Eine der längsten Reisen führt vom Hirn ins Herz. Für Antrieb und Reisegeschwindigkeit gilt der Satz von Buddha: „Was der Mensch häufig erwägt und sinnt, dahin geneigt wird das Herz.“ Welchen Neigungen wir folgen, entscheidet über Richtung und Ziel. Dabei gibt es auch Irrwege. Achten wir also auf einen guten Reiseführer.
Ich habe Buddhisten kennengelernt, die wie ich irgendwann gefragt haben: Warum hat die Buddha-Lehre so viel Ruhe in mein Leben gebracht, aber so wenig Freude in mein Herz? Die Lehre führt doch von Wohl zu Wohl, zu immer größerem Wohl. Warum fühle ich das so wenig? Darum möchte ich mich auf die Suche nach der Freude und dem Wohl in der Meditation und in der Lehrnachfolge machen.
In buddhistischen Freundeskreisen sind mir zwei Haltungen begegnet. Einerseits heißt es: Wir meditieren immer – bewusst oder unbewusst. Eine Meditationsform wie Ānāpānasati ist für die meisten Nachfolger auch nach vielen Jahren der Praxis noch nicht dran. Das kommt später ganz von selbst.
Auf der anderen Seite wird gesagt: Ohne Meditation und ohne die innere Ernährung mit Verzückung und Glück, Pīti und Sukha, kommen wir auf dem buddhistischen Trainingsweg nur schwer voran. Wir können sogar innerlich verhungern. Ich werde darum versuchen zu zeigen, dass beide Standpunkte berechtigt sind und sich auch zusammenführen lassen.
Beiden Seiten gerecht werden: Wie mache ich das? Die Frage hat sich schon Friedrich Nietzsche gestellt: „Wie kann ich jedem das Seine geben?“ Und gleich die Antwort dazu geliefert: „Ich gebe jedem das Meine.“
Ich werde also aus meinem Erleben berichten: von meinen Wegen und Irrwegen. Wie viel einfacher wäre es doch gewesen, hätte ich die Irrwege früher schon gekannt.
Ich möchte Sie dabei auf meinem Lebensschiff mitnehmen. Eine Rundfahrt durch mein ganzes Leben kann es natürlich nicht werden. Aber ich lade Sie zu einer kleinen Kreuzfahrt ein: entlang einer Küstenlinie mit den Ruinen einer ungeschickten Meditationspraxis, in das tiefe, klare Wasser der Buddha-Lehre und mitten durch eine Gewitterzone. Wir werden dann vor der lieblichen Inselgruppe der Anussati verweilen, um schließlich einen Ausblick auf den herrlichen Horizont von Ānāpānasati zu wagen. Dahinter liegt das Ende der Welt.
Weiter geht es im Podcast:
Zitate aus dem Pali-Kanon: M 19, S 35.203, A IV.12-13, S 47.8, M 118, S 47.10, A V.176
Website: https://www.buddha-training.de
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