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Hier bin ich also wieder, obwohl ich mir wirklich überlegt hatte, meinen FREITAG zu beenden. Denn wenn man so am schwadronieren ist, kommt einem die politische Korrektheit im Überschwang der Gefühle schon mal abhanden. Und etwas aufzuhören, was Freude macht, nur weil man selbst wieder einmal im Optimierungswahn ist, wäre fast schon Frevel. Was mich angesichts des vergangenen Weltfrauentages schon zum Punkt bringt.



Wir haben uns also selbst gefeiert – so habe ich das jedenfalls empfunden, als während des Tages immer wieder Glückwünsche und sonstige wohlmeinende Sprüche samt prachtvollen Blumenbouquets durch den virtuellen Raum schwirrten. Mir schien, dass wir endlich begriffen haben, dass wir das Bemerken unserer Einzigartigkeit untereinander regeln und nicht mehr outsourcen. An das andere Geschlecht, meine ich. Zu meinem Glück und wegen der fokussierten Aufmerksamkeit stellte ich fest, dass sich in meinem Freundinnenkreis nur Weiber befinden, denen nichts fremd ist außer Stutenbissigkeit. Und das kann man wirklich als Segen betrachten. Alle großartig in ihrem Sein, in dem Annehmen der Realität, im Verwirklichen ihrer Träume. Da fühlt man sich aufgehoben, auch wenn einem mal der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Was reihum immer wieder einmal passiert und unsere Armmuskeln einigermaßen im Training hält.

Was mich auch schon zum Thema bringt. Ich bin zwar noch näher an der 50 als an der 60, doch immerhin drüber. Da kommt man nicht umhin, den einen oder anderen körperlichen Mangel zu bemerken. Dass ich zum Bauchtanzen gehe, lässt mich schon sehr viel großzügiger damit umgehen, denn wenn da nicht etwas wackelt oder schwingt, fühlt man sich als ewige Anfängerin. Wenn man Frieden mit seinen Kurven schließen will, gehe man zu einer Aufführung oder schreibe sich in einen Kurs ein. Wunderbar, wie man sich dabei bewegen und einhüllen kann! Und endlich nicht mehr den Bauch einziehen muss, sondern erst richtig angekommen ist, wenn er ein bisschen über den Bauchtanzgürtel hinausragt. Das ist Weiblichkeit pur!

Jetzt sind wir Frauen ja eher so gepolt (worden), dass wir den Bauch einzuziehen haben. Dass wir unseren „Mann“ zu stehen haben (manchmal auch dahinter), unabhängig sein müssen. Und wenn ich gestern einer Diskussionsrunde lausche, die immer noch davon spricht, dass wir Kinderbetreuungsplätze brauchen, damit Frauen arbeiten gehen können, denke ich mir, dass wir diese Plätze doch benötigen, weil Fifty-Fifty einfach nicht ausreichend klappt. Gut, der Common Sense ist eben so, auch wenn ich anderer Meinung bin. Doch was heißt denn das im Grunde? Dass wir Frauen zwar wunderbar, aber auch wunderbar optimierungssüchtig sein können. Wir wollen den tollsten Körper, den besten Job, den schnittigsten Mann haben. Wir wollen die mitfühlendste Mutter, die aufregendste Liebhaberin und die allgegenwärtige Freundin sein. Wir wollen aktives Mitglied in irgendeinem Netzwerk, Verein oder Fitness-Studio sein. Und wenn's leicht geht, auch noch schön auf Urlaub fahren, mit der Familie oder Freunden. Hallo, geht’s noch?

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Natürlich habe ich auch schon Gebete gen Himmel geschickt, die mich mit weiteren acht Stunden pro Tag beschenken mögen, weil ich das Gefühl habe, in 24 Stunden einfach nicht alles unterbringen zu können, was ich möchte und was mir Spaß macht. Doch irgendwann muss das doch ein Ende haben. Und meiner Meinung nach ist dieses Ende dort anzutreffen, wo wir keine Zeit mehr für uns selbst haben. Jetzt könnte man ja sagen, dass man das eh alles für sich selbst tut. Die Frage ist: Tun wir es tatsächlich für uns selbst oder nur deshalb, weil wir GLAUBEN, dass es von uns erwartet wird? Von der Gesellschaft beispielsweise. Auch unser Selbstbild kann ein ziemlicher Saboteur sein. Herausfinden können wir das allerdings nur, wenn wir auch mal Ruhe geben. Kürzlich lese ich, dass der Wunsch „Ruhe in Frieden“ - normalerweise auf mehr oder weniger originellen Grabsteinen anzutreffen – eigentlich einer für das Leben sein sollte. Nämlich jeden Abend. Doch wie soll das gehen, wenn wir durch unsere Tage und Selbstbilder huschen, und davon wie die berühmte Sau durchs Dorf treiben lassen?

Ich lehne mich deshalb immer öfter zurück. Schalte meinen Radio aus, schiebe mein schlechtes Gewissen zur Seite und horche in mich hinein. Was da an Antworten auf die Frage: „Gehört das, was ich machen möchte, zu mir oder tue ich es für jemanden anderen?“ kommt. Auf diese Art und Weise löst sich mancher Stress ganz von alleine, denn die Erfahrung hat gezeigt: Wir sind nur dort wirklich authentisch, wenn wir aus uns heraus handeln. Und entspannt ob der Freude, die es macht, sich selbst zu verwirklichen. Ob das nun beim Kuchenbacken oder Kanban ist – egal. Hauptsache, wir sind in unserer Mitte. Und genau darum sollte es uns Frauen am Weltfrauentag auch gehen. Ich höre nun auf meine Mitte und esse etwas. Wenn man so deutliche Antworten bekommt, muss man folgen.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# PEter M. 2018-03-15 14:27
Niemand ist perfekt, und genau diese ecken und kanten machen uns aus. Ist man halt nicht was die Gesellschaft von einem erwartet, was soll's? :)
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# magclaudiadabringer 2018-04-27 14:09
ich bin auch sehr fuer ecken und kanten, und das lied von den "aerzten" bringt das thema ganz gut auf den punkt, wie ich finde
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