Wer den Film „Der Pate“ gesehen hat, weiß: Man muss nur das richtige Angebot unterbreiten, um zum Ziel zu kommen. Dass dabei Unterwäsche eine Rolle spielt, durfte ich kürzlich lernen.
Vor einigen Tagen wurde ich mit einer Aussage konfrontiert, die mich seitdem ziemlich beschäftigt. Dabei ging es um Folgendes: Wenn ein Mann eine Frau mit nach Hause nimmt und dann draufkommt, dass sie aufeinander abgestimmte Unterwäsche trägt, wurde er von der Frau ausgesucht und nicht umgekehrt. Zuerst wunderte ich mich ein wenig, denn dass sich Männer darüber unterhalten, wer wen aussucht, fand ich überraschend. Ich hatte sie da deutlich eindimensionaler eingeschätzt – ja, Asche auf mein Haupt! Andererseits habe ich in den vergangenen Jahren sehr viel Engagement darauf verwendet, zu lernen, nicht allzu viel in ihre Worte und Taten hineinzuinterpretieren. Aber hey, ich kann auch wieder zurück, wenn sich das Gegenteil herausstellt.
Zurück zur Unterwäsche. Natürlich kann sie ein Signal sein, und wenn ich bei meinen Freundinnen hin und wieder einen Blick in ihr Dekolleté werfe, sehe ich da Farben und Spitzen blitzen. Und freue mich, dass sie es sich wert sind, auch wenn es vielleicht niemand außer ihnen sieht. Manchmal ist es auch nur ein weiteres modisches Accessoire, was das Outfit zusätzlich unterstreicht. Doch ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich mir über den unteren Teil der Wäsche nie Gedanken gemacht habe. Ich trage aus Bequemlichkeitsgründen nur Schwarz, seit mein Ex vor Jahren mehrmals meine weiße Unterwäsche unachtsamerweise eingefärbt hatte. Und da man Menschen nicht ändern kann, sich selbst aber schon, habe ich meine Konsequenzen gezogen. Insofern muss ich mir über das passende Höschen wirklich keine Gedanken machen.
Männer offensichtlich schon, zumindest wenn es um den Erfahrungsaustausch und die damit zusammenhängende Interpretation geht. Wenn also unter Kaftan und Co. alles passt, muss sich gemäß dieser These der Mann eingestehen, dass er die Beute ist und nicht – wie vielleicht gewünscht – der Jäger. In Zeiten der Gleichberechtigung sollte das kein Riesending sein, möglicherweise sogar ohnehin komfortabler als das Risiko, flirtmäßig immer wieder gegen eine Wand zu rennen. Doch manche ziehen aus dem Jagdinstinkt durchaus Selbstbewusstsein. Ich kannte mal einen Mann, der sich aus Abfuhren überhaupt nichts machte, weil er die Erfahrung gemacht hatte: Wenn er zehn Frauen an einem Abend anbrät, bleibt am Ende meistens eine hängen. Keine schlechte Quote, wie ich finde. Aber das ist eine andere Geschichte.
Beim abendlichen Tête-à-Tête mit meinem Liebsten brachte ich das Thema auf den Tisch, denn ich habe immer gerne eine zweite Meinung, vor allem wenn es um Männerthemen gibt. Auch wenn Facebook nach einem Test die Ansicht vertritt, dass ich ein Mann bin: Nein, bin ich nicht, auch nicht gedanklich. Und Männer werden für mich immer irgendwie ein Rätsel bleiben. Das ist einerseits schön, andererseits für eine leidenschaftliche Rechercheurin wie mich eine stete Herausforderung. Als ich ihm also diese These schilderte, kam eine ziemlich unerwartete Antwort: „Es sind immer die Frauen, die wählen.“ Weil ein Mann sowieso nur ein Angebot machen, sich von seiner besten Seite zeigen könne. Ob das fruchte, läge nicht in seinem Einflussbereich.
Bleibe ich in diesem Kontext, frage ich mich, was viele Männer heute unter diesem „Angebot“ verstehen. Wenn ich in meine Freundinnenrunde schaue, sehe ich Angebote von Geheimniskrämerei, Unzuverlässigkeit, Angsthasentum. Jetzt kann Geheimniskrämerei damit zusammenhängen, dass eine Information die beste Seite gefährden könnte. Jetzt kann Unzuverlässigkeit bedeuten, dass es eh besser für die Frau ist, dieses Angebot nicht anzunehmen. Und Angsthasentum zeigt vielleicht nur, dass der Mann sich unter den Scheffel der Frau stellt. Nichtsdestotrotz: Ich bekomme den Eindruck, dass die Annäherung von Männern an Frauen völlig außer Acht lässt, dass es tatsächlich um das bestmögliche Angebot geht. Sich auf die Liebe auf den ersten Blick zu verlassen, nur weil man eine Offerte austricksen will, scheint mir beziehungsmäßig eine Sackgasse zu sein.
Doch vielleicht ist es heutzutage auch so, dass die Oberfläche als Angebot reicht. Gefällst du mir, bekommst du mein Interesse. Gefällst du mir nicht, wirst du auf die Seite gewischt. Und das gilt natürlich für beide Seiten, die eine Beziehung anstreben. Doch laut aktueller Weltbevölkerungsuhr gibt es mehr Männer als Frauen auf diesem Planeten. Insofern könnte sich die größere Hälfte der Planetenbevölkerung durchaus einmal überlegen, wie ein reizvolles Angebot an die andere Hälfte ausschauen könnte. Ein kleiner Hinweis: Es geht nicht darum, was der Mann als reizvoll erachtet, sondern was der Frau gefallen könnte. Und dazu braucht es vor allem eine Fähigkeit, nämlich der Frau zuzuhören und herauszufinden, wie sie tickt. Und ihr dann ein Angebot zu unterbreiten, das sie nicht ablehnen kann. Und wenn sie dann passende Unterwäsche trägt, wird der Mann vermutlich wissen, dass er Erfolg hatte. Oder so.
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