Ohne Zweifel gab es zu Buddhas Zeiten gesellschaftliche Strukturen, die es erlauben, gewisse Ähnlichkeiten mit unserer Kultur zu entdecken. So gab es verschiedene Berufe, die mit unseren zu vergleichen sind wie Herrscher und Politiker, Kaufleute, Krieger, Ärzte, Künstler, Bauern und Handwerker.
In zahlreichen Vergleichen erwähnt der Buddha Berufe und ihre Eigenarten, um bestimmte Lehren zu verdeutlichen. Hier ein Beispiel aus einem Gespräch des Buddha mit einem Bauern, in dem dieser erzählt, wie gut er seine Sache im Griff und für alles vorgesorgt hat, und der Erwachte antwortet, wie er auf gleiche Weise für sein geistiges Heil gesorgt hat.
Dhaniya, der Herdenbesitzer
„Bereitet ist mein Reis, gemolken ist die Milch,
Am Mahi-Ufer wohne ich gesellt den Meinen,
Die Hütte ist gedeckt, das Feuer brennt;
Wohlan, o Wolke, regne, wenn du willst!
Der Erhabene
Geschwunden ist mein Zorn, bin schlackenfrei,
Am Mahi-Ufer wohn’ ich eine Nacht,
Die Hütte hat kein Dach, das Feuer ist gestillt;
Wohlan, o Wolke, regne, wenn du willst!“
Sutta-Nipata, Buch 1 / 2, übersetzt von Nyanaponika
An anderen Stellen zieht der Buddha Vergleiche zwischen der handwerklichen Arbeit, etwa von Bogenmachern, Schmieden und anderen, und der geistigen Arbeit. So wie man Holz oder Metall sorgfältig auswählt und bearbeitet, so sollte man mit den Gedanken und dem Geist umgehen.
„Gleich wie etwa ein geschickter Goldschmied ein
Schmelzfeuer anmachte, mit der Zange ein Stück
Gold fasste und in den Schmelztiegel hineinlegte, da
wird nun dieses Gold dann bald getrieben sein, fein
gesäubert, gereinigt von Unrat, geschmeidig, biegsam,
durchleuchtig geworden; und zu was für Schmucksachen
auch immer er es verarbeiten will, sei es zu
einem Armreifen oder einem Ohrringe, es wird seinem
Zweck entsprechen. Ebenso nun auch erfolgt, o Mönch,
weder wehes noch wohliges Gefühl und man erkennt:
Es löst sich auf. Es bleibt nunmehr noch der Gleichmut
übrig, der geläuterte, geklärte, geschmeidige, biegsame,
durchleuchtige.“
Mittlere Sammlung 140, übersetzt von Karl Eugen Neumann, gekürzt von Paul Köppler
Damit beschreibt der Buddha eine Stufe auf dem Weg, nämlich nach Überwindung der Reaktionen auf Gefühle erlangt man den Gleichmut, der später zum Erwachen führt. Auch die gesamte Ausbildung auf dem buddhistischen Weg wird mit der stufenweisen Ausbildung zu einem Beruf verglichen.
„Es ist möglich, auch in dieser Lehre einen allmählichen
Aufstieg nachzuweisen. Gleichwie ein gewandter
Rossebändiger eben erst am Gebisse Übungen ausführen
lässt und es dann weiteren Übungen zuführt,
ebenso weist der Vollendete, wenn er einen Menschen
zur Bändigung erhalten hat, also zurecht: Willkommen,
sei tugendhaft, bleibe lauter in Handel und Wandel, vor
geringstem Fehl auf der Hut kämpfe beharrlich weiter,
Schritt um Schritt.“
Mittlere Sammlung 107, übersetzt von Karl Eugen Neumann, gekürzt von Paul Köppler
In dieser Rede zeigt der Erwachte den Weg bis zum Erwachen, macht aber auch klar, dass er eben nur der Wegweiser ist und nicht verantwortlich, wenn einer wieder vom Weg abkommt. Auch wenn der Buddha nicht viel über die Arbeitswelt gesagt hat, so kommt doch der täglichen Arbeit eine ganz wichtige Stelle in seinem System zu, denn immerhin finden wir im achtfachen Übungsweg des Buddha ausdrücklich die Übung ‚Rechter Lebenserwerb’. Sie gehört zusammen mit ‚Rechtem Handeln’ und ‚Rechter Rede’ zu den Übungsgebieten der Ethik. Was ist darunter zu verstehen? Beim ‚Rechten Handeln’ heißt es, dass man sich darin übt, abzustehen vom Töten und Verletzen, vom Stehlen und vom unzulässigen Geschlechtsverkehr. Daraus ergibt sich für den Beruf, dass man Tätigkeiten vermeiden soll, die anderen schaden. So heißt es:
„Fünf Arten des Handelns sollte der Anhänger vermeiden:
Handel mit Waffen, lebenden Wesen, Fleisch,
berauschenden Getränken und Gift.“
„Betrügen, Beschwatzen, Andeutungen machen,
andere anschwärzen und nach immer mehr
Gewinn suchen: solches gilt als verkehrte Art des
Lebensunterhaltes.“
Angereihte Sammlung 177 und Mittlere Sammlung 117, übersetzt von Nyanaponika
Interessant bei diesen drei Übungen des Achtfachen Weges ist, dass es jeweils einen weltlichen Bereich gibt, das heißt also, einen rechten, verdienstvollen Beruf ausüben, und einen überweltlichen, also ein spirituelles Leben im Bewusstsein eines von einem reinen Herzen und Enthaltsamkeit geprägten Lebenswandels. Zuletzt sei noch erwähnt, dass Berufe, die damals wie heute eher positiv eingestuft werden, mit Buddhas Augen sehr kritisch gesehen werden. So macht er einmal einem General deutlich, dass auch das Töten für das Vaterland Töten bleibt und negative Folgen zeitigt. Und zu einem Schauspieler sagt er:
„Wenn ein Schauspieler auf der Bühne Wesen, die
schon bisher nicht frei von Gier, Hass und Verblendung
waren, Dinge von Gier, Hass und Verblendung vorführt,
dann werden sie immer noch mehr zu Gier, Hass und
Verblendung geführt. Selber berauscht und leichtsinnig,
macht er andere berauscht und leichtsinnig. So gelangt
er bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, in die
Gelächter-Hölle.“
Gruppierte Sammlung 42 / 2, übersetzt von Hellmuth Hecker
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