung. Dieser Schmerz zeigt sich in dem Gefühl eines Mangels, das mich glauben lässt, dass mir etwas fehlt. So wie ich bin, bin ich ungenügend. Wie kann ich so – unvollkommen, mangel- und fehlerhaft – geliebt werden? Um zu sein, brauche ich also … und schon sind wir bedürftig im Müssen. Die Lösung lautet Vereinigung und die Voraussetzung dafür ist Annahme.

Frieden fängt immer bei uns selbst an.

Aus Müssen sollte also ein Wollen werden. Frieden fängt immer bei uns selbst an. Demnach ist die Selbstannahme Bedingung des Friedens. Erst wenn wir uns selbst annehmen, und zwar so wie wir sind, können wir auch Dinge oder Situationen so annehmen, wie wir sie sind. Wir sehen und fühlen die Welt immer so, wie wir uns selbst sehen und fühlen. Der Unfrieden tobt in uns und nicht außerhalb von uns. Krieg, Kampf und Konflikte sind lediglich Konsequenzen davon. Der Einzelne und die Welt leiden an einem Trennungsschmerz. Wollen wir Frieden, dann müssen wir uns radikal versöhnen. Dieses Müssen müssen wir allerdings wollen. Wollen ist eine Tugend des Herzens, Müssen eine Sache des Verstandes. Die Entscheidung, wem wir folgen, liegt bei uns. Können wir zugunsten des Herzens (Naturzustand) unsere gedachte Mangelhaftigkeit aufgeben oder verharren wir lieber in einem künstlich gedachten Wollen-Müssen? Ist es nicht schöner, statt müssen zu wollen? Was wir können oder nicht, richtet sich allzu oft nach dem, was wir aufrichtig wollen, woran wir wahrhaftig glauben oder eben nicht. Wir wissen: Wo ein Wollen ist, ist ein Können nicht weit. Wollen wir etwas VON HERZEN, dann sind wir eins und nicht zwei. Jenseits aller mentaler Trennung ist nichts als Frieden.

Weitere Fragen & Antworten von MoonHee Fischer finden Sie hier.

Sie haben eine Frage? Schreiben Sie an m.fischer@ursachewirkung.com

Bilder Teaser und Text© Pexel
Bild Header © Sigurd Döppel 

Dr. phil. MoonHee Fischer

Dr. phil. MoonHee Fischer

„Was eines ist, ist eines. Was nicht eines ist, ist ebenfalls eines.“ (Zhuangzi) Jenseits eines dualistischen Denkens, im Nichtgeist, gibt es weder das Eine noch ein Anderes. Wo das Eine sich von einem Zweiten abgrenzt, ist keine Einheit, sondern Zweiheit. Die Erfah-rung des Einen – ich bin al...
Kommentare  
# Sabrina Müller 2024-02-19 10:37
Liebe MoonHee Fischer,

vielen Dank für diesen bereichernden Beitrag über die Suche nach innerem Frieden. Ihre Worte haben mich tief berührt und zum Nachdenken angeregt.

Ich heiße Sabrina Müller und möchte Ihnen gerne eine Frage stellen: Wie können wir in einer Welt, die oft von Konflikten und Spannungen geprägt ist, lernen, unseren inneren Frieden zu bewahren, ohne uns von den äußeren Umständen beeinflussen zu lassen?



Mit freundlichen Grüßen,
Sabrina Müller
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