„… überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.“
Buddha spricht hier von Metta, einem grenzenlosen, unerschöpflichen Gemütszustand, der bei voller Entfaltung weit über die Klimazonen des menschlichen Alltags hinausreicht. Da werden Erlebensqualitäten freigelegt, die sonst nur sehr hohen Himmelswesen zugeschrieben werden.
Metta: Dieses Wort der Pali-Sprache bedeutet Freundschaft, Liebe, Güte oder Wohlwollen. Es weist aber weit über diese landläufigen Bedeutungen hinaus. Metta ist etwas ganz anderes als weltliche Liebe, die sehr unterschiedliche Formen annehmen kann: Manche Menschen lieben schnelle Autos, andere lieben Schweinefleisch, und wieder andere lieben bestimmte Menschen. Das sind alles Sinnesobjekte der Welt, die attraktiv sind und Wohlgefühle auslösen. Sind die Gefühle stark, sprechen wir von Liebe – im weltlichen Sinne.
So allgegenwärtig diese Liebe in unserer Sprache ist, so unbekannt ist ein strahlendes, liebevolles Gemüt, das frei von Feindschaft und Bedrängung ist, das überall in allem sich selbst wiedererkennt: wohlwollend, erhaben, unermesslich.
Was ist also Metta? Gibt es einen Weg dahin?
Wir erleben die Welt mit fünf äußeren Sinnen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Die Sinneseindrücke werden im Geist, der zentralen Datenverarbeitung, zu einem Erkenntnisobjekt zusammengefasst. Der Geist macht sich eine Vorstellung; er stellt das Erlebte sich selbst gegenüber. Damit sind zwei Pole entstanden: Da ist der Pol der Welt mit all ihren Objekten. Der andere Pol erlebt und fühlt diese Objekte, und er sagt zu sich selbst „Ich“.
Die erfassten Sinnesobjekte sind angenehm und anziehend, sie sind unangenehm und abstoßend, oder sie sind neutral. Auf unangenehme Erlebnisse reagieren wir mit Ablehnung oder gar mit Hass. Weltliche Liebe richtet sich auf angenehme Sinnesobjekte. Das reicht von zarter Anziehung bis hin zur Gier. Geliebte Sinnesobjekte sind eine Quelle des Leids. In der ersten Edlen Wahrheit des Buddha heißt es: „Getrenntsein von Liebem ist Leiden.“ Solch ein Getrenntsein erscheint unausweichlich, denn es entspricht dem Wesen der zwei Pole von „Ich“ und Welt, dass sie sich getrennt gegenüberstehen. Sie können einander einmal nahekommen, aber für das erlebende „Ich“ sind die Objekte der Welt immer das andere, so anziehend sie auch erscheinen mögen. Das gilt auch dann, wenn das weltliche Objekt ein lebendes Wesen ist.
Im Metta-Zustand der liebenden Güte löst sich dieses Sich-gegenüber-Stehen auf. Ich und Du verschmelzen in einer Ich-Du-Gleichheit. Ein anderes Wesen ist dann nicht mehr das andere. So wie das Ich immer das eigene Wohl gesucht hatte, so will es jetzt auch das Wohl der anderen Wesen. Mit liebevollem Gemüt Wohlwollen zu allen Wesen hegen und ausstrahlen: Das ist Metta. Kann solch ein Zustand verstanden werden?
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