Weltweit nehmen buddhistische Gruppen zu dem Mord an George Floyd Stellung. Sie verurteilen Rassismus.
Rassistisch motivierte Polizeigewalt ist in den USA schon immer ein Problem. Dagegen regt sich dort nun erneut Widerstand, der sich wiederum in gewalttätigen Protesten entlädt. Rassismus gibt es aber nicht nur in den Vereinigten Staaten. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz gehört er zum Alltag.
Doch, was ist Rassismus eigentlich? In der Regel wird Rassismus mit biologischen Unterschieden begründet. Ein anderes Aussehen reicht aus, um eine Minderwertigkeit zu behaupten. Der deutsche Philosoph Theodor W. Adorno wies aber darauf hin, dass Rassismus neueren Datums vor allem auf kulturelle Unterschiede abhebt: „Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse (...).“ Das Andere, das Anderssein, erzeugt oft Unwohlsein und kann zu Ablehnung führen. Schon das ist Rassismus.
Die Eingangstür des San Francisco Zen Center. Foto © Anne Albrecht
Eine Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung zeigte 2016, dass etwa 35 Prozent der befragten Deutschen überzeugt sind „in Deutschland leben zu viele Ausländer.“ Fast 53 Prozent wollen eine „Obergrenze für Flüchtlinge“. Rassismus ist mit Buddhismus nicht vereinbar. Erst kürzlich veröffentlichte die DBU, der Dachverband der Buddhisten in Deutschland, lobenswerter Weise eine Stellungnahme, in der es u.a. heißt „dass Rassismus in keiner Weise in Einklang zu bringen [ist] mit den ethischen Werten, die die Grundlage des buddhistischen Weges bilden.“
Aus den USA hören wir von buddistischen Gruppen ähnlich deutliche Worte. In einer Botschaft der Soto Zen Buddhist Association etwa ist zu lesen: „Wir geloben Rassismus auf jeder Ebene unserer Kultur, Gesellschaft, Regierung, unseren Zen-Gemeinschaften und in unseren eigenen Herzen abzubauen.“ Das ist die richtige Herangehensweise. Denn Rassismus und Fremdenfeindlichkeit lösen wir nur mit persönlichem Engagement.
Auf religiöser Ebene denke ich zwar auch, dass sich der Buddhadharma durch seinen universalistischen Anspruch nicht damit verträgt, Menschen gewisser "Rassen" oder "Kulturen" auszuschließen. Auf politischer Ebene ist dies aber vielleicht nicht unbedingt der Fall, wenn man sich zum Beispiel ansieht, dass der Buddhismus historisch gesehen das Kastensystem eher ignoriert als bekämpft hat. Bei mehrheitlich buddhistischen Ländern scheint es mir sogar eher, dass der Buddhismus meist eine Symbiose mit herrschenden Ideologien der Ungleichheit eingegangen ist. Das kann man jetzt gutheißen oder nicht, aber es wäre meines Erachtens eine Anmaßung zu behaupten, dass dies alles kein "richtiger" Buddhismus gewesen sei.
Der Buddhismus scheint ja schon historisch eine Tendenz zu haben, besonders bei gesellschaftlichen Eliten beliebt zu sein, und die jetzigen Eliten der westlichen Welt sind eben vorwiegend kulturell linksliberal und antirassistisch, was sich auch auf den "westlichen" Buddhismus niederschlägt.