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Leben

Drei buddhistische Lehrer geben Auskunft über ihre Erfahrungen mit der Krankheit.

 

Sollen depressive Menschen meditieren?

Bhante Seelawansa: Das hängt sehr von der Situation und dem Menschen ab. Es gibt keine universelle Methode, jeder braucht seine persönliche Betreuung. Ist jemand manifest an Depression erkrankt, kann der Betroffene das sicher nicht ‚wegmeditieren’. Depressive haben ja nicht einmal mehr die Kraft, meine Kurse zu besuchen. Ich habe eher den Eindruck, Depression kann sich durch Meditation sogar verschlimmern, da man sich noch mehr mit sich selbst beschäftigt – und das ist in dieser Situation nicht gut.

Christoph Köck: Das kommt sehr auf die Person an. Ob ich sie psychologisch, psychotherapeutisch oder spirituell berate, hängt von der bisherigen Erfahrung des betroffenen Menschen ab. Ich meine damit, dass es ein deutlicher Unterschied ist, ob jemand bereits 20 Jahre meditiert und somit seinen Geist trainiert hat oder ob keinerlei meditative Vorerfahrung besteht. Jeder gehört dort abgeholt, wo er sich gerade befindet. Mit jedem muss anders, also immer individuell umgegangen werden.
Buddhistische Praxis kann man nicht auf die Übung der Meditation reduzieren, auch ‚Yoniso Manasikara’, das ist ein Erforschen von Gefühlen und Gedankenmustern, ist ein wichtiger Teil davon. Erst die selbst erworbene und ‚den Dingen auf den Grund gehende Einsicht’ ist tragfähig, gründlich und dauerhaft. Sie geht nicht mehr verloren.

Lama Palmo: Das kommt auf das Umfeld der Person und die Umstände an. Depression punktuell herauszufassen und zu generalisieren halte ich für schwierig, da sie lediglich das Ventil oder Symptom einer umfassenden individuellen Situation ist.

Meditation

 

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Ursachen für die Erkrankung?

Bhante: In Asien gibt es diese Krankheit namens Depression gar nicht. Es gibt nicht einmal eine Übersetzung für das Wort Depression. Hier im Westen leiden viele an der Gemütskrankheit, da die Menschen viele Enttäuschungen erfahren. Die meisten stellen sehr hohe Erwartungen an sich selbst, die oft nicht erfüllt werden können. In Asien muss man zwar auch Enttäuschungen verkraften, aber wir gehen anders mit ihnen um. Wir finden immer Hilfe in einem Kloster, bei der Familie oder bei Freunden. Hier im Westen sind viele Menschen ganz alleine.

Köck: Allgemein gesprochen ist es die krisenhafte Reaktion, wie mit Schwierigkeiten umgegangen wird. Verluste spielen eine Rolle: Verlust an Vertrauen aus der Kindheit, Verlust eines Partners oder auch Verlust eines Lebenstraums. Prinzipiell glaube ich, ist es eine Art und Weise, mit etwas nicht fertig zu werden und sich in einen Zustand von Mutlosigkeit und Hoffnungslosigkeit zurückzuziehen.

Lama Palmo: Auf einem oberflächlichen Level können die Ursachen so mannigfaltig wie die Menschen selbst sein. In der Tiefe ist aus buddhistischer Sicht immer Unwissenheit die Wurzel jeglichen ‚Übels’. Wenn mein Herz von unvoreingenommener Liebe und Mitgefühl für alle Wesen erfüllt ist, dann verbrennt diese Liebe jegliche andere Emotion. Um es komprimiert mit den Worten großer Heiler durch alle Traditionen hindurch zu sagen: Liebendes Mitgefühl ist die beste und billigste Medizin!

 

In Asien geht man in Meditationsseminaren weniger auf psychologische Probleme ein. Oft wird geraten, einfach weiter zu meditieren. Gilt das auch für Depressionen?

Bhante: Nein. Wenn jemand eine Geistesstörung hat, wird kein Lehrer ihn zum Meditieren schicken. Ein guter Lehrer wird in so einer Situation seinem Schüler immer sagen, dass er nicht meditieren darf. Wer eine echte Depression hat, sollte zum Arzt geben – das gilt für Asien und hier.

Köck: Jeder Lehrer wird immer zuerst versuchen, den Menschen zu verstehen, den Ursachen der Probleme auf den Grund zu gehen und dem Menschen genau das zu geben, was er braucht. Manchmal ist es ein Gespräch, manchmal ist es Psychotherapie, manchmal kann es auch Meditation sein.

Lama Palmo: Mittel und Methoden sind so verschieden, wie die Menschen und ihre Anliegen und emotionalen Set-ups verschieden sind. Generalisieren ist daher nicht angebracht und auch nicht zielführend.

Christina Klebl, 1979, ist ehemalige Chefredakteurin von Ursache\Wirkung. Sie hat Psychologie an der Universität Wien studiert, leitet das Seminarzentrum im Mandalahof und ist Geschäftsführerin des Radiologieinstitut Bellaria.

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Christina Klebl

Christina Klebl

Christina Klebl, 1979, ist ehemalige Chefredakteurin von Ursache\Wirkung. Sie hat Psychologie an der Universität Wien studiert, leitet das Seminarzentrum im Mandalahof und ist Geschäftsführerin des Radiologieinstitut  Bellaria.
Kommentare  
# Francois Geelen 2017-05-17 16:09
Es könnte sinnvoll sein Buddhistischen Ärzten diese Fragen zu stellen, es ist ja von einer Krankheit die Rede..........
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# Heinz Hilbrecht 2021-01-07 10:50
Die Statements sind gut und richtig. ABER: Depression hat sehr verschiedene Ursachen. Die müssen vom Psychiater diagnostiziert werden. Viele sind gut behandelbar. Ohne Behandlung ist eine "richtige" Depression eine tödliche Krankheit. Die Menschen sterben am Selbstmord. Also: Keine Experimente, sofort zum Arzt.
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# Elisen Spies 2021-01-07 10:56
Der konventionelle " Psychiater" ist als Medikamentenverordner zu vermeiden.
Im besseren Fall kann man sich ( falls noch so engagiert) in der abstrakten Philosophie von Zbsp. Seelawansa Vorträgen mit langer Zuhörbegabung gute Lebensratschläge holen, die immer wieder nachgelesen, zur Verbesserung führen. Er behandelt auch das Thema Angst. Dieses ja Teilaspekt einer " Depression" ist.
Und, bei vertrauensvollem Rahmen erzählen die Zuhörenden gerne über Ängste, Blockaden und Hemmungen. Desweiteren habe ich in Seelawansa Vorträgen hochsensible psychotherapeutische Unterbewusstseinberichte aufgezeichnet. Bei denen ich mich stets wunderte: Wie weiß ein Mönch das hundertmal besser zu erahnen als ein materielldenkender Psychotherapeut. Das ist tatsächlich ein " Phänomen".
Die Sprachgewandtheit ist dabei Großteil der Vermittlung.
( Zusätzlich richtige Atmung, die vielleicht beim Atemtraining zusätzlich erlernt wird ein sehr wichtiger Aspekt ist . Das kann auch in späterem Alter neu erlernt werden. Atem sparen durch Bauchatmung. Wenn man nämlich bei der Meditation beim Thema " Zurück zum Atmen" in eine Brustatmung mit Zwerchfellsperre kommt, dann hilft die Meditation nicht. Der Luftfluss wird gehemmt, der Stau fördert die Depression. Dieses richtige Atmen lernen jenseits des Alters ist ein großes Geschenk.
Nur erfordert es täglich 3 mal üben. Mit Anleitungsprogramm..
Kann es überall anwenden.
Zbsp. Mund immer geschlossen. Ein Mantra.
Zumeist geht man mit offenem Mund und erhöhtem Luftschnappen durch den Alltag).
Auch das Ambiente muss passen. Und die Stimmung im Raum. ( Keine Hetzerei oder Handy- Standbys. Wenn nach dem Vortrag manche sofort das Handy bedienen wie Ärzte im Bereitschaftsdienst, bekomme ich eine ziemliche Depression ).
Man kann sich glücklich nennen jenen Grenzbereich zum Psychister nicht zu überschreiten.
Doch eine gute Psychotherapie ist gut für das Verständnis der buddhistischen Lehre.
Mit Psychiatern bitte sparsam sein, diese oft manövrieren das Schiff in ihre theoretischen Fallzuordnungen.
Der Klient wird solange geprüft bis er alle Eigenschaften seiner IDH- Nummer so befolgt, dass er nicht mehr aus dem Labyrinth findet.

Das war meine Neujahrsansprache.
Danke der Erinnerung.
Gehe jetzt die Mitschriften neu lesen.
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