Ich bin etwas beunruhigt. Weil ich spüre, dass sich etwas wandelt. Nicht, dass das jetzt eine umwälzende Neuigkeit wäre, denn seit Heraklit und seinem „pantha rei“ sind ja doch schon eine Wochen vergangen. Genug Zeit sogar für mich, das zu verinnerlichen. Und trotzdem...
Man könne nicht zweimal in denselben Fluss steigen, meinte der Grieche. Und rein intellektuell genommen, ist das natürlich eine „NoNaNed“ – Aussage. Jeder, der schon einmal am Ufer eines Baches, Flusses, Stromes gesessen ist und etwas hineingeworfen hat (beispielsweise eine Champagnerflasche), weiß, dass es auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Und dass auf einer etwas komplexeren Ebene Augenblicke des Glücks genauso flüchtig sind wie Augenblickes des Ärgers sein sollten. Veränderung passiert uns also einfach, da kannste machen nix.
Ist ja auch großartig, weil jeder Tag ein neuer ist und man beim Augenaufschlagen in der Früh nie wirklich mit hundertprozentiger Sicherheit weiß, was einen erwartet. Jeder Tag ein Abenteuer – wozu also noch verreisen? Und damit bin ich schon beim Thema. Denn es steht ja ein verlängertes Wochenende ins Haus, das ich eigentlich in einem meiner geliebten orientalischen Länder verbringen wollte. Dann hat mich der Wandel erwischt. Ich konnte mich nicht entscheiden. Ist noch nie vorgekommen. Bislang war jede Aussicht auf einen Ortswechsel mit einem leicht erhöhten Pulsschlag und einer freudigen Erregung beim Gedanken an Sonne, Muezzinrufe und Gewürzdüfte verbunden. Dieses Mal – NICHTS! Zwei Länder scheiden aufgrund meines Männerurlaubs (ich komme später noch darauf zurück) aus, zwei wegen der politischen Lage, eines wegen völlig überhöhter Preise und ein weiteres, weil ich da ohnehin im Dezember hinfahre. Und wenn ich nach Israel reise, will mich danach ohne einen Zweitpass kein arabisches Land mehr urlaubsmäßig aufnehmen. Auch wenn ich in vielen Situationen meines Lebens der Devise „No Risk, no fun“ fröne – so weit will ich es dann doch nicht kommen lassen. Vielleicht fahre ich nach Jerusalem knapp bevor mein jetziger Pass abläuft und ich noch eine Seite für den Einreisestempel frei habe...mal sehen.
Statt Israel wird es jetzt ITALIEN! Ich muss es in Großbuchstaben schreiben, damit ich es selbst glauben kann. Ohne jemandem nahetreten zu wollen, weil das Land, in dem die Zitronen blühen, ja grundsätzlich wunderbare Landschaften und Kultur anbietet: Die Mentalität liegt mir einfach nicht. Das Aufgeregte, das Schnelle, das Dramatische. Kann ich alles selbst, muss ich nicht von außen noch zuführen. Mir sind die Franzosen näher, die das alles mit einem Hauch von Melancholie und Gleichmut paaren, und das noch dazu in einer Sprache, die unvergleichlich charmant ist. Und die Engländer sowieso, die ihre Höflichkeit mit einem Humor verbinden, der mir vor Lachen regelmäßig die Luft nimmt. Warum also trotzdem ITALIEN?
Weil ich einen schönen Platz gefunden habe, an dem ich freiwillig niemanden sehen muss. Weil ich dort – und der Wetterbericht bestätigt das – im Warmen, wahlweise im Infinity-Pool sitzend auf die Wellen des Gardasees schauen kann, während es draußen regnet und stürmt. Weil ich das mit dem Besuch meiner Eltern verbinden und sonstige liebe Leute treffen kann. Alles sehr pragmatisch, wie ich finde. Dabei war Reisen für mich stets höchst emotional – siehe oben. Doch durch die dreiwöchige Meditation habe ich jetzt eines gelernt: Wenn man bei einer Angelegenheit zu viel hin und her überlegt, dann ist es das Falsche.
Das bringt mich zu meinem Männerurlaub. Ich gestehe, ich habe eine kleine Schwäche für dieses Geschlecht. Und ich gestehe auch, dieses Geschlecht macht mich regelmäßig wuschig. Nicht immer auf die Art und Weise, die Sie jetzt vielleicht vermuten – es raubt mir meine innere Ruhe. Da muss ich dann tun und machen, organisieren, antworten, telefonieren, einbetten (ins Leben, wohlgemerkt!). Und wenn ich emotional engagiert bin, tue ich das anfangs gerne. Doch irgendwann kommt stets der Augenblick, in dem es anstrengend wird. Weil ich mir Probleme aufhalse, die nicht die meinigen sind – ganz einfach, weil ich helfen will. Es scheint die Besonderheit meines Lebens zu sein, hauptsächlich solche Männer zu treffen. Und gerade diese Besonderheit will ich jetzt durchbrechen. Und schauen, ob sich etwas wandelt. Kommt etwas anderes in mein Leben – fein! Kommt das gleiche – Hands off! Kommt nix – auch gut!
Ich mag es, Zeit mit mir selbst zu verbringen. Und die nehme ich mir in letzter Zeit auch ausgiebig. Ich habe meine Termine reduziert, ich achte auf Ruhephasen, ich fokussiere mich auf die Dinge, über die ich mir keine „Hin und Her“ - Gedanken machen muss. Bei denen ich nicht Wochen überlegen muss, was zu tun, was richtig oder falsch ist. Denn die Meditation hat mir klar gemacht, dass beim Wigglwaggl immer auch irgendwie das Ego im Spiel ist. Und da wird es dann gefährlich, vor allem für die Intuition. Und den Weltfrieden sowieso, denn er beginnt meiner Meinung nach ohnehin in uns selbst.
Entscheidungen zu treffen, fällt so leichter. Und es macht mir klar, wie häufig wir versuchen, das Leben zu kontrollieren. Nicht, dass es dazu keine Möglichkeiten gäbe! Allerdings hat das seine Grenzen, und die zu achten, erscheint mir wichtig auf dem Weg zum Seelenfrieden. Was sein soll, weil es zu uns gehört, das wird kommen. Der Rest hat mit mir nichts zu tun. Meine Aufmerksamkeit kann sich also auf Dinge richten, die leicht, weil für mich bestimmt sind. Das funktioniert für Urlaube genauso wie für Männer, Jobs oder Handwerker. Probieren Sie es einmal aus!