Vor dem Aufbruch ins Neue steht der Mut zur Bestandsaufnahme. Das Leben ist immerwährende Veränderung. Kein Moment ist wie der andere. Kein Moment kehrt je zurück. Inmitten dieses bewegten Flusses versucht sich der Mensch zu balancieren – oft hin- und hergerissen zwischen Angst vor Veränderung und der Sehnsucht nach ihr.
Spätestens, wenn der Wunsch, zu etwas Neuem aufzubrechen, zunimmt, weil die negativen Wirkungen eines Verharrens auf dem Status quo unübersehbar werden, ist es Zeit, sich zu bewegen. Am Anfang eines Veränderungsprozesses steht jedoch die Hinwendung zum Status quo: Was genau stimmt nicht mehr? Schon an dieser Stelle steigen viele Menschen aus. Zu groß ist die Angst vor den Antworten auf diese Frage, die kein Verleugnen der eigenen Situation mehr zulässt. Was genau passiert in diesen Momenten, und wie kann man den Weg beginnen?
Sich alten Denkstrukturen entgegenstellen
Der äußere Wandel beginnt mit dem Inneren, gleichsam einer Raupe, die nach einer Zeit des Rückzugs und Reifens zum Schmetterling wird. Der Wunsch nach Veränderung ruft jedoch immer auch alte Überzeugungen und Prägungen auf den Plan. Sie mahnen, was man darf oder eben nicht, was man nicht kann, was zu bedrohlich ist, was man nicht verdient hat, was anmaßend wäre. Wo ihre Befolgung in Kindheit und Jugend Zugehörigkeit und im schlimmsten Fall Überleben gesichert hat, verhindert sie im Erwachsenenalter ein selbstbestimmtes Leben. Eine Opferhaltung gibt weiteres hinzu. Das Außen steht dem Neuen im Weg: die Familie, der Chef, Kollegen, abzuzahlende Kredite, ja gar die Politik. Man selbst ist dem hilflos ausgeliefert.
Ein Rückzug in Passivität hat auf den ersten Blick vielleicht etwas Befreiendes, denn er schützt scheinbar vor Gefahren. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber, dass er jede Möglichkeit der Veränderung verhindert. So wird man das eigene Leben niemals selbst in die Hand nehmen können. Dabei handelt es sich lediglich um Stimmen in uns, wie sie uns täglich tausendfach durch den Kopf gehen. Machen wir uns dessen bewusst, entsteht Abstand zu ihnen. Übungen wie Meditation oder Mindmapping erhöhen die Achtsamkeit, diese Stimmen als Unterminierungsversuch gegenüber einem Veränderungsprozess zu enttarnen. Sie sind nicht die Wahrheit. Daraus erwächst die Fähigkeit, ihnen Einhalt zu gebieten und sich selbstbewusst nun den eigenen Zielen zuzuwenden.
Wie hoch ist der Preis eines fremdbestimmten Lebens?
Wenn die innere Unruhe nicht mehr zu überhören ist, vielleicht bereits körperliche Beschwerden, Depressionen oder Burn-out aufkommen, steht eine persönliche Bestandsaufnahme an. Gegen aufkommende Angst vor Veränderung kann folgender Gedanke eine Hilfe sein: Welchen Preis zahle ich bereits für das Verharren im Alten? Es ist ein Trugschluss, dass nur Veränderungen Gefahren mit sich bringen können. Stagnation und Verharren in destruktiven Strukturen nehmen auf lange Sicht Lebensfreude und Gesundheit. Die Frage, „Wie geht es mir eigentlich wirklich“, ist jedoch nicht so leicht zu beantworten, wie man vordergründig denken mag. Durch die permanente Orientierung am Umfeld und hohen Druck des Alltags verlieren Menschen den Kontakt zu sich selbst. In vielen Fällen wird die Entstehung eines Selbstbewusstseins von Kindheit an verhindert, denn bereits in dieser Lebensphase steht oft die Erfüllung der Bedürfnisse anderer im Fokus. Durch die frühe Dominanz der Umwelt gegenüber den eigenen Wünschen haben wir oft erst gar nicht gelernt zu fühlen, wie es uns wirklich geht oder was wir selbst vom Leben wollen. Um dem eigenen Status quo auf die Spur zu kommen, gibt es unterschiedliche Übungen, die begleiten und helfen können.
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 118: „Zufriedenheit"
Veränderung ist möglich: eine Übung zur Status-quo-Ermittlung Um einen Überblick über den eigenen Status quo zu gewinnen, werden die folgenden neun Lebensbereiche betrachtet: Partnerschaft, Familie und Freunde, Beruf, Finanzen, Gesundheit, Spiritualität/Achtsamkeit/Selbstfürsorge, Wohnen/Umgebung/Lebensqualität, Leidenschaft/Träume/Abenteuer und meinen Beitrag für die Welt/Social Responsibility. Schritt 1: Sichtung der Lebensbereiche
Schritt 2: Nachspüren
Schritt 3: Die Magie der ersten Schritte – Veränderung in Gang bringen
Viel Erfolg! Bon Courage! Und nicht vergessen: Man muss nicht gleich die gesamte Welt einreißen. Der wichtigste ist der erste und machbare Schritt. Es folgt der nächste und der nächste, und ehe man sich versieht, ist bereits ein großer Teil der Strecke zurückgelegt. |
Elke Sander arbeitet als Coach und ist Initiatorin der multimedialen Plattform „EXit! – Vom Aussteigen, Umsteigen und Mut zu Dir selbst.“ EXit! begleitet Menschen auf ihrem Weg vom inneren in den äußeren Wandel. www.exit-blog.com
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