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Was ich an meinem Beruf besonders schätze, ist, dass ich immer wieder lernen darf. Über Zusammenhänge, Menschen, Themen, mit denen sich meine Interessenslage bislang wenig bis gar nicht überschnitten hat. Und dann gibt es da auch noch neue Begrifflichkeiten.


Da rede ich jetzt nicht von Fremdwörtern wie Akinese, die mich meistens im Bauchtanzstudio befällt, wenn ich mein Bein nach hinten strecken und dabei auch noch schütteln soll. Da geht maximal ein gequältes Lächeln, aber darüber hinaus ergebe ich mich vollkommen der Bewegungshemmung. Oder usurpieren, weil mir körperliche Gewalt in ihrer Ausübung fremd ist (was nicht heißt, dass ich nicht ab und an davon träume, jemandem eine runter zu hauen) und ich meist nur will, was zu mir gehört. Auf Macht kann ich ebenfalls verzichten, mir reicht es, wenn ich mein Leben eigenmächtig wuppe. Würde ich da auch noch usurpieren, würde ich wahrscheinlich schon mit meinen Pastinaken Tango tanzen.
Ich rede von einer Begrifflichkeit, die mir kürzlich bei der seltenen Lektüre meiner abonnierten Wochenzeitung begegnet ist. Ja, Zeitunglesen gehört zu meinem Beruf – lucky me! Wie auch immer: Plötzlich stand da „Upskirting“. Schon gehört? Ich bis dahin nicht. Die Recherche ergab, dass damit das Unter-den-Rock-Fotografieren gemeint ist. Geht's noch? Es gibt einen Begriff für diese Absonderlichkeit? Man könnte eigentlich in unserer übersexualisierten Zeit davon ausgehen, dass die Hinterteile von Frauen sowie diverse umhüllende Kleidungsstücke durchaus gekannt sind. Offenbar nicht, denn das verwackelte Bild eines Handys muss ja wohl ganz etwas besonders Aufregendes sein. *augenroll* Die Briten haben inzwischen ein Gesetz dagegen erlassen, in Österreich und Deutschland sind derzeit gesetzlich „erlaubt“. Ich hasse es, mich zu wiederholen, aber: Geht's noch?

Unterm Rock
Wenn ich mir die Führerscheinanwärter von heute anschaue, dann stelle ich fest, dass sich der Prüfungsstoff vervielfacht hat. An Ge- und Verbote, die heute umgesetzt werden müssen, kann ich mich nicht erinnern. Vielleicht war der Führerschein damals so billig, weil wir nur die Hälfte wissen mussten? Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Gesetzeslage damals übersichtlicher war. Weil es noch so etwas wie Benehmen gab. Weil man durchaus noch eine Ahnung hatte, was zum friedlichen Miteinander notwendig ist. Vorfahrt geben statt nehmen, Bitte und Danke, Profile statt Pos fotografieren – solche Sachen. Manche jungen Menschen trauen sich oft schon deshalb kaum mehr etwas, weil sie fürchten, wegen einer Lächerlichkeit verknackt zu werden.
Unsere Gesetzeslage ist unübersichtlich wie die Verkehrslage auf dem Mittelstreifen einer Autobahn. Und ich denke, das kommt daher, dass es für jedes Fehlverhalten von Menschen gleich ein Gesetz geben muss. Weil die Gesellschaft offenbar ohne das alles außer Rand und Band gerät. Verstehen Sie mich bitte richtig: Für die dicken Dinger ist gerechte Strafe angemessen. Doch für kleine Dinge wie Upskirting sollte es kein Gesetz brauchen – weil wir wissen MÜSSEN, dass das einfach ungehörig ist. Weil wir Menschen sind, die sich befrieden statt bekriegen sollten. Und das geht manchmal besser ohne Handy. Punkt.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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