Früher, als ich noch inmitten der Dreitausender wohnte, habe ich Bücher gefressen. Klar, das Alternativangebot war ziemlich überschaubar, und auch wenn meine Eltern sich um eine Horizonterweiterung bemühten, waren Bücher doch noch einmal eine ganz andere Liga.
In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der jährlich gelesenen Bücher etwas verringert. Allgemein, und auch bei mir. Die generellen Lesezahlen werden am Buchkauf festgemacht, und das trifft nun wirklich nicht auf mich zu. KAUFEN tue ich eine Menge Bücher im Jahr, und bei jedem freue ich mich, dass ich es lesen werde. Die Frage ist nur: Wann? Eine weitere: Am Stück? Denn ich musste feststellen, dass sich meine Lesegewohnheiten in den letzten Jahren ziemlich verändert haben.
Die erste Veränderung war eine bewusste, nämlich sich durch Bücher, die entweder langweilig oder kitschig geschrieben sind, nicht die Lebenszeit stehlen zu lassen. Wenn es ein Autor nach 40 Seiten nicht geschafft hat, mich von seiner Geschichte zu überzeugen, war es das. Und seitdem habe ich keine Hemmungen mehr, solche Werke dem Altpapier zuzuführen. Die zweite Veränderung kam überraschend. Fast 20 Jahre hatte ich mich an der Gewohnheit meines Ex abgekämpft, der immer mehrere Bücher zeitgleich gelesen hat. Tut er übrigens noch heute, und ich inzwischen ebenfalls. Das Gute daran ist, dass man beim Parallellesen die verschiedensten Erkenntnisse bekommt und ganz andere Schlüsse ziehen kann. Bei mir liegt am Klo ein Stapel ZEIT-Magazin, im Bad „Die Karte der Wildnis“ von Robert Macfarlane, in der Küche ein Wälzer über Ayurveda, auf meinem Handy ein Hörbuch von Marianne Williamson und auf meiner Morgencouch mehr Spirituelles, mit dem ich jeden Tag beginne. Abschließen tue ich diesen derzeit mit „The Bushman Winter has come“ von Paul John Myburgh. Jede Menge Stoff, der mir tagtäglich so durch den Kopf schwirrt. Und ich mag das. Ob das damit zusammenhängt, dass ich das Gefühl habe, nicht mehr ein Buch nach dem anderen lesen zu können, weil mir die Zeit davon läuft? Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch nur die Freude an der Vielfalt.
Eines habe ich jedoch im Schnelldurchlauf gelesen, das den vielversprechenden Titel „Göttinnen altern nicht“ trägt. Die Autorin Christiane Northrup hat mir schon durch den Beginn der Wechseljahre geholfen und dazu beigetragen, dass ich irgendwann mich meiner wahren Natur besonnen habe. Denn darum geht es (auch) in dieser Zeit eines Frauenlebens: herauszufinden, wer man wirklich ist und damit langsam in die Gänge zu kommen. Das Buch über die alterslosen Göttinnen unterstützt Frauen dabei in einer unglaublich umfassenden Art und Weise, was ich sehr schätze. Und es befeuert die Lebensfreude, die ja oft nach einem mehr oder weniger anstrengenden Leben einzuschlafen droht. Nix da, sagt die Autorin, und erzählt, wie sie in fortgeschrittenem Alter als Alleinstehende einen Tangokurs belegt hat. Da ich ja seit einigen Jahren meinen Bauch tanzen lasse, fand ich sofort Anschluss an ihre Thesen. Und konnte mich bis zum Ende nicht mehr entziehen, weil ich auf jeder Seite mindestens einmal „Hurrrrraaaaaa“ gerufen habe.
Bücher, die bestärken, Wege aufzeigen und den Mut wecken, zu sich selbst zu stehen, sind eben unwiderstehlich. Finde ich zumindest. Ganz zu Ende gelesen habe ich die alterslose Göttin allerdings noch nicht, denn am Ende findet sich ein 14-Tages-Programm mit praktischen Hinweisen, wie man die Erkenntnisse im Alltag umsetzen kann. Das Mantra des zweiten Tages: „Ich erlaube mir, Lust zu erfahren – körperlich, geistig und seelisch.“ Und so lange ich das alles nicht an einem Tag unterbringe, lese ich nicht weiter. Der Vorteil: The best is yet to come.
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