Im Alter von 95 Jahren, verstarb am vergangen Freitag, der Benediktinerpater und Zen-Meister Willigis Jäger. Er war der Gründer des Benediktushof in Holzkirchen, in dem er lebte und lehrte.
Willigis Jäger erlangte Popularität, unter anderem dadurch, dass er Parallelen zwischen östlicher und christlicher Mystik aufzeigte. Er war der Überzeugung, dass Religionen hinter ihren Konzepten im grunde alle auf das Selbe hinweisen.
Willigis Jäger wurde am 7. März 1925 in Hösbach, Deutschland, geboren. Als er 21 Jahre alt war, trat er in die Benediktinerabtei Münsterschwarzach ein. Zwei Jahre später, begann er mit seinem Studium der Philosophie und Theologie an der Universität Würzburg. Zum Priester wurde er im Alter von 31 Jahren geweiht. Auf einer seiner vielen Reisen, kam er schließlich in Japan mit dem Zen-Buddhismus in Kontakt. Es heißt, er sei von der Kirche nach Japan geschickt worden, um dort zu missionieren. Im Ergebnis wurde er zum Zen-Buddhisten. Er blieb insgesamt 6 Jahre in Japan. In dieser Zeit war er Schüler verschiedener Zen-Meister. 1996 erhielt er von Kubota Rōshi Inka shōmei – die Lehrerlaubnis.
Willigis Jäger kehrte zurück nach Deutschland und leitete bis 2001 das Meditationszentrum St. Benedikt (ehemaliges Internat der Abtei Münsterschwarzach). 2001 war das Jahr, in dem ihm die Katholische Kirche Rede-, Schreib- und Auftrittsverbot erteilte. Ein Jahr später kam das Verbot jeder öffentlichen Tätigkeit hinzu, dass vom Bischöflichen Ordinariat in Würzburg ausgesprochen wurde. 2003 wurde er Leiter des Bildungshauses Benediktushof in Holzkirchen, das durch Spenden und die dort stattfindenden Seminar finanziert werden konnte und von der Kirche unabhängig war. 2007 zog er sich aus der Leitung des Benediktushofs zurück und übergab sein Amt an Doris Zölls und Alexander Poraj. 2009 gründete er die Zen-Linie „Leere Wolke“. Im darauffolgenden Jahr übertrug Jäger die Lehrbefugnis an Doris Zölls und Alexander Poraj. 2016 zog er sich vom Lehrerdasein zurück. Aufgrund des hohen Alters, und den damit eingehenden gesundheitlichen Problemen, verbrachte er seine letzten Jahre in Ruhe auf dem Benediktushof.
Auf seinen Wunsch hin wird die Beisetzung in der Klostergemeinschaft Münsterschwarzach stattfinden.
Eine Meditation von Willigis Jäger:
"Sie sitzen entspannt mit innerer Festigkeit und aufrechtem Rücken da.
Spüren Sie Ihren Körper ohne Anstrengung jetzt als Ganzes.
Seien Sie ganz da in dieser Körperhaltung.
Spüren Sie den Raum.
Spüren Sie den Raum durch den Körper.
Spüren Sie aus dem “So-da-Sein“.
Spüren Sie über die Haut hinaus in den Raum.
Spüren Sie den Raum.
Lauschen Sie in die Stille.
Hören Sie die Stille mit jeder Zelle Ihres Körpers.
Öffnen Sie jede Zelle in liebender Erwartung.
Lauschen Sie mit Haut und Haar.
Horchen Sie, lauschen Sie mit großer Erwartung, ohne etwas bestimmtes zu erwarten.
Üben Sie ohne Anstrengung.
Um nichts muss gekämpft oder gerungen werden.
Es geht um reine Präsenz ohne Struktur.
Die Stille ist absolut leer, es gibt keine Bilder, keine Konturen, keine Konzepte.
Lassen Sie auch gute Gedanken los, diese sind jetzt Hindernis.
Nur die Stille zählt.
Lausche Sie auf die Stille hinter der Stille.
Hier sind Sie zu Hause.
Hier ist die Mitte, der Kern, das Eigentliche, das nicht geboren wird und nicht sterben kann. Hier ist die Heimat aus der Sie kommen, in die Sie gehen.
Hier in der Stille geschieht Kommunikation mit dem, was Gott, Gottheit, Christusbewusstsein, Essenz oder Leerheit genannt wird. Da, wo alle Namen verschwinden, wo das auftaucht was alle Namen benennen, da ist Kommunion.
Sie bitten nicht, sie danken nicht, sie sind.
Seien Sie wie eine Schale, die die Stille empfängt, bis auch die Schale vergeht und nur noch Stille da ist.
Die Stille ist plötzlich greifbar – das ICH darf zurücktreten.
Öffnen Sie sich, öffnen Sie alle Ihre Zellen.
Spüren Sie mit all Ihren Zellen in den Raum der Stille in Ihnen – und außerhalb von Ihnen . . ein raumloser Raum.
In dieser Unendlichkeit, die keine Form hat, da ist Ihr zeitloses Zuhause.“
doch wir alle müssen gehen....früher oder später....
leider auch Grosse Meister
Wer das Glück hatte, ihn zu treffen, ist bis (und über ;-)) das Lebensende hin reich.
Ich sehe das Foto von ihm - ich höre seine Stimme, die klaren und sanften Anweisungen, die weisen, wohl gewählten Worte.
Ich sehe seine Augen - ich spüre unendliche Güte, Freundlichkeit und Liebe. DANKE!