„Welcher Sterbliche aber, Brahmane, gerät vor dem Tode nicht in Furcht und Angst?"
„Da ist einer, Brahmane, bei den Sinnenfreuden frei von Gier und Willensdrang, frei von Zuneigung und Durst, frei von fieberhaftem Verlangen und Begehren. ...
Ferner noch, Brahmane: da ist einer beim Körper frei von Gier und Willensdrang, frei von Zuneigung und Durst, frei von fieberhaftem Verlangen und Begehren. ...
Ferner noch, Brahmane: da hat einer nichts Schlechtes getan, hat keine rohen und gemeinen Taten begangen, sondern er hat edle, heilsame Werke vollbracht, die die Furcht der Wesen bannen. ...
Ferner noch, Brahmane: da ist einer kein Zweifler, kein schwankender Mensch, ist zur Klarheit gekommen in der Guten Lehre. ...
Diese vier Sterblichen, Brahmane, geraten vor dem Tode nicht in Furcht und Angst."
Angereihte Sammlung 4/184
Übersetzt von Nyanatiloka
Der Ausgangspunkt dieser Rede ist eine Behauptung, die ein Brahmane äußert und die die meisten von uns heute ebenso denken würden, nämlich die Ansicht, dass es keinen Sterblichen gibt, der nicht vor dem Tode Angst hätte. Viele Menschen hoffen, keine Angst beim Sterben zu haben, aber sie wissen nicht, wie sie reagieren werden. Man könnte sagen, dass die Lehre des Buddha im Grunde eine Vorbereitung auf diesen Übergang ist. Das heißt, es gibt Wege und Mittel, diesem Geschehen ohne Furcht zu begegnen.
Wie sieht nun diese Vorbereitung aus? Der Buddha nennt hier vier wichtige Fortschritte oder Ergebnisse des meditativen Weges. Die ersten beiden betreffen die sinnlich erfahrbaren Freuden und den Körper. Beide Bereiche sind klassische Gebiete der Achtsamkeitsmeditation. Die Achtsamkeit auf Sinne und Körper soll uns dazu führen, durch das klare Beobachten frei zu werden von allen begehrlichen Reaktionen. Wer sich schon zu Lebzeiten davon frei gemacht hat, der wird nicht mehr in Angst verfallen und klagen, wenn er merkt, dass sie beim Sterben schwinden. Der dritte Bereich betrifft unser Handeln. Mit Achtsamkeit sollte man sich bemühen, alles Schädigende und Unheilsame zu lassen. Wer sich am Ende des Lebens darauf besinnt, der wird ruhigen Gewissens von dieser Welt scheiden können und deshalb keine Furcht vor der Wirkung der schlechten Taten haben. Die vierte Übung bedeutet, durch Achtsamkeit und Verstehen Klarheit auf dem eigenen Weg zu finden und Vertrauen, dass es einen Ausweg aus dem Leiden gibt. Mit Vertrauen und Kenntnis der Lebensgesetze wird man frei von Furcht, um den Weg der großen Verwandlung beschreiten zu können.
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